Die Wirkung der Boswelliasäuren aus Weihrauch hilft dem Körper gegen Entzündungen, indem man ein Enzym zum Entzündungshemmer umprogrammiert wird.
Unter dem Strich haben Weihrauch-Harze aus verschiedenen Boswellia-Arten in verschiedenen Kulturen eine lange Erfolgsgeschichte bei der Behandlung von Entzündungen. Zu den Hinweisen auf die entzündungshemmende Wirkung haben unlängst Forschende analysiert, welcher molekulare Mechanismus die Wirkung von Weihrauch gegen Entzündungen ausmacht. Ein wichtiges Enzym namens 5-Lipoxygenase spielt eine entscheidende Rolle bei der entzündungshemmenden Wirkung von Weihrauch. Denn dieses normalerweise entzündungsfördernde Enzym wird durch die Boswelliasäuren aus Weihrauch (Weihrauchharz) zu einem als Entzündungshemmer wirkenden Protein umprogrammiert.
Bedeutung von Weihrauch
Es ist allgemein bekannt, dass die Heiligen Drei Könige einst dem neugeborenen Jesuskind wertvolle Geschenke brachten. Neben Gold und Myrrhe hatten sie auch Weihrauch dabei.
Auch heute noch stellt Weihrauch ein wertvolles Geschenk dar, wenngleich seine biblische Bedeutung heutzutage weniger im Fokus steht. Das Harz, das aus dem Stamm des Weihrauchbaums gewonnen wird, enthält entzündungshemmende Substanzen. Diese machen Weihrauch zu einer möglichen Therapieoption bei Krankheiten wie Asthma, Rheumatoider Arthritis oder Neurodermitis. Die Erforschung der entzündungshemmenden Wirkung des Weihrauchharzes und seiner Bestandteile läuft bereits seit einigen Jahren.
Die Wissenschaftler konnten die molekulare Wirkungsweise der Boswelliasäure aufklären. Diese Säure ist bekanntlich der Inhaltsstoff des Weihrauchs, der für die entzündungshemmende Wirkung verantwortlich ist.
Vorbild Weihrauch für die Wirkstