Mittwoch, April 24, 2024

Eslicarbazepin bei Epilepsie

Eslicarbazepin-Acetat ist in der Europäischen Union als Zusatztherapie bei Erwachsenen mit fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung zugelassen.

Eslicarbazepin-Acetat – Markenname Zebinix ® – soll als Zusatztherapie bei Patienten mit fokalen epileptischen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung eine hohe Retentionsrate, eine Reduktion der Anfallshäufigkeit sowie Anfallsfreiheit bei günstigem Verträglichkeitsprofil und Verbesserungen in den Clinical Global Impression of Change (CGI-C) bzw. Severity (CGI-S)-Indizes bringen. Dies ergab die ESLADOBA-Studie, die im Jahr 2016 bei der Jahrestagung der American Epilepsy Society (AES) in den USA erstmals vorgestellt wurde.[1] Eslicarbazepin-Acetat ist in der Europäischen Union als Zusatztherapie bei Erwachsenen mit fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung zugelassen. [2]

Die Behandlung mit Eslicarbazepin-Acetat war übrigens in einer aktuellen Studie dem Carbamazepin nicht unterlegen. Mit seiner einmal täglichen Formulierung bietet Eslicarbazepinacetat eine nützliche Option für die Erstlinien-Monotherapie bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie und fokalen Anfällen.



 

Anfälle bei Epilepsie in der Stärke unterschiedlich

Epilepsie ist eine der weltweit häufigsten neurologischen Erkrankungen, unter der in Europa ca. 6 Millionen Menschen und Schätzungen zufolge 50 Millionen Menschen weltweit leiden. [9],[10] Sie ist eine chronische Erkrankung des Gehirns und betrifft Menschen aller Altersgruppen.

Sie ist durch abnorme neuronale Entladungen im Gehirn gekennzeichnet, die krampfartige Anfälle auslösen. Anfälle sind in der Stärke unterschiedlich, von kurzen Aussetzern der Aufmerksamkeit oder Muskelzucken bis hin zu lang anhaltenden, schweren Krampfanfällen.

Je nach Anfallsform können diese auf bestimmte Teile des Körpers beschränkt sein oder als generalisierte Anfälle den ganzen Körper betreffen. Auch die Häufigkeit der Anfälle kann zwischen weniger als einem Anfall pro Jahr und mehreren Anfällen täglich variieren. Epilepsie hat viele mögliche Ursachen, die genaue Ursache ist jedoch häufig unbekannt.

 

Portugiesische ESLADOBA-Studie mit Eslicarbazepin-Acetat

In die zweijährige, multizentrische, nicht-interventionelle, prospektive Kohortenstudie wurden 52 Patienten (≥ 18 Jahre) aus 12 neurologischen Kliniken in Portugal eingeschlossen. Sie litten unter fokalen epileptischen Anfällen, die sich mit einem Antiepileptikum nicht ausreichend kontrollieren ließen. Und die Patienten hatten Eslicarbazepin-Acetat als Zusatztherapie erhalten.

Der primäre Endpunkt war die Retentionsrate, definiert als der Anteil von Patienten, der zum Ende der Beobachtungszeit weiter mit Eslicarbazepin-Acetat behandelt wurde.

Zu den sekundären Endpunkten gehörten der Anteil von Respondern (Patienten mit einer Reduktion der Anfallshäufigkeit um mindestens 50% im Vergleich zur Baseline), der Anteil anfallsfreier Patienten und die Veränderung der Frequenz fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung.[1]

 

Erreichen der Endpunkte

Die Retentionsrate in der ESLADOBA-Studie betrug 73,0% (95%-Konfidenzintervall (KI), 61,0-85,2). Die Responderrate betrug 71,1% (95%-KI, 56,7-85,5) und der Anteil anfallsfreier Patienten 39,5% (95%-KI, 24,0-55,0). Die Retentionsrate  bezeichnet man auch als Beibehaltensrate, die bei Studien den Anteil jener Teilnehmer beschreibt, die in der Studie das Medikament bis zum vorgesehenen Ende einnehmen.



Der Anteil von Patienten, die frei von sekundär generalisierten Anfällen waren, betrug bei der letzten Beurteilung 94,7%. Die mediane relative Reduktion der Anfallsfrequenz zwischen Baseline und letzter Beurteilung betrug 82,2%. Der Zeitraum zwischen erster und letzter Beurteilung betrug im Mittel 7,8 Monate.[1]

Bei 42,1% der Patienten wurde eine Reduktion des Schweregrades der Epilepsie beobachtet. Und bei 73,6% der Patienten verbessertes sich die Epilepsie gemäß Clinical Global Impression of Change (CGI-C) bzw. Severity (CGI-S)-Indizes, die von Neurologen erfasst wurden, „stark“ oder „sehr stark“. Es gab keine Fälle, bei denen die Epilepsie als verschlechtert erachtet wurde.

