Donnerstag, April 18, 2024

Erektionsstörungen beim Mann sehr häufig unterbehandelt

Die Prävalenz von Erektionsstörungen beim Mann ist hoch. Dies trifft auf Potenzstörungen sowie auch Libido- und Orgasmusstörungen zu.

Unter dem Strich sind PDE-5-Hemmer als hochwirksame Substanzen zur Behandlung von Erektionsstörungen – Erektile Dysfunktion – beim Mann jedem Mediziner geläufig. Und zwar schon seit bald 20 Jahren. Trotzdem bekommen viele Männer mit Erektionsstörungen diese Wirkstoffe immer noch nicht verordnet. Denn es bestehen Ängste von Seiten des Patienten beziehungsweise des Arztes bestehen. Wenngleich diese Bedenken häufig unbegründet sind. Oft ist die Aufklärung über die Art der Anwendung, die Wirkungsweise und die Neben- bzw. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht ausreichend. Und zwar um eine gute Compliance zu erreichen. Dementsprechend erklärt das diese Tatsache, dass zu den Medikamenten gegen die Erektionsstörungen beim Mann eine hohe Abbruchrate besteht.

Sehr oft wird vor einer medikamentösen Therapie auch der partnerschaftliche Aspekt der Sexualität vergessen. Es genügt häufig nicht, dem Mann aufgrund von Erektionsstörungen PDE-5-Hemmer zu verschreiben, wenn auch von Seiten der Partnerin sexuelle Probleme vorliegen bzw. die Sexualität des Paares aus verschiedensten Gründen nicht mehr funktioniert.

Eine befriedigende Sexualität gelingt nur, wenn beide Partner zufrieden sind, deshalb soll Sexualmedizin immer den Paaraspekt miteinbeziehen und sexuelle Probleme müssen teilweise multidisziplinär behandelt werden. Der Begriff »Beziehungsqualität« sollte in diesem Kontext einen ähnlichen Stellenwert wie das Schlagwort »Lebensqualität« erhalten.

 

Erektionsstörungen beim Mann als Frühwarnsystem für organische Erkrankungen

Erektionsstörungen beim alternden Mann sind meist organischen Ursprungs, sie müssen daher auch als Indikator für eine bestehende endotheliale Dysfunktion und somit als Frühwarnsystem für kardiovaskuläre Erkrankungen gesehen werden. Es ist bekannt, dass Patienten, die an Diabetes Mellitus Typ II, Hypertonie und Hyperlipidämie leiden, mit einer Prävalenz von über 80% auch an einer erektilen Dysfunktion erkranken werden. Kommt auch noch langjähriger Nikotinabusus hinzu, tritt die erektile Dysfunktion noch früher im Laufe des Lebens auf.

All diesen Risikofaktoren gemeinsam ist die Entwicklung von systemischen Gefäßveränderungen, die im Vergleich zu anderen Organbeeinträchtigungen aufgrund des sehr kleinen Durchmessers der penilen Schwellkörper-Gefäße oft als ers­tes »spürbares« Symptom zuerst zur erektilen Dysfunktion führen.

Übrigens erwartet man, dass auch eine COVID-19-Infektion mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer erektilen Dysfunktion (ED) einhergeht.

 

Patienten mit dem Metabolischen-Syndrom stark betroffen

Im Grunde genommen leiden auch Patienten mit dem Metabolischen-Syndrom häufiger als die Normalbevölkerung an einer erektilen Dysfunktion. Infolgedessen steigt hierzu die Zahl an Erektionsstörungen beim Mann drastisch an. Wobei zusätzlich zu den bekannten Stoffwechselstörungen (Adipositas, Hyperlipidämie, Hypertonie und Glucoseintoleranz) bei diesen Patienten häufig noch ein Testosteronmangel hinzukommt. Und der verstärkt dann die sexuelle Funktionsstörung zusätzlich.

Vor allem die Patienten, die diese Symptome oft schon im mittleren Lebensalter entwickeln, sollte man verstärkt zu Änderungen ihres Lifestyle motivieren. Und zwar im Sinne von Gewichtsabnahme und regelmäßiger sportlicher Betätigung werden. Denn damit können die Betroffenen häufig sogar ohne medikamentöse Therapie sämtliche pathologischen Parameter zum Stoffwechsel verbessern. Einschließlich des Mangels von Testosteron sowie der erektilen Dysfunktion.


Literatur:

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Quelle: Erektile Dysfunktion – Sexuelle Funktionsstörungen beim Mann. MEDMIX 2010.

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