Donnerstag, März 28, 2024

Erste Hilfe – was heute möglich ist

Die Unsicherheit bei den Erste Hilfe-Maßnahmen kommt bei vielen Menschen zumeist daher, dass man eigentlich keine Erfahrung mit ihnen hat.

Es gibt ein Gesundheitssystem, es gibt Arztpraxen und Kliniken. Doch all diese Institutionen sind nicht immer da oder erreichbar, wenn ein Notfall geschieht. Selbst bis zum Eintreffen des Notarztes können mühelos fünfzehn Minuten vergehen – und genau in dieser Zeit sind Passanten, Familienangehörige und Fremde gefordert. Die Rede ist von der Ersten Hilfe, die im Ernstfall tatsächlich über Leben und Tod entscheiden kann. Und obwohl Erste Hilfe so wichtig ist, betrachten sie viele recht stiefmütterlich. Wer kann sich noch genau an die Inhalte des Ersten-Hilfe-Kurses kurz vor der Führerscheinprüfung erinnern? Es wird also Zeit für eine Auffrischung, auf die der Gesetzgeber durchaus endlich bestehen könnte. Dieser Artikel packt das Thema einmal an und frischt das Wissen um die wichtigsten Elemente auf.

 

Wichtige Maßnahmen bei Erster Hilfe

Wie die Erste Hilfe angegangen wird, richtet sich nach der jeweiligen Situation. So steht bei einem Verkehrsunfall die Absicherung der Unfallstelle an oberster Stelle, da ohne die Absicherung selbst keine erste Hilfe erfolgen kann. Zudem muss der Verunfallte, sofern es möglich ist, aus der Gefahrensituation befreit werden. Dies kann natürlich nur geschehen, wenn er weder eingeklemmt ist, noch es den Anschein hat, dass Rückenverletzungen vorliegen. Handelt es sich nicht um einen Unfall, sondern bricht eine Person zusammen, sind folgende Maßnahmen wichtig:

  • Überprüfung – Atmung, Puls und Ansprechbarkeit werden kontrolliert. Sind die vitalen Werte vorhanden, ist der Betroffene jedoch nicht ansprechbar, geht es weiter.
  • Stabile Seitenlage – sie stellt sicher, dass betrunkene oder bewusstlose Personen nicht an ihrem Speichel oder Erbrochenen ersticken. Hierzu wird der Betroffene zuerst auf den Rücken gelegt, sodass sein linker Arm rechtwinklig nach oben neben den Kopf ausgestreckt werden kann. Nun wird das rechte Bein angewinkelt und der rechte Arm auf die linke Schulter gelegt. Aus dieser Position kann der Patient auf die linke Seite gedreht werden. Der linke Arm verbleibt vor dem Körper, während der Kopf nach hinten gestreckt wird, sodass die Atemwege frei bleiben. Die stabile Seitenlage setzt voraus, dass der Patient sauber atmet und einen stabilen Puls hat. Ist dies nicht der Fall:
  • Herz-Lungen-Massage – vor ihr haben viele Ersthelfer Angst, da sie glauben, etwas falsch machen zu können. Diese Angst ist berechtigt, doch wird die Wiederbelebung nicht durchgeführt, stirbt ein Patient. Rippen brechen bei der Massage übrigens wesentlich seltener, als vielfach gesagt wird – und wenn, dann heilt die Rippe auch wieder. Um die Wiederbelebung durchzuführen, kniet sich der Helfer neben den Brustkorb des Patienten und legt seinen Handballen auf das untere Drittel des Brustbeins und stützt diese Hand mit der anderen ab. Nun wird der Oberkörper dreißig Mal knapp fünf Zentimeter eingedruckt. Um den richtigen Rhythmus zu erhalten, kann jeder Ersthelfer auf dem Handy oder im Kopf »Staying Alive« hören. Nach den dreißig Mal erfolgt das erste Beatmen.
  • Blutungen – blutet ein Betroffener stark, muss die Blutung gestillt werden. Hierzu sind Druckverbände notwendig, gleichfalls sollte die betroffene Stelle hoch gelagert werden. Klagt der Patient unter Schwindel und Übelkeit, kann sich ein Kreislaufschock einstellen. Nun sollte er flach auf den Boden gelegt werden, wobei die Beine aufgestellt, besser noch hochgelegt werden.

