Freitag, April 19, 2024

Evidenzbasierte Phytotherapie bei Erkältung bewährt

Die Phytotherapie – mit hochwirksamen pflanzlichen Arzneimittel – bietet eine wirksame und sichere Alternative bei viralen Infekten und bei Erkältung.

Häufigste Ursachen einer Erkältung sind Virusinfektionen. Dabei kommt es zu einer akuten Infektion der Schleimhaut von Nase (einschließlich der Nebenhöhlen), Hals sowie Bronchien. Die Infektionen verursachen hohe gesamtwirtschaftliche Kosten und sind für einen großen Anteil am Gesamtantibiotika-Verbrauch der Bevölkerung verantwortlich. Allerdings bringen Antibiotika bei viralen Infekten keinen Nutzen. Stattdessen können sie Nebenwirkungen verursachen und sind überdies für die Zunahme resistenter Keime verantwortlich. Deswegen bietet die Phytotherapie mit pflanzlichen Mitteln eine wirksame und sichere Alternative, eine Erkältung natürlich und schonend zu behandeln.

Unter dem Strich gibt es über 200 Arten von Viren, die eine Erkältung auslösen können. Dazu gehören beispielsweise die Rhinoviren und die Coronaviren. Wobei diese Viren vor allem im Winter häufig auftreten. Die Vielzahl an Viren erklärt, warum wir mehrmals im Jahr an einer Erkältung erkranken können. Von diesen häufigsten Infektionen bei Menschen sind Kinder im Vorschulalter in besonderem Ausmaß betroffen. Die Ansteckung mit dem Virus erfolgt meist durch eine Tröpfcheninfektion. Und zwar beispielsweise beim Sprechen oder beim Husten.

 

Die unterschiedlichen Symptome bei Erkältung

Eine Erkältung durchläuft verschiedene Stadien. Dabei zeigen sich auch unterschiedliche Symptome. Erste Anzeichen wie vor allem Halsschmerzen sowie Schluckbeschwerden beginnen meist ein bis zwei Tage nach der Infektion. Kurz darauf tritt oft eine Entzündung der Nasenschleimhäute auf. Dann hat man Schnupfen und die Nase rinnt. Häufig kommen dann im späteren Verlauf noch Kopf- und Gliederschmerzen hinzu.

Im Grunde genommen fühlen sich Menschen mit Erkältung matt und abgeschlagen. Dich Beschwerden beeinträchtigen auch die Aktivitäten im Alltag beziehungsweise die Lebensqualität sehr. Außerdem kann Fieber auftreten. Etwa ab dem sechsten Tag kann sich auch Husten entwickeln. Der ist zunächst trocken und kann dann produktiv werden. Bei unkomplizierten Verläufen klingen die Beschwerden in der Regel innerhalb von etwa neun Tagen ab.

 

Antibiotika bei Erkrankungen der Atemwege

Wenn die Erkältungswelle kommt, denken viele Menschen: „Jetzt helfen nur noch Antibiotika.“ Dies ist jedoch eine massive Fehleinschätzung. Denn fast alle Erkältungen werden durch Viren verursacht. Und gegen die Viren sind Antibiotika machtlos. Die wirken nur gegen Bakterien. Das bedeutet, dass Antibiotika gegen Erkältungen fast nie helfen. Stattdessen verursachen sie jedoch oft Nebenwirkungen wie Durchfall, Ausschlag sowie Übelkeit.

Eine Erkältung mit einem Antibiotikum zu behandeln, ist nur dann sinnvoll, wenn eine sogenannte bakterielle Superinfektion vorliegt. Und zwar wenn zusätzlich zur Virusinfektion noch eine zweite Infektion durch Bakterien  erfolgt. Das kommt jedoch nur in rund fünf Prozent aller durch Viren bedingten Atemwegsinfekten vor. So ist etwa eine akute bakterielle Rhinosinusitis normalerweise eine sekundäre Infektion. Die entwickelt sich aus einer durch einen akuten viralen Infekt verursachte Verengung oder Verlegung der Nasennebenhöhlen.

Eine rezente Metaanalyse von vier Studien bei insgesamt 1.314 Kindern bis zu fünf Jahren mit Infekt der oberen Atemwege zeigte beispielsweise, dass die Verwendung von Antibiotika keinen vorbeugenden Schutz vor der Entstehung einer Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung bietet.

