Dienstag, März 19, 2024

Fructosemalabsorption – Fruchtzuckerunverträglichkeit – oft ignoriert

Fructosemalabsorption  –Fruchtzuckerunverträglichkeit – verursacht bei etwa 2 von 3 Kindern Verdauungsprobleme, eine fructosearme Diät bringt rasch Beschwerdefreiheit.

Wer nach dem Verzehr von Obst, Fruchtsäften, Trockenobst oder süßen Brotaufstrichen ein unangenehmes Gefühl im Bauch hat, leidet möglicherweise an einer Fruchtzuckerunverträglichkeit beziehungsweise Fructosemalabsorption. In unseren Breiten sind schätzungsweise 2 von 3 Kindern und jeder 3. Erwachsene von einer solchen Lebensmittelunverträglichkeit betroffen.

 

Ursache für Fructosemalabsorption

Die Ursache für eine Fructosemalabsorption ist, dass die Fructose (der Fruchtzucker), im Dünndarm nicht bzw. nicht vollständig aufgenommen wird. Die Fructose kommt übrigens vor allem in Früchten, Honig aber auch in Obstsäften sowie Erfrischungsgetränken vor.

Die Fructose gelangt dann in größerer Menge in den Dickdarm und verursacht dort Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Druck- oder Völlegefühl, Blähungen und Durchfall. Normalerweise wird die verzehrte Fructose im Dünndarm mit Hilfe eines Transporters aufgenommen.

Bei der Fructosemalabsorption ist dieses Transportsystem in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt, was zu individuell mehr oder weniger stark ausgeprägten Beschwerden führt. Geringe Mengen an Fructose vertragen betroffene Menschen häufig ohne Probleme. Zudem kann der gleichzeitige Verzehr von beispielsweise Proteinen und Fetten die Verträglichkeit von Fructose verbessern.

 

An Fruktosemalabsorption denken

Eine Fruktosemalabsorption bei Menschen mit einer gestörten Aufnahme von Fruchtzucker wird von der Medizin häufig übersehen. Obwohl diese Lebensmittelunverträglichkeit immer häufiger in den Blickwinkel klinischer Untersuchungen fällt, bekommen Patienten mit der Diagnose Fruktosemalabsorption noch immer wenig Unterstützung.

Viele der früheren Ernährungsempfehlungen waren angelehnt an die sogenannte hereditäre Fruktoseintoleranz, bei der die Betroffenen mit Fruchtzuckerunverträglichkeit völlig auf Fruchtzucker verzichten müssen. In den letzten Jahren wurden gute Ernährungsempfehlungen für Menschen mit einer Transportstörung für Fruchtzucker publiziert, die die Betroffenen ohne Verbote, sondern mit viel Genuss auch Obst wieder vertragen lassen.

 

Maßnahmen bei Fruchtzuckerunverträglichkeit

Die Verdauungsbeschwerden verschwinden recht rasch, wenn betroffene Patienten eine fruktosearme Diät einhalten. Zudem sollten sie auch auf Sorbit verzichten. Sorbit – E420 – ist ein Zuckeraustauschstoff, den man vor allem in Produkten für Menschen mit Diabetes sowie zuckerfreien Kaugummis finden kann. Zudem blockiert die Substanz den Fruktosetransporter GLUT 5. Wobei allerdings auch Wechselwirkungen und eine Verstärkung der Symptomatik entstehen können.

Für eine fruktosearme Diät sind jedenfalls Obstsorten mit hohem Gehalt an Fruktose zu meiden. Und zwar wie Äpfel, Birnen, Weintrauben und Zwetschken. Weiter haben Steinobst wie Marille und Pfirsich wiederum einen hohen Sorbit-Anteil, der ebenfalls problematisch ist.

Im Grunde genommen ist Fruktose, der Fruchtzucker, ein Monosaccharid, das in vielen Lebensmitteln enthalten – auch in Traubenzucker (Glukose) und Haushaltszucker (Saccharose) vor. Daher ist auch ein Verzicht auf Süßwaren sehr zu empfehlen.

Versteckter Fruchtzucker kann ebenfalls Verdauungsbeschwerden verursachen. Fruktose kommt beispielsweise auch in Honig und Maissirup vor. Aber auch diätetische Lebensmittel und vielen zuckerfreien Produkte wie Kaugummis enthalten Fruktose.


Literatur:

Hegde VS, Sharman T. Hereditary Fructose Intolerance. 2021 Jun 29. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan–. PMID: 32644528.

Jordan K, Leithold C. Consider Fructose Intolerance. Dtsch Arztebl Int. 2021 Jun 4;118(22):378. doi: 10.3238/arztebl.m2021.0198. PMID: 34250898; PMCID: PMC8372779.

Buziau AM, Schalkwijk CG, Stehouwer CDA, Tolan DR, Brouwers MCGJ. Recent advances in the pathogenesis of hereditary fructose intolerance. Implications for its treatment and the understanding of fructose-induced non-alcoholic fatty liver disease. Cell Mol Life Sci. 2020 May;77(9):1709-1719. doi: 10.1007/s00018-019-03348-2. Epub 2019 Nov 12. PMID: 31713637.

Gaughan S, Ayres L, Baker PR II. Hereditary Fructose Intolerance. 2015 Dec 17 [updated 2021 Feb 18]. In: Adam MP, Ardinger HH, Pagon RA, Wallace SE, Bean LJH, Gripp KW, Mirzaa GM, Amemiya A, editors. GeneReviews® [Internet]. Seattle (WA): University of Washington, Seattle; 1993–2021. PMID: 26677512.


Weitere Informationen: www.dge.de und www.oege.at

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