Freitag, April 19, 2024

Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt schonend entfernen

Auch wenn Fremdkörper keine unmittelbaren Probleme hervorrufen, sollte man sie schnellstmöglich aus Magen und Darm entfernen lassen.

Fremdkörper wie verschluckte Batterien und Magnete, aber auch spitze oder lange Objekte können im Magen-Darm-Trakt Schäden verursachen. Selbst wenn sie keine unmittelbaren Beschwerden entstehen, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dies gilt auch für große, feste Essensbrocken, die in der Speiseröhre stecken geblieben sind. Die Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Gastrointestinale Endoskopie (ESGE, European Society of Gastrointestinal Endoscopy) fasst zusammen, wie man Fremdkörper, die im Magen-Darm-Trakt stecken, wieder schonend aus dem Körper entfernen kann.



 

Welche Fremdkörper bei Erwachsenen und Kindern häufig im Magen-Darm-Trakt landen

Im Grunde genommen kommen Erwachsene am ehesten wegen eines in der Speiseröhre festsitzenden Fleischstücks in die Notaufnahme. Hingegen sind das bei Kindern eher verschluckte Münzen oder Spielsachen. Wobei es bei einem kompletten Verschluss der Speiseröhre zu schwerwiegenden Schäden an der Schleimhaut kommen kann.

Experten empfehlen jedenfalls betroffenen Personen, dass sie in solchen Fällen stets zum Arzt beziehungsweise ins Krankenhaus sollten. Dort schiebt dann ein Spezialist den Fremdkörper sanft mit dem Endoskop in den Magen vor. Danach klärt der Arzt die Ursache der Verengung ab. Unter dem Strich ist in vielen Fällen eine Entzündung daran schuld.

 

Kleine und rundliche Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt sind meist ungefährlich.

Wenn aber ein versehentlich verschluckter Gegenstand die Speiseröhre bereits passiert hat, dann gilt es, das Risiko abzuschätzen. Ob dann ein chirurgischer Eingriff notwendig wird, hängt vor allem von der Größe und Form des Fremdkörpers ab. Bei kleinen, rundlichen Dingen, wie etwa Münzen oder Knöpfen, ist die Gefahr eher gering. Diese Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt passieren dann meist, ohne Schäden anzurichten. Und sie verlassen den Körper dann wieder in den nächsten Tagen auf natürlichem Weg.

Das gilt für rund 80 bis 90 Prozent der Fremdkörper. Die bewegen sich dann gemeinsam mit dem Nahrungsbrei ins Freie. Hingegen kann der Chirurg bei etwa ein Fünftel der Fälle den Fremdkörper mithilfe eines Endoskops entfernen. Und nur ganz selten, unter einem Prozent, muss eine Operation erfolgen.

Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Arzt einen festsitzenden Gegenstand mit dem Endoskop nicht erreichen kann. Es kann aber auch sein, dass der Fremdkörper bereits Schäden verursacht hat.



 

Sichtbar machen

Entsprechend aktueller Leitlinien sollte man spitze, scharfe oder lange Gegenstände, wenn möglich, per Röntgenaufnahme lokalisieren. Und dann sollte der Arzt entdeckte Fremdkörper innerhalb von 24 Stunden endoskopisch entfernen.

Auch Knopfbatterien, aus denen ätzende Flüssigkeiten austreten können oder die durch lokalen Stromfluss im feuchten Milieu die Schleimhaut schädigen, gehören zu den gefährlichen Fremdkörpern. Auch die dürfen nicht im Körper verbleiben. Dasselbe gilt für Magnete, die sich – sofern es mehrere sind – über eine Darmschlinge hinweg anziehen. Die könnten die Darmwand schädigen.

Bei der endoskopischen Untersuchung schiebt der Arzt einen dünnen Kunststoffschlauch über die Speiseröhre bis zu dem Objekt vor. Mithilfe der eingebauten Optik, kombiniert mit Zange, Schlinge oder Fangkorb kann der Fremdkörper in eine günstigere Position geschoben oder sogar geborgen werden.

Schließlich muss der behandelnde Arzt individuell entscheiden, welche Behandlung notwendig ist. Gerade bei verschluckten Gegenständen ist es hier wichtig, dass Arzt und Patient aufmerksam sind. Dazu muss man mögliche Symptome, wie Würgereiz, Erbrechen, Schmerzen oder Unwohlsein erkennen und richtig einordnen.

Übrigens zeigt eine rezente retrospektive Studie, dass bei Fremdkörper im Darm eine verspätete Konsultation nicht mit einem schlechteren Behandlungsergebnis verbunden ist.




Literatur:
Heil J, Bechstein WO, Schnitzbauer A, Habbe N. Kolorektale Fremdkörper – eine Herausforderung für Patient und Arzt. Zentralbl Chir. 2019 Sep 26. doi: 10.1055/a-0989-2716. [Epub ahead of print]

Birk M., Bauerfeind P., Deprez PH., Häfner M., Hartmann D., Hassan C., Hucl T., Lesur G., Aabakken L., Meining A.  Removal of foreign bodies in the upper gastrointestinal tract in adults. European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) Clinical Guideline. Endoscopy. 2016 May; 48(5): 489–496.

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