 

Phytotherapie bei Erkältung mit hochwirksamen und sicheren pflanzlichen Mitteln

Um eine Erkältung beziehungsweise Atemwegserkrankungen schonend und effektiv zu behandeln, ist die Phytotherapie mit pflanzlichen Mitteln besonders gut geeignet. Denn die verwendeten Heilflanzen beziehungsweise die daraus gewonnenen Zubereitungen enthalten nicht nur eine einzelne Wirksubstanz. Wie beispielsweise etwa bei einem synthetischen Arzneistoff. Sondern die pflanzlichen Mittel enthalten immer einen Arzneistoffcocktail – eine Mischung vieler Substanzen.

Je nach Pflanzenart finden sich darin immunstimulierende, entzündungshemmende, antibakterielle, antivirale, sekretolytische, d.h. schleimverflüssigende sowie reizmildernde Stoffe. Die Kombination bewirkt dann in der Gesamtheit die gewünschten positiven Effekte.

 

Phytotherapie – Nachweis der Wirksamkeit

Zur Phytotherapie einer Erkältung steht eine breite Palette zugelassener pflanzlicher Arzneimittel zur Verfügung. Ihre Wirksamkeit wird von Kritikern allerdings immer wieder angezweifelt. Das aber völlig zu Unrecht.

Denn für jedes auf dem Markt befindliche Arzneimittel – egal ob synthetisch oder pflanzlich – muss laut Arzneimittelgesetz und EU-Richtlinien der Nachweis der Wirksamkeit, der Unbedenklichkeit und der pharmazeutischen Qualität vorliegen. Und zwar im definierten Anwendungsgebiet.

Im Grunde genommen gibt es für pflanzliche Arzneimittel verschiedene Formen der Zulassung. Und die beruht jeweils auf wissenschaftliche Untersuchungen.

Neuzulassung. Für die Zulassung eines völlig neuen Präparates müssen doppelblinde, randomisierte klinische Studien sowie pharmakologische und toxikologische Studien durchgeführt werden.

Well established use („Allgemeine medizinische Verwendung“). Diese Form gilt für Wirkstoffe, die bereits mindestens zehn Jahre auf dem Markt sind. Und deren Patentschutz abgelaufen ist. Für solche Arzneistoffe existieren bereits publizierte klinische Studien, für die Zulassung kann auf diese bibliographischen Daten zurückgegriffen werden. Unbedenklichkeit und pharmazeutische Qualität müssen belegt werden.

Traditional use. Für sogenannte traditionelle Arzneimittel sind keine klinischen Studien zur Registrierung erforderlich. Sie müssen über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren in Anwendung stehen, davon mindestens 15 Jahre in der Europäischen Union. Das heißt, dieses Arzneimittel wurde über einen langen Zeitraum in dieser Form zur Behandlung bestimmter Krankheiten verwendet. Die Wirksamkeit hat sich als plausibel erwiesen und es wird auf diese medizinische Erfahrung vertraut. Die Unbedenklichkeit wird meist ebenso über bibliographische Daten nachgewiesen, nötigenfalls auch noch durch zusätzliche Tests gestützt. Die pharmazeutische Qualität ist zu belegen.

 

Fazit

Unter dem Strich sind gut geprüfte Phytopharmaka wichtige Arzneimittel. Denn ihre Wirksamkeit und Sicherheitsaspekte sind in klinischen, teilweise randomisierten und placebokontrollierten Studien wissenschaftlich überprüft. Beziehungsweise zeigte sich die Wirksamkeit auch in der traditionellen Anwendung.

Bei Erkältung ist in jedem Fall der frühzeitige Einsatz der Phytotherapie wichtig. Bei unkomplizierten Verläufen können sie auch ohne ärztliche Verordnung angewendet werden. Vor allem bei anhaltendem Fieber, Atemnot, Kopfschmerzen oder Nackensteifigkeit sollte jedoch in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden.


Quelle:

Statement » Evidenzbasierte Phytotherapie im Kampf gegen Viren & Co. «. Univ.-Prof.i.R. Mag.pharm. Dr. Dr.h.c. Brigitte Kopp, Vizepräsidentin der HMPPA, Vorstandsmitglied der ÖGPhyt – ( www.phytotherapie.at/ ), Department für Pharmakognosie, Universität Wien


Literatur:

W. Fokkens et al. European Position Paper on Rhinosinusitis and Nasal Polyps. EPOS Guidelines Rhinol. Suppl. 2005;18:1.

Galvã MG et al. Antibiotics for preventing suppurative complications from undifferentiated acute respiratory infections in children under five years of age. Cochrane Database Syst Rev. 2016 Feb 29;2:CD007880. doi: 10.1002/14651858.CD007880.pub3.

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