Freitag, April 19, 2024

Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen

Die Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen kommt dann zum Einsatz, wenn Medikamente und konservative Methoden nicht ausreichen.

Schmerzen sind stets Teil eines komplexen Geschehens Das beginnt von Geburtsschmerzen bis hin zu Schmerzen aufgrund von Verletzungen. Dramatisch erleben es Betroffene, bei den sich chronische Schmerzen wie Rückenschmerzen entwickeln. Zur Behandlung der Schmerzen stehen neben medikamentösen Maßnahmen eine immer breiter werdende Palette medizinischer Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung. Das reicht von nichtmedikamentösen Methoden wie der Musiktherapie bis hin zur schwierigen Behandlung von besonders problematischne Patientengruppen. Beispielsweise sind das drogenabhängige Patienten. Eine wichtige Rolle haben auch invasive Verfahren. Die sind heutzutage noch sanfter und erfolgreicher. Dazu gehört auch die Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen.

 

Invasive Verfahren zur Schmerzbehandlung

Invasive Verfahren kommen dann zum Einsatz, wenn Medikamente und konservative Methoden wie die physikalische Medizin die Schmerzen nicht ausreichend lindern. Wobei man schwere, chronische und gegen Medikamente resistente Schmerzen früher nur mittels schwerwiegender Eingriffe behandeln konnte. Um das zu vermeiden, versuchen Schmerzspezialisten heutzutage bestimmte Bereiche des Nervensystems zu aktivieren. Dadurch soll es zu einer Blockierung der Schmerzweiterleitung kommen.

Deswegen gilt auch die früher praktizierte Durchtrennung schmerzleitender Bahnen heute nicht mehr als Mittel der Wahl bei solchen chronischen Patienten. Denn die unterbrechenden Operationen beinhalteten auch stets die Gefahr, dass schwere Schmerzen wieder kommen. Und zwar dann noch schlimmer. Heute beeinflussen Schmerzspezialisten die schmerzleitenden Bahnen zum Gehirn mit der sogenannten Neuromodulation.


Gute Wirkung der Wärmetherapie gegen Rückenschmerzen im unteren Rücken

Massagen gehören bei Rückenschmerzen zu den beliebten Behandlungsmethoden, um Verspannungen im Rücken lösen, die Schmerzen zu lindern sowie auch die Durchblutung zu fördern, ähnlich der Wärmetherapie. © UfaBizPhoto / shutterstock.com
Massagen gehören bei Rückenschmerzen zu den beliebten Behandlungsmethoden, um Verspannungen im Rücken lösen, die Schmerzen zu lindern sowie auch die Durchblutung zu fördern, ähnlich der Wärmetherapie. © UfaBizPhoto / shutterstock.com

Eine rezente Studie soll erstmals die langfristige Wirkung der Wärmetherapie gegen Rückenschmerzen mit oder ohne Übungen für den Rücken messen. Mehr dazu unter https://medmix.at/gute-wirkung-der-waermetherapie-gegen-rueckenschmerzen-im-unteren-ruecken/


Die Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen produziert Stromimpulse, die die Schmerzen überdecken

Unter dem Strich ist die Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen eine Behandlung, bei der man dünne Elektroden in den Rückenmarkskanal legt. Diese werden dann mit einem unter die Haut implantierten Minigenerator verbunden. In Betrieb sendet das etwa Scheckkarten große Gerät dann elektrische Impulse an die sensiblen Nerven im Inneren der Wirbelsäule. Von dort aus erfolgt dann die Übertragung der veränderten Schmerzsignale ins Gehirn.

Im Grunde genommen nehmen die Patienten die Behandlung als leichtes „Kribbeln“ wahr. Je nach Elektrodenlage strahlt die Epidurale Rückenmarkstimulation dann in die Arme oder Beine aus. Damit überdeckt sie dann den quälenden Schmerz für eine wirksame Therapie chronischer Schmerzen.

Im Grunde genommen ist die epidurale Rückenmarkstimulation (SCS) seit Jahrzehnten ein etabliertes minimal-invasives Verfahren ist. Wobei das bereits Wall und Melzack im Jahr 1965 beschrieben hatten. Einsatzgebiete sind nicht onkologische, chronische, medikamentös nicht beherrschbaren Schmerzen. Zu solchen Schmerzen zählen Neuropathien und ausstrahlende Schmerzen nach Bandscheibenoperationen. Zudem gehören auch Unfälle mit Nervenschäden an Armen oder Beinen sowie die Phantomschmerzen nach Amputationen dazu.