Viele Menschen fürchten sich, dass sie bei der Ersten Hilfe etwas falsch machen und gegebenenfalls deshalb in rechtliche Schwierigkeiten gelangen könnten. Diese Denkweise ist falsch. Nicht zu helfen, ist strafbar. Begeht ein Ersthelfer jedoch einen Fehler, kann er nicht belangt werden.

 

Wie hoch sind die Überlebenschancen dabei?

© Neil Thomas / CC0 1.0 / unsplash.com
© Neil Thomas / CC0 1.0 / unsplash.com

Bei der Ersten Hilfe vor Ort geht es in der Regel darum, den Patienten in einem Zustand zu halten, der es den gerufenen Rettungshelfern erlaubt, überhaupt ihre Arbeit aufzunehmen. Dabei spielt die Wiederbelebung natürlich eine wichtige Rolle. Eine Studie aus Dänemark, die zwischen 2002 und 2011 durchgeführt wurde, gab preis, Patienten, die nur händisch wiederbelebt wurden, keinen schlechteren Status bei ihrer späteren Entlassung aufwiesen, als diejenigen, die mit Equipment behandelt wurden. Wichtig ist allerdings, dass Ersthelfer bis zum Eintreffen der Rettungskräfte reanimieren und in ihren Bemühungen nicht nachlassen. Das ist anstrengend und gerade für körperlich schwächere Ersthelfer nur schwer durchzuführen. Da wäre vielleicht der Ansatz aus der US-Stadt Seattle eine Lösung:

  • Öffentliche Defibrillatoren – die halb automatischen Geräte befinden sich in der Stadt an der Unterseite zahlreicher Mülleimer.
  • Bedienbarkeit – die Geräte sind extrem einfach zu bedienen. Sie haben einen Einschaltknopf und einen Schockknopf, das war’s.
  • Schulung – alle Bürger der Stadt müssen ab ihrem 12. Lebensjahr einen verpflichtenden Erste-Hilfe-Kurs inklusive Training am Defibrillator machen und dieses Training jährlich wiederholen.

Und was bringt das? Nun, in anderen Städten Amerikas und auch in Europa liegt die Chance, bei einem Herzinfarkt auf öffentlicher Straße zu überleben, bei sieben Prozent. In Seattle ist die Wahrscheinlichkeit zu überleben bei 62 Prozent.

 

Weiteres Verhalten im Notfall

Absperren, den Rettungsdienst alarmieren und helfen – das sind die wichtigsten Punkte, auf die Ersthelfer achten müssen. Doch sollte das eigene Wohlergehen nicht missachtet werden:

  • Gefahren einschätzen – zum Helfen ist jeder verpflichtet. Vor dem Helfen stehen aber gerade bei Verkehrsunfällen immer das Absichern der Unfallstelle und die Überlegung, wie sicher geholfen werden kann. Das gilt auch, wenn die Lage nicht völlig abgeschätzt werden kann. Bei Bränden, Gefahrenstoffen oder in schwer zugänglichen Gebieten ist der Notruf wichtiger.
  • Durchhalten – die Erste Hilfe wird durchgeführt, bis die Rettungskräfte kommen. So lange müssen Ersthelfer auch vor Ort bleiben.
  • Nicht filmen – und, auch wenn das eigentlich selbstverständlich sein sollte (aber vielerorts nicht ist): Verunfallte oder anderweitig geschädigte Personen werden weder gefilmt noch fotografiert.

Fazit – warum nicht mal zum Kurs?

Die Unsicherheit bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen kommt zumeist daher, dass man eigentlich keine Erfahrung mit ihnen hat. Zum Glück, aber das kann sich auch als Nachteil erweisen. Wirklich sinnvoll wäre es, den Kurs regelmäßig zu wiederholen. Das geht übrigens bei zahlreichen Stellen und kostet weit weniger, als die Unsicherheit an Überwindung kostet, im Ernstfall zu helfen.

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