Freitag, April 19, 2024

Schmerzhafte Fettverteilungsstörung Lipödem ernst zu nehmen

Die Fettverteilungsstörung Lipödem ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Oft leiden die Patienten an schmerzhaften, krankhaften Fettansammlungen.

Ähnlich wie das Lymphödem ist das Lipödem, an dem fast jede zehnte Frau leidet, eine sehr schmerzhafte Fettverteilungsstörung. In der Öffentlichkeit wird die chirurgische Behandlung oft missverstanden. Denn es geht dabei nicht um einen kosmetischen Eingriff, sondern einer Therapie gegen die schmerzhaften, krankhaft wuchernden Fettansammlungen.

 

Ein Lipödem kommt häufig vor

Das Lipödem ist eine weit verbreitete Erkrankung mit geschätzt Millionen Betroffenen in unseren Breiten. Wobei jedoch die Erforschung dieser ernstzunehmenden Fettverteilungsstörung noch nicht weit fortgeschritten ist. Jedenfalls leiden die erkrankte Patienten, nahezu ausschließlich Frauen, an schmerzhaften, symmetrischen sowie krankhaft vermehrten Fettansammlungen an den Beinen. Bei etwa jedem dritten Krankheitsfall sind zusätzlich die Arme betroffen.

Trotz Maßnahmen wie Sport, Diät, Lymphdrainagen und Kompressionsstrumpfhosen, die das krankhaft vermehrte Fettgewebe nicht reduzieren können, führen die Symptome des Lipödems bei Betroffenen oftmals zu erheblichen Einschränkungen im Alltag, Beruf, in der Familie und Freizeit. Zudem vergehen oftmals Jahre bis zur Diagnosestellung, sodass die Betroffenen häufig einen langen Leidensweg hinter sich haben.

 

Schmerzhafte Fettverteilungsstörung: Lipodem ist eine fortschreitende Erkrankung

Der Faktor Zeit spielt durchaus eine entscheidende Rolle beim Lipödem, denn man kann davon ausgehen, dass diese schmerthafte Fettverteilungsstörung eine fortschreitende Erkrankung ist. Sie beginnt gewöhnlich in Phasen einer hormonellen Veränderung. Dies ist beispielsweise in der Pubertät, bei Schwangerschaften oder in den Wechseljahren der Fall. Zudem gibt es Hinweise auf eine familiäre Häufung beim Lipödem. Aufgrund der großen Unsicherheit bei der Diagnosestellung wird von einer hohen Dunkelziffer unerkannter Fälle ausgegangen.

 

Woran man die Fettverteilungsstörung erkennen kann

Jedenfalls bestehen nach wie vor keine etablierten Untersuchungsmethoden, die ein Lipödem eindeutig nachweisen. Die Diagnose erfolgt rein klinisch, also im Rahmen einer körperlichen Untersuchung. Wegweisend sind dabei die typischen Symptome und die Blickdiagnose des erfahrenen Arztes.

Typische Hinweise auf ein Lipödem können dabei eine ungleiche Fettgewebsvermehrung an den Extremitäten sein. Diese kommt vor allem am Oberschenkel und der Knieregion sowie von den Unterschenkeln zum Knöchelbereich vor. Das Lipödem betrifft dabei typischerweise nicht den Fuß, sondern hört am Sprunggelenk auf. Zudem können Betroffene eine Neigung zu schnellen Blutergüssen an der Haut haben. Sie klagen auch über ein Schwere- und Spannungsgefühl, eine Berührungsschmerzhaftigkeit und Ödemen an den betroffenen Extremitäten.

 

Wie man die Fettverteilungsstörung Lipödem erfolgreich behandeln kann

Grundsätzlich versuchen die Behandler vor allem, die Beschwerden der Patienten wie Schmerzen, Wassereinlagerung sowie Disproportion durch Volumenreduktion effektiv zu behandeln. Zum anderen gilt es, Komplikationen des Lipödems wie Hautinfektionen, Lymphödeme sowie orthopädische Probleme zu verhindern.

Schließlich können konservative Maßnahmen wie manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie sowie Bewegungstherapie die Ödeme zwar zumindest teilweise reduzieen. Allerdings ist eine Reduktion des krankhaft vermehrten Fettgewebes weder durch Diät noch durch diese konservativen Behandlungsansätze möglich.

Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (DGP) empfiehlt deshalb in ihrer S1-Leitlinie eine operative Behandlung. Dies insbesondere dann, wenn trotz konsequent durchgeführter konservativer Therapien noch Beschwerden bestehen oder diese zunehmen.

Die Fettabsaugung, die so genannte Liposuktion, kann beim Lipödem das krankhafte Unterhautfettgewebe an Beinen und Armen und damit den Gewebeumfang und den Ort der Ödemeinlagerung dauerhaft reduzieren. Dadurch werden Spontanschmerz, Druckschmerz sowie die Neigung zu Ödem und Hämatom signifikant verbessert. Dabei bleibt die Befundverbesserung mehrheitlich über viele Jahre bestehen.


Quelle: Universitätsklinikum Bonn: Interview mit Privatdozent Dr. Klaus J. Walgenbach, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie

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