Speziell bei Patienten mit neuropathischen Schmerzzuständen hat sich die Methode als sichere und wirksame Therapie etabliert. Zudem erleichtert die epidurale Rückenmarkstimulation die sofortige Wiederherstellung von Nervenbahnen. Und zwar nach einer vollständigen Rückenmarkverletzung.

 

Weiterentwicklungen

Es gibt laufend technische Verbesserungen, die die Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen noch wirksamer und verträglicher machen. Mittlerweile kommen solche Verfahren auf verschiedenen Stimulationsebenen zur Anwendung. Hierzu gibt es neben dem Rückenmark (Spinal Cord Stimulation, SCS) verschiedene ähnliche Stimulationen:

  • Nervenwurzeln (Nerve Root Stimulation, NRS).
  • Ganglion (Dorsal Root Ganglion Stimulation, DRGS).
  • periphere Nerven.
  • Ganglion trigeminale (Peripheral Ganglion Stimulation, PNS).
  • Subkutane Strukturen (subcutaneous Stimulation, Sc.S, TENS).

Im Grunde genommen kann man die Verfahren rückgängig machen. Außerdem sind sie weitgehend schmerzfrei. Es vom verwendeten Elektrodentyp ab, ob man beim minimal invasiven operativen Eingriff eine Lokalanästhesie einsetzt. Die Implantation des Impulsgebers erfolgt erst nach einer mehrtägigen Probephase, wenn tatsächlich eine deutliche Schmerzreduktion beobachtbar ist. Auch dann noch kann der Stimulator vom Arzt oder Patienten jederzeit telemetrisch bedient und angepasst werden.

Die Epidurale Rückenmarkstimulation (SCS) zur Therapie chronischer Schmerzen hat nur wenige Risiken und wenige Nebenwirkungen. Durch technische Weiterentwicklungen konnte man auch den Patientenkomfort und damit die Lebensqualität der Betroffenen weiter verbessern. Dazu zählt man beispielsweise die Hochfrequenzstimulation, die kein Kribbeln mehr verursacht. Weitere Beispiele sind die integrierten Beschleunigungssensoren zur automatischen Anpassung der Impulsstärke bei Positionswechsel des Patienten. Weiter sind das MRT-kompatible Systeme sowie kabellose Systeme.


Rückenmarkstimulation mit mehr Elektrodenreihen gegen Rückenschmerzen

Epidurale Rückenmarkstimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) zur Therapie chronischer Schmerzen (Illustration). © RAJ CREATIONZS / shutterstock.com
Epidurale Rückenmarkstimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) zur Therapie chronischer Schmerzen (Illustration). © RAJ CREATIONZS / shutterstock.com

Bei innovativen Methoden der Rückenmarkstimulation kommen zur besseren Linderung bei Rückenschmerzen mehr Elektrodenreihen zum Einsatz. Mehr dazu unter https://medmix.at/rueckenmarkstimulation-gegen-rueckenschmerzen/


Literatur:

David Darrow, David Balser, Theoden I. Netoff, Andrei Krassioukov, Aaron Phillips, Ann Parr, Uzma Samadani. Epidural Spinal Cord Stimulation Facilitates Immediate Restoration of Dormant Motor and Autonomic Supraspinal Pathways after Chronic Neurologically Complete Spinal Cord Injury. J Neurotrauma. 2019 Aug 1; 36(15): 2325–2336. Published online 2019 Jul 12. doi: 10.1089/neu.2018.6006

David J. Anderson, Daryl R. Kipke, Sean J. Nagel, Scott F. Lempka, Andre G. Machado, Marshall T. Holland, George T. Gillies, Mathew A. Howard, Saul Wilson. Intradural Spinal Cord Stimulation: Performance Modeling of a New Modality. Front Neurosci. 2019; 13: 253. Published online 2019 Mar 19. doi: 10.3389/fnins.2019.00253

AD Sdrulla, Guan, SN Raja. Spinal Cord Stimulation: Clinical Efficacy and Potential Mechanisms. Pain Pract. 2018 Nov; 18(8): 1048–1067. Published online 2018 Apr 23. doi: 10.1111/papr.12692

Ivano Dones, Vincenzo Levi. Spinal Cord Stimulation for Neuropathic Pain: Current Trends and Future Applications. Brain Sci. 2018 Aug; 8(8): 138. Published online 2018 Jul 24. doi: 10.3390/brainsci8080138.

Bryan Howell, Shivanand P. Lad, Warren M. Grill. Evaluation of Intradural Stimulation Efficiency and Selectivity in a Computational Model of Spinal Cord Stimulation. PLoS One. 2014; 9(12): e114938. Published online 2014 Dec 23. doi: 10.1371/journal.pone.0114938.


Quelle: Österreichische Schmerzgesellschaft

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