Mittwoch, April 24, 2024

Abweichungen beim Gang helfen, das Risiko für Demenz vorherzusagen

Wenn man bei Risikopersonen den Gang analysiert, während sie Denkaufgaben lösen müssen, kann man die Wahrscheinlichkeit herausfinden, ob die Untersuchten an Demenz erkranken werden.

Im Grunde genommen können Gang-Abweichungen beziehungsweise Veränderungen im Gangbild auf eine Demenz hindeuten. Wobei man früher die altersbedingte sinkende Fitness, Stürze und andere motorische Probleme vor allem als Zeichen der Gebrechlichkeit bewertete. Hingegen konnten verschiedene neue Forschungsarbeiten zeigen, dass es überraschende Zusammenhänge zwischen dem Gang und das Risiko für eine Demenz gibt.

 

Gang-Bild kann erhöhtes Demenz-Risiko signalisieren

In einer Studie zeigte sich beispielsweise bei Ganganalysen mithilfe eines Teppichs, der über Sensoren kleinste Abweichungen zwischen den Schritten festhält, dass je stärker die Abweichungen waren, desto höher das Sturzrisiko betroffener Patienten in den kommenden Monaten war. Wenn in Folge die Gang-Abweichungen weiter ansteigen, da die Patienten während der Ganganalysen gleichzeitig mit Denkaufgaben gefordert wurden, so erhöhte sich zusätzlich die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffenen Patienten an einer Demenz erkranken.

Das Gehirn vollbringt nicht nur intellektuelle Leistungen, sondern steuert auch motorische Prozesse. Deswegen kann die Früherkennung des Demenzrisikos nicht nur an der Hirnleistung gemessen werden. Auch durch Untersuchungen motorische Veränderungen wie Ganganalysen sind aussagekräftige Ergebnisse erzielbar.

Der Blick auf den Gang des Patienten könnte vielleicht sogar früher das Risiko für eine Demenz darstellen als andere Verfahren. Dadurch lässt sich eine Demenz zwar nicht verhindern, aber frühe therapeutische Interventionen könnten den Verlauf sehr verbessern.

 

Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Denkleistung und der Geschwindigkeit beim Gang mit dem Risiko für Demenz bei älteren Erwachsenen

Eine rezente Studie hat ergeben, dass ein gleichzeitiger Rückgang bei der Gang-Geschwindigkeit und der kognitiven Fähigkeiten das Risiko für eine Demenz signifikant erhöht. Besonders besorgniserregend ist, dass das Risiko bei Personen mit einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses doppelt so hoch ist.

Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung regelmäßiger Messungen der Gang-Geschwindigkeit, um das Demenz-Risiko zu erkennen. Es wird immer deutlicher, dass die Einbeziehung solcher seriellen Messungen in die Demenz-Risiko-Screenings von entscheidender Bedeutung ist. Dadurch kann man frühzeitig umfassende Beurteilungen durchführen und rechtzeitig präventive Behandlungen einleiten.

 

Positiver Effekt von Eurythmie auf den Verlauf einer Demenz

Um den Verlauf einer Demenz positiv beeinflussen zu können, sind Effekte von Bewegungstherapien von großer Bedeutung. Dazu gehören auch Tai-Chi, Tanzen und die klavierbegleitete Dalcroze-Rhythmik. Letztere ist auch als Eurythmie bekannt.

Die Dalcroze-Rhythmik fördert die motorisch-kognitiven Fähigkeiten. Der positive Effekt von Eurythmie soll zudem helfen, spontane Reaktionen und eine gute Körperbeherrschung zu trainieren. Wobei man damit sogar liegende Patienten behandeln kann. Schließlich genießen selbst schwer kranke Patienten die Bewegung zu Musik.

Durch Einsatz von Methoden der Eurythmie kann man jedenfalls auch das Sturzrisiko teilweise um 50 Prozent senken. Für die Behandlung betroffener Personen ist daher zu empfehlen, dass man auch jene Methoden immer berücksichtigt, die eine spezielle Bewegungskontrolle trainieren.


Literatur:

Collyer TA, Murray AM, Woods RL, Storey E, Chong TT, Ryan J, Orchard SG, Brodtmann A, Srikanth VK, Shah RC, Callisaya ML. Association of Dual Decline in Cognition and Gait Speed With Risk of Dementia in Older Adults. JAMA Netw Open. 2022 May 2;5(5):e2214647. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.14647. Erratum in: JAMA Netw Open. 2022 Jun 1;5(6):e2222274. PMID: 35639376; PMCID: PMC9157262.

Fischbacher M, Chocano-Bedoya PO, Meyer U, Bopp I, Mattle M, Kressig RW, Egli A, Bischoff-Ferrari HA. Safety and feasibility of a Dalcroze eurhythmics and a simple home exercise program among older adults with mild cognitive impairment (MCI) or mild dementia: the MOVE for your MIND pilot trial. Pilot Feasibility Stud. 2020 Jul 15;6:101. doi: 10.1186/s40814-020-00645-7. PMID: 32695433; PMCID: PMC7364522.


Quelle: http://www.dggeriatrie.de/

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