Donnerstag, März 28, 2024

Frontotemporale Demenz durch Bildung länger überlebbar

Gebildete Menschen mit hoch qualifizierten Berufen überleben eine frontotemporale Demenz um drei Jahre länger als Patienten mit weniger qualifizierten Tätigkeiten.

Die Frontotemporale Demenz – FTD – ist eine Krankheit, die mit einem Abbau von Nervenzellen im Gehirn einhergeht, wobei zu Beginn der Fronto-Temporal-Lappen – der Stirn- und der Schläfenbereich, wo Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert werden – betroffen sind.

 

Frontotemporale Demenz ähnlich der Alzheimer-Demenz

Die Lebenserwartung von Menschen, denen eine frontotemporale Demenz diagnostiziert wurde, hängt unter anderem von der beruflichen Tätigkeit der Betroffenen ab: Patienten mit hoch qualifizierten Berufen überleben nach der Diagnose um bis zu drei Jahre länger als Menschen mit weniger qualifizierter Tätigkeit. Anscheinend führt eine berufslebenslange geistig stimulierende und fordernde Betätigung zur Ausbildung einer echten geistigen Reserve des Gehirns.

Ebenso wie die Alzheimer-Demenz wird wie erwähnt auch die seltenere frontotemporale Demenz durch den Untergang von Nervenzellen des Gehirns verursacht. Betroffen sind vor allem das Stirnhirn und der Schläfenlappen, was zu Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens sowie zu Sprachstörungen führt. Leider gibt es bislang keine gezielten Therapiemöglichkeiten.

Von Alzheimer-Medikamenten profitieren frontotemporale Demenz-Patienten nicht, sie erkranken im Durchschnitt auch deutlich früher – im Alter von 50 bis 60 Jahren, also noch im beruflich aktiven Alter.

 

Zusammenhang frontotemporale Demenz und Bildung entdeckt

In einer aktuellen Studie konnte gezeigt werden, dass der berufliche Status die Lebenserwartung von Patienten mit frontotemporaler Demenz nach Diagnosestellung möglicherweise signifikant positiv beeinflusst, geistig anspruchsvolle Berufe scheinen die Überlebensdauer nach der Diagnose der Krankheit verlängern zu können. Verglichen wurden dazu die Krankenakten und die Biografien von 83 Personen, die entweder durch eine Alzheimer-Erkrankung oder durch eine frontotemporale Demenz verstorben waren. Beruflicher Erfolg wurde klassifiziert anhand des erreichten Beschäftigungsstatus, also ob jemand als Arbeiter, Handwerker oder Verkäufer oder aber als Anwalt, Arzt oder Ingenieur arbeitet. Im Mittel überlebten frontotemporale Demenz-Patienten etwa sieben Jahre (81 Monate), nachdem Angehörige bei ihnen erstmals ein dauerhaft ungewöhnliches Verhalten beobachtet hatten. In der Gruppe mit dem niedrigsten Beschäftigungsstatus waren es jedoch durchschnittlich nur 72 Monate und in der am höchsten qualifizierten Gruppe waren es 116 Monate. Frontotemporale Demenz-Patienten mit hoch qualifizierter Tätigkeit überlebten damit bis zu drei Jahre länger als Patienten mit weniger anspruchsvollen Berufen. Unklar ist, warum dieser Zusammenhang für die Alzheimer-Erkrankung in der Studie nicht nachgewiesen werden konnte.

 

Kognitive Reserve im Gehirn gegen frontotemporale Demenz

Bereits in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau ein höheres Risiko haben, an der Alzheimer-Krankheit zu erkranken, und dass ungebildetere Demenz-Patienten schneller ihre geistigen Fähigkeiten verlieren. Möglicherweise führt eine berufslebenslange geistig stimulierende und fordernde Betätigung zur Ausbildung einer kognitiven Reserve des Gehirns. Als kognitive Reserve bezeichnen Wissenschaftler die Fähigkeit des Gehirns, den durch eine neurodegenerative Erkrankung verursachten Zellenabbau auszugleichen und damit die geistige Leistungsfähigkeit trotz Fortschreiten der Erkrankung lange Zeit aufrechtzuerhalten. Vereinfacht gesagt: Wer ein gut trainiertes Gehirn hat, dem schadet es weniger, wenn kleine Teile des Gehirns nicht mehr so funktionstüchtig sind.

 

Erfolgreiche Menschen könnten eine frontotemporale Demenz auch länger überleben, da sie meist wirtschaftlich und sozial besser gestellt sind

Hinzu kommt, dass ein höherer beruflicher Erfolg im Regelfall auch mit einem besseren sozialen und ökonomischen Status einhergeht“, gibt Fink zu bedenken. Der Schutzeffekt könnte also auch darauf beruhen, dass beruflich erfolgreiche Menschen meist auch wirtschaftlich besser gestellt sind, sich damit bessere Ärzte und einen gesünderen Lebensstil leisten können und mehr Unterstützung durch ihr soziales Umfeld erfahren.

In jedem Fall sollte nicht nur das erreichte Bildungsniveau, sondern auch die berufliche Betätigung als relevanter Faktor zur Beurteilung des individuellen Krankheitsverlaufs, der Prognose und des Behandlungserfolgs herangezogen werden, empfehlen Experten.

Quelle:
Massimo L, Zee J, Xie SX, McMillan CT, Rascovsky K, Irwin DJ, Kolanowski A, Grossman M. Occupational attainment influences survival in autopsy-confirmed frontotemporal degeneration. Neurology. 2015 Apr 22.

http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/3061-demenz-schuetzt-bildung-das-gehirn

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