In der Studie kam es bei 23,1% (n=12) der Patienten zu mindestens einem unerwünschten Ereignis und bei 19,2% (n=10) zu mindestens einem unerwünschten Ereignis, das mit dem Medikament in Verbindung gebracht wurde; bei 3,9% (n=2) kam es zu mindestens einem schwerwiegenden unerwünschten Ereignis. Die Intensität der Mehrheit (n=14) der unerwünschten Ereignisse wurde als leicht bis moderat bewertet, 9 wurden als schwer eingestuft.[1] Bei fünf Patienten wurden die Studie aufgrund unerwünschter Ereignisse beendet.

Die ESLADOBA-Studie zeigte, dass die Zusatztherapie mit Eslicarbazepin-Acetat einmal täglich gute Retentionsraten verzeichnen konnte und zu einer signifikanten Reduktion der Anfallshäufigkeit bei Patienten mit fokalen Anfällen führte, deren Epilepsie mit einer Monotherapie nicht ausreichend kontrolliert werden konnte.

 

Eslicarbazepin-Acetat – Zebinix ®

Eslicarbazepin-Acetat blockiert spannungsgesteuerte Natriumkanäle. Es zielt selektiv auf den Natriumkanal in seinem langsam inaktivierten Zustand ab, welcher mit der Pathogenese der Epilepsie in Verbindung gebracht wurde, und verhindert die Rückkehr in den aktiven Zustand, sodass das Auftreten wiederholter neuronaler Entladungen reduziert wird.[3]

Darüber hinaus hemmt Eslicarbazepin-Acetat nicht den Kaliumausstrom, was möglicherweise das Potenzial für wiederholte neuronale Entladungen verringert.[4]

Die Wirksamkeit von Eslicarbazepin-Acetat wurde in einer ersten Proof-of-Concept-Studie der Phase II[5] sowie in drei nachfolgenden randomisierten, placebokontrollierten Studien der Phase III bei 1.049 Menschen mit therapierefraktären fokalen Anfällen geprüft.[6],[7],[8]




Literatur

1.    Chaves J et al. Seizure control and tolerability of eslicarbazepine acetate as adjunctive therapy in adults with partial-onset seizures in routine clinical practice – ESLADOBA Study. Presented at American Epilepsy Society 2016

2.    Zebinix® (eslicarbazepine acetate) Summary of Product Characteristics (SmPC) – Available at: http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/EPAR_Product_Information/human/000988/C500047225.pdf Accessed November 2016

3.    Hebeisen S, et al. Eslicarbazepine and the enhancement of slow inactivation of voltage-gated sodium channels: a comparison with carbamazepine, oxcarbazepine and lacosamide. Neuropharmacology. 2015; 89:122-35

4.    Soares-da-Silva P, et al. Eslicarbazepine acetate for the treatment of focal epilepsy: an update on its proposed mechanisms of action. Pharmacol Res Perspect. 2015; 3:e00124

5.    Elger C, et al. Eslicarbazepine acetate: A double-blind, add-on, placebo-controlled exploratory trial in adult patients with partial-onset seizures. Epilepsia. 2007; 48:497-504

6.    Elger C, et al. Efficacy and safety of eslicarbazepine acetate as adjunctive treatment in adults with refractory partial-onset seizures: A randomised, double-blind, placebo-controlled, parallel-group phase III study. Epilepsia. 2009;50:454-63

7.    Ben-Menachem E, et al. Eslicarbazepine acetate as adjunctive therapy in adult patients with partial epilepsy. Epilepsy Res. 2010;89(2-3):278-85

8.    Gil-Nagel A, et al. Efficacy and safety of 800 and 1200 mg eslicarbazepine acetate as adjunctive treatment in  adults with refractory partial-onset seizures. Acta Neurol Scand. 2009; 120:281-87

9.    Epilepsy in the WHO European Region: Fostering Epilepsy Care in Europe. Available at: http://www.ibe-epilepsy.org/downloads/EURO%20Report%20160510.pdf Accessed November 2016

10.   Pugliatti M, et al. Estimating the cost of epilepsy in Europe: A review with economic modeling. Epilepsia 2007:48(12):2224-33

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