Donnerstag, März 28, 2024

Falsche Vorurteile vermeiden: Epilepsie ist keine Geisteskrankheit

Großes Problem der Epilepsie sind die Unvorhersehbarkeit der Anfälle, die zumeist zu Kontrollverlust und Vorurteilen führen und die Lebensführung der Patienten massiv beeinträchtigen.

Epilepsie gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen: 8 pro 1000 Personen sind betroffen. Trotz wirksamer Therapien bestehen gegen Patienten mit Epilepsie verschiedene Vorurteile. Im Grunde genommen werden die Betroffenen noch immer stigmatisiert, obwohl ihre Hirnfunktion zwischen den Anfällen zumeist völlig normal ist.

Aus zahlreichen Umfragen sind Vorurteile bekannt: etwa jeder zehnte Befragte hält die Epilepsie fälschlicherweise für eine Geisteskrankheit.

Die Epilepsie ist organische Gehirn-Erkrankung, die sich durch wiederholte epileptische Anfälle äußern. Diese Anfälle entstehen durch eine plötzliche extreme Aktivitätssteigerung der Nervenzellen, die man wie ein Gewitter oder Kurzschluss im Gehirn sehen könnte.



 

Patienten mit Epilepsie oft mit falschen Vorurteilen konfrontiert

Das Hauptproblem für Epilepsiepatienten besteht in der Unvorhersehbarkeit der Anfälle, die zumeist zu einem Kontrollverlust und zu Vorurteilen führen kann. Die Patienten sind durch ihre Erkrankung somit in ihrer Lebensführung oft beträchtlich beeinträchtigt. Dadurch entstehen dann Schwierigkeiten in Schule und Beruf. Wodurch auch eine soziale Isolation droht. Tatsächlich ist die Epilepsie auch heute noch eine – zu Unrecht Vorurteile behaftete – stigmatisierte Erkrankung. Denn die Hirnfunktion der Patienten ist zwischen den Anfällen zumeist völlig normal.

Aus zahlreichen Umfragen ist bekannt, dass etwa jeder zehnte die Epilepsie fälschlicherweise für eine Geisteskrankheit hält. Nur knapp jeder zweite beantwortet die Frage. Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten einen Sohn oder eine Tochter, der/die jemanden heiraten wollte, der manchmal epileptische Anfälle hat. Hätten Sie was dagegen? mit einem eindeutigen „Nein“. So äußern sich die falschen Vorurteilen und die geringe Akzeptanz der Epilepsie, obwohl sie heutzutage sehr gut zu therapieren ist.

 

Behandlungmöglichkeiten und Resistenzen

Moderne Wirkstoffe und die Epilepsie-Chirurgie kann sehr vielen Epilepsiepatienten helfen. Trotz maximaler medikamentöser Therapie leiden 30 bis 40 Prozent weiter unter Anfällen – man spricht von einer therapieresistenten Epilepsie. Eine mögliche Ursache für diese Resistenz könnte eine vermehrte Expression von so genannten Transporter-Proteinen an der Bluthirnschranke und im epileptischen Gewebe sein, wodurch Antiepileptika nicht an ihren Wirkort gelangen können. Neue Ansätze zur Lösung dieses Problems zielen darauf ab, eben diese Transporterproteine medikamentös zu hemmen.



 

Epilepsie-Chirurgie

Speziell für jene Patienten, denen mit Medikamenten nicht geholfen werden kann, besteht die Möglichkeit der Epilepsie-Chirurgie. Leider wird diese hervorragende Möglichkeit, die vor allem bei fokal-eingeleiteten Anfällen – die von einer fix lokalisierten Stelle im Gehirn ausgehen – zur Anwendung kommt, und die in vielen Fällen zu einer vollständigen Heilung der Krankheit führt, viel zu wenig genützt. Untersuchungen zeigen, dass es im Schnitt 20 Jahre von der Diagnose bis zum chirurgischen Eingriff dauert. Ursachen dafür sind zum einen die Unwissenheit der Patienten, zum anderen aber auch die Scheu vieler Ärzte, ihre Epilepsiepatienten zu einem solchen Eingriff zuzuweisen.

 

Optimismus

Dank immer genauerer Neuroimaging-Verfahren wie die hochauflösende, funktionelle oder die Spike-getriggerte Magnetresonanz-Tomographie, sowie die Magnetoencephalogaphie (MEG) kann die Krankheit immer präziser diagnostiziert und gezielter behandelt werden.




Literatur:

Rugg-Gunn F, Miserocchi A, McEvoy A. Epilepsy surgery. Pract Neurol. 2020 Feb;20(1):4-14. doi: 10.1136/practneurol-2019-002192. Epub 2019 Aug 16. PMID: 31420415.

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