Donnerstag, April 25, 2024

Famin erhöht Risiko für Morbus Crohn, Morbus Still und Lepra

Das Gen Famin, eines der ältesten Enzyme, steht in Zusammenhang mit eineem erhöhten Risiko für Morbus Crohn, Morbus Still und Lepra.

Das Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln, wird maßgeblich durch Umweltfaktoren, Lebensstil sowie genetische Faktoren beeinflusst. Bisher war bekannt, dass Mutationen im Gen FAMIN mit einem erhöhten Risiko für Morbus Crohn sowie Morbus Still und Lepra assoziiert sind, die genaue Funktion des Proteins war jedoch unbekannt.

Eine internationale Forschungsgruppe unter Mitarbeit der MedUni Wien hat die Funktion aufgeklärt und gezeigt, dass FAMIN als Enzym im Purinstoffwechsel den Energiehaushalt von Zellen kontrolliert und dadurch das Erkrankungsrisiko beeinflusst.

 

Funktion von FAMIN aufgeklärt

Trotz des immer besseren Verständnisses der Ursachen von bestimmten Erkrankungen sind die genauen Mechanismen, wie genetische Varianten zum Ausbruch von Krankheiten beitragen, kaum verstanden. Im Gen FAMIN (Lacc1, C13orf31) liegen gleich mehrere solcher Varianten, die das Erkrankungsrisiko für Morbus Crohn, Morbus Still und Lepra erhöhen.

Die Forschungsgruppe um Arthur Kaser (Cambridge Institute of Therapeutic Immunology and Infectious Disease, University of Cambridge) hat nun unter Mitarbeit von Lukas Unger (Klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie, MedUni Wien) die Funktion des Proteins aufgeklärt und den Zusammenhang zwischen Mutationen und Proteinfunktion hergestellt.

 

Neue Perspektive auf einen der ältesten zellulären Stoffwechselwege

In der Arbeit, die im Top-Journal Cell publiziert wurde, zeigen die AutorInnen, dass FAMIN ein neuartiges Enzym im Purin-Stoffwechsel ist, das über die Verstoffwechselung von Nukleosiden die Geschwindigkeit des Zellmetabolismus kontrolliert. FAMIN kombiniert gleich drei Reaktionen des zentralen Purin-Metabolismus.

FAMINs Substrate – Adenin und Ribosephosphat – sind nicht nur zentraler Baustein von DNA und RNA und des Energiespeichers der Zelle (ATP), sondern wahrscheinlich jene Metabolite, aus denen Leben aus präbiotischer Chemie entstanden ist.

„FAMIN scheint tatsächlich ein sehr ‚altes‘ Enzym zu sein“, erklärt Lukas Unger von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien, der derzeit als PostDoc an der Universität Cambridge forscht, „es steht für eine neue Klasse von Proteinen, die von Bakterien bis zum Menschen evolutionär konserviert ist. In Immunzellen kontrolliert FAMIN die Aktivität der Glucose-Oxidation und des Energiestoffwechsels in Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle.“

Krankheitsassoziierte genetische Varianten von FAMIN führen zu verminderter Elimination von Keimen und einer veränderten Freisetzung von Botenstoffen des Immunsystem. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, wie genetische Varianten eines Stoffwechselenzyms zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen im Darm und den Gelenken führen können“, so Unger.


Literatur:

Cader et al., FAMIN Is a Multifunctional Purine Enzyme Enabling the Purine Nucleotide Cycle. Cell (2020), https://doi.org/10.1016/j.cell.2019.12.017


Quelle: Medizinische Universität Wien

Related Articles

Aktuell

Kombination von Azelastin und dem Nasenspray Fluticason bei allergischer Rhinitis

Die Kombination von Azelastin und dem Corticoid-Nasenspray Fluticason kann die Symptome einer allergischen Rhinitis deutlich verringern. Allergische Rhinitis, oft gekennzeichnet durch Symptome wie Niesen, Nasenjucken,...
- Advertisement -

Latest Articles

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...