Donnerstag, April 18, 2024

Folsäure gegen Fehlbildungen bei Babys

Gegen Fehlbildungen bei Neugeborenen und gegen Frühgeburten empfehlen Experten eine moderate Folsäure-Anreicherung von Nahrungsmitteln.

Wenn Folsäure in den ersten Wochen der Schwangerschaft fehlt, dann kann das bekanntlich zu Fehlbildungen bei Neugeborenen führen. Beziehungsweise kann das schwere Folgen für das Kind haben: vom offenen Rücken (Spina bifida) über Spaltbildungen in Kopf und Rückenmark bis hin zum teilweisen oder völligen Fehlen des Großhirns (Anenzephalie). Kinderärzte setzen sich daher für eine moderate Folsäure-Anreicherung nach dem Beispiel der Speisesalz-Jodierung ein.

 

Folsäure kann hoch dosiert das Risiko für Krebs erhöhen

Doch nicht überall wird das begrüßt. Selbst wenn das ungeborene Leben von der Vitamin profitiert, muss das nicht auch zwangsläufig für ältere Männer und Frauen gelten. Zwar ergaben einige Studien, dass Menschen, die nicht genug Folsäure nehmen, eher Darmkrebs und andere Tumore entwickeln.

Aber andererseits zeigen Tierversuche, dass viel Folsäure, zumindest in der üblichen synthetischen Form, ebenfalls Karzinome auslösen kann.

Untersuchungen an Menschen lassen vermuten, dass hoch dosierte Folsäure das Prostatakrebs-Risiko  erhöht sowie verstärkt Darmpolypen – der Vorstufe von Darmkrebs – verursacht.

 

Folsäure kann helfen, Fehlbildungen wie den Neuralrohrdefekt zu verhindern

Die zusätzliche Vitamin-Dosis hat bei kanadischen Babys die Zahl dieser Neuralrohrdefekte nahezu halbiert, wie weiland Joel Ray vom Sunnybrook and Women’s College im ­britischen Fachjournal »The Lancet« berichtet hatte. Die Rate der Neuralrohrdefekte sank von elf auf sechs pro 10.000 Schwangerschaften.

Ähnliche Erfahrungen gibt es auch aus den USA. Daher werden in Nordamerika Lebensmittel seit dem Jahr 1998 mit Folsäure angereichert. Seitdem sind dort derartige Geburtsfehler um etwa ein Drittel seltener geworden. Experten empfehlen anderen Ländern, ein Programm zur Folsäure-Anreicherung in Erwägung zu ziehen.

Experten raten Erwachsenen zu insgesamt 0,4 Milligramm Folsäure pro Tag. Frauen nehmen jedoch oft nur rund die Hälfte dieser Menge auf. Für Schwangere und Stillende erhöht sich die Empfehlung sogar auf 0,6 Milligramm pro Tag. Der positive Effekt von Folsäure bei der Unterdrückung von Neuralrohrdefekten ist zwar lange bekannt, Frauen mit Kinderwunsch wird die Einnahme von Folsäure-Tabletten empfohlen. Nur zehn bis 20 Prozent der Frauen wissen das aber und wenden dieses Wissen ausreichend an. Zudem kommt die Tablettenprophylaxe oft zu spät, denn kritisch ist die Versorgung mit Folsäure in den ersten Tagen und Wochen nach der Befruchtung.


Literatur:

Dolin CD, Deierlein AL, Evans MI. Folic Acid Supplementation to Prevent Recurrent Neural Tube Defects: 4 Milligrams Is Too Much. Fetal Diagn Ther. 2018;44(3):161-165. doi: 10.1159/000491786. Epub 2018 Aug 22.

Tinker SC, Devine O, Mai C, Hamner HC, Reefhuis J, Gilboa SM, Dowling NF, Honein MA. Estimate of the potential impact of folic acid fortification of corn masa flour on the prevention of neural tube defects. Birth Defects Res A Clin Mol Teratol. 2013 Oct; 97(10):649-57.

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