Donnerstag, April 25, 2024

Gefäßchirurgie und Qualitätssicherung: Qualität der Versorgung von Gefäßpatienten verbessern

Qualitätssicherung und Gefäßchirurgie. Nach langjährigen Bemühungen konnte man 2021 die Qualität der Versorgung von Gefäßpatienten sehr verbessern.

Im Jahr 2021 konnte ein weiterer Meilenstein in den langjährigen Bemühungen der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) um die Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung der Versorgung von Gefäßpatienten erreicht werden. Es wurde über das Deutsche Institut für Gefäßmedizinische Gesundheitsforschung gGmbH (DIGG) als hundertprozentige Tochter der DGG das neue pAVK-Register gelauncht, das eine komplette Erfassung und Evaluation der Ergebnisse aller konservativen, interventionellen und operativen Behandlungen von Patienten mit peripherer arterieller Verschlusserkrankung ermöglicht.

Damit können für die teilnehmenden Kliniken nun alle wichtigen gefäßmedizinischen Erkrankungen (Behandlung der Carotisstenosen/Halsschlagaderverengungen, Bauchaortenaneurysmen/Bauchschlagadererweiterungen und Varizen/Krampfadern) qualitätsgesichert werden und für die Patienten eine Verbesserung der Behandlungsqualität erreicht werden.

Damit wurde eine jahrzehntelange Tradition der DGG um Qualitätsverbesserungen fortgesetzt. Die DGG hatte als erste Fachgesellschaft über ihre Qualitätssicherungskommission eine Qualitätssicherung für die Behandlung der Carotisstenosen (Halsschlagaderverengungen) aufgelegt, die aufgrund ihres Erfolges später in die verpflichtende, gesetzliche Qualitätssicherung (BQS, AQUA, jetzt IQTIG) übernommen wurde.

 

Qualitätssicherung und Versorgungsforschungsprojekte zur Gefäßchirurgie

Neben dem Betrieb von Registern zur Qualitätssicherung werden vom DIGG auch Versorgungsforschungsprojekte unter anderem mit der AOK zu Gefäßchirurgie-Themen wie pAVK und Bauchaortenaneurysma durchgeführt. Relevante klinische Ergebnisse, die zu einer Verbesserung der Versorgungsstruktur der Behandlung der kritischen Extremitätenischämie (der schwersten Form der peripheren Durchblutungsstörungen) führten, konnten auch durch die Forschungsförderung des CRITISCH-Registers durch die DGG erarbeitet werden.

Durch die Corona-Pandemie weitgehend unbeachtet, wurde den ersten Gefäßzentren eine Förderung entsprechend der G-BA-Richtlinie „Zentren“ beschieden. Damit schließt sich ebenfalls ein Kreis, der von der DGG 2003 mit der Zertifizierung von „interdisziplinären Gefäßzentren“ begonnen wurde. Es wurden damals Mindestanforderungen für die Versorgungsstruktur und Prozessqualität definiert und die Notwendigkeit des Nachweises der Ergebnisqualität der Behandlung eingefordert.

Auch die heute häufig diskutierten Mindestmengen für komplexe/präventive Eingriffe waren Bestandteil der Zentrumszertifizierung. Die jedoch wegweisendste Entscheidung war, weitere an der Behandlung von Gefäßerkrankungen beteiligte Fachgebiete und Fachgesellschaften in diese DGG-Zertifizierung einzubinden. Damit beinhaltet ein „interdisziplinäres Gefäßzentrum“ auch die wichtigen Elemente einer interdisziplinären, personalisierten Behandlungsführung durch verschiedene konservative, interventionelle und operative Gefäßmediziner, die auch in den neu etablierten Zweitmeinungsverfahren zur Verbesserung der Behandlungsqualität der Patienten angedacht sind. Diese Verbesserung der Behandlungs- und Ergebnisqualität konnte für die Gefäßzentren im BARMER Report 2018 (Band 11) wissenschaftlich nachgewiesen werden.

 

Verbesserung der Struktur- und Behandlungsqualität

In den letzten Jahren hat die DGG im Rahmen ihrer Bemühung um die Verbesserung der Struktur- und Behandlungsqualität auch die Entwicklung der RAL-Gütezeichen „Aorta“, „Arterien und Venen“ und „Venen“ mit vorangebracht. Hiermit können sich nicht nur Kliniken, sondern auch die in der Zukunft immer wichtiger werdenden, ambulanten Leistungserbringer in einem etablierten DIN/ISO-System zertifizieren. Darüber hinaus beteiligt sich die DGG an weiteren interdisziplinären Zertifizierungen im gefäßmedizinischen Bereich wie Shuntzentren und Wundzentren.

Im Sinne der Maxime „Qualität entscheidet und setzt sich durch“ wird vonseiten der DGG seit 2009 eine Ausbildung und Zertifizierung von endovaskulären Chirurgen / Spezialisten angeboten, die durch eine curriculare, theoretische und praktische Ausbildung mit einem abschließenden Leistungsnachweis einen auch in Europa viel beachteten Standard in der endovaskulären Therapie gesetzt hat. Ein weiterer Ausbildungsgang mit Zertifizierung zum „Zertifizierten Shuntchirurgen DGG“ wird derzeit etabliert und demnächst eingeführt.

Eine von der DGG immer sehr aktiv betriebene Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen ist die Erstellung von Behandlungsleitlinien gefäßmedizinscher Erkrankungen. Leitlinien sind hier wichtige und effektive Instrumente, deren vorrangiges Ziel die Verbesserung der medizinischen Versorgung durch Vermittlung von aktuellem Wissen ist. Die Entwicklung der Leitlinien erfolgt aufgrund der Initiative einer Fachgesellschaft und wird aus Eigenmitteln der Fachgesellschaften finanziert.

 

Aktuelle S3-Leitlinie

Die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung der extrakraniellen Carotisstenose wurde 2020 publiziert, weitere Leitlinien wie die Leitlinie pAVK (periphere arterielle Verschlusserkrankung) werden derzeit von der DGG mit aktualisiert. Zusammenfassend ist die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) – neben der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Faches – auf vielen Ebenen der Verbesserung der gefäßmedizinischen/-chirurgischen Behandlungsqualität verpflichtet und wird entsprechend dem Motto der diesjährigen 37. Jahrestagung der DGG „Faszination Gefäßchirurgie: Innovativ und Offen“ weiter innovativ und offen sein für weitere Qualitätsverbesserungen, die unseren Patienten zugutekommen.


Literatur:

Curriculum Endovaskulärer Chirurg/Spezialist Barmer Report 2018 Kühnl Behandlungsführer pAVK


Quelle:

STATEMENT » Qualität entscheidet und setzt sich durch – die Gefäßchirurgie ist vorbereitet! « Professor Dr. med. Markus Steinbauer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG). Kongresspräsident DGG 2021. Leiter der Zertifizierungskommission der DGG, Leiter des Gefäßzentrums und Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG)

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