Donnerstag, März 28, 2024

Epigenetische Veränderungen bei Diabetes

Epigenetische Veränderungen kann man sich wie Lichtdimmer vorstellen, durch welche die Aktivität einiger Gene erhöht oder herabgesetzt wird.

Nahrungsüberfluss und zu wenig Bewegung sind neben der erblichen Veranlagung dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen übergewichtig und adipös (fettleibig) werden. Dies wiederum ist der Hauptrisikofaktor für Insulinresistenz und Altersdiabetes (Typ-2-Diabetes). Inzwischen wissen wir, dass unser Lebensstil den Aktivitätszustand von Genen nachhaltig beeinflussen kann, zum Beispiel durch chemische Modifikationen der DNA-Bausteine. Als Epigenetische Veränderungen bezeichnen das die Wissenschaftler.

Epigenetische Veränderungen kann man sich wie Lichtdimmer vorstellen, durch welche die Aktivität einiger Gene erhöht oder herabgesetzt wird. Hierdurch beeinflussen sie nicht nur den Stoffwechsel der   Person, bei der sie zuerst aufgetreten sind, sondern auch den Stoffwechsel ihrer Nachkommen, denn einige dieser Veränderungen sind vererbbar.

Das Forschungsgebiet der Epigenetik ist noch sehr jung und die zugrunde liegenden Mechanismesind noch nicht hinreichend untersucht. Dabei wird erforscht, in welchem Zusammenhang Epigenetische Veränderungen, Lebensstil und Krankheitsentstehung stehen. Dazu wird im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e. V. (DZD) intensiv geforscht, um die bisherigen Ergebnisse der molekularen Grundlagenforschung im Rahmen eines translationalen Forschungsansatzes schneller für den Patienten nutzbar zu machen. Unter der Maxime rascher Wissenstransfer aus dem Labor zum Patienten und auch zurückschlit das Portfolio des DZD neben Ansätzen der Grundlagenforschung auch multizentrische klinische und epidemiologische Studien, Versorgungsforschung und die Entwicklung neuer Präparate zur individuellen Therapie des Typ-1- und Typ-2-Diabetes ein.

Was bedeutet translationale Forschung?

Im Englischen heißt es auch „from bench to bedside“ (vom Labor in die Klinik). Gemeint sind interdisziplinäre Aktivitäten, die sich mit der schnellen und effizienten Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Anwendung beschäftigen, aber auch umgekehrt, Beobachtungen aus der Klinik und der Epidemiologie aufgreifen, um zugrunde liegende Mechanismen mithilfe von Zellkulturund Tiermodellen aufzuklären. Unser Ziel im DZD ist es, über integrative Forschungsansätze mgeschneiderte Lösungen für diPrävention, Diagnose und Therapie des Diabetes zu finden. So suchen Forscher nach spezifischen Biomarkern, die es erlauben, früh zwischen den Subtypen der Erkrankungen zu unterscheiden, oder die erkennen lassen, welche Patienten von welcher Intervention profitieren.

Ein Beispiel, um unsere translationale Forschung zu veranschaulichen:

Sowohl klinische und epidemiologische Studienergebnisse als auch Daten aus Tierstudien zeigen, dass es nicht nur große Unterschiede gibt, wie Menschen beziehungsweise Mäuse auf bestimmte Nahrungsmittel reagieren, sondern auch wie die Diabeteserkrankung individuell verläuft. Dies liegt natürlich an der erblichen Veranlagung, aber nicht nur. Sogar bei genetisch identischen Mäusen wird deutlich, dass einige bei ungesunder, fett- und kohlenhydratreicher Kost dick und krank werden, andere hingegen nicht. Wineuesten Arbeiten zeigen, sind diese unterschiedlichen Reaktionen auf epigenetische Unterschiede zurückzuführen, die schon in frühester Jugend vorliegen. Aber nicht nur bei Mäusen beobachten wir dieses Phänomen. Auch in den klinischen Studien des DZD lassen sich Personen ausmachen, die gut auf eine Lebensstilintervention reagieren, Gewicht verlieren und ihre Blutwerte verbessern, während andere Studienteilnehmer nicht davon profitieren. Relevante epigenetische Veränderungen machen diese Unterschiede aus und sind zu identifizieren. 

Die Forscher konzentrieren sich auf die epigenetischen Markierungen im Genom, die konserviert sind. Das heißt, auf Veränderungen, die sowohl beim Menschen als auch bei der Maus in gleicher Weise auftreten, also identisch sind. So wurden im letzten Jahr zwei wichtige Gene in der Leber von jungen Versuchstieren gefunden, die epigenetische Veränderungen aufweisen, welche in Abhängigkeit von der Ernährung das Entstehen einer Fettleber begünstigen. Auch bei Menschen, die unter einer Leberverfettung leiden, konnten solche Markierungen am Erbgut nachgewiesen werden. Der Vorteil dabei ist, dass sich einige der Veränderungen sogar in Blutzellen wiederfinden, sodass diese zukünftig als diagnostische oder prognostische Marker verwendet werden könnten.

Versuche an Laborusen erlauben es aber nicht nur, für die menschliche Erkrankung bedeutsame epigenetische Veränderungen zu identifizieren. Sie ermöglichen es auch, unter kontrollierten Bedingungen zu prüfen, inwieweiepigenetische Veränderungen reversibel sind, und wenn ja, auf welche Weise.

Wenn egelingt, fh zwischen den Patienten zu unterscheiden, die auf bestimmte Lebensstilveränderungen oder medikamentöse Behandlungen erfolgreich reagieren odenicht, nnte dies in Zukunft nicht nur viel persönliches Leid verhindern, sondern auch dazu beitragen, die Gesundheitssysteme zu entlasten, denn die Behandlungskosten nehmen besndig zu. Aus einer im DZD vom Team um Dr. Rathmann vorgenommenen Studie ist bekannt, dass sich die „ProKopfKosteneines Menschen mit Typ-2-Diabetes innerhalb eines Jahres (von 2009 bis 2010) um 190 Euro erhöht haben und die Behandlungskosten eines Versicherten mit Diabetes um das 1,7-Fache höher liegen als die Kosten eines Versicherten ohne Diabetes.

Quelle:

Statement » Grundlagen- und Versorgungsforschung als Voraussetzung für eine innovative Patientenversorgung « von Professor Dr. rer. nat. Annette Schürmann, Kongresspräsidentin Diabetes Kongress 2017, Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Sprecherin des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e.V. (DZD) und Leiterin der Abteilung Experimentelle Diabetologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) im Vorfeld des Deutschen Diabeteskongresses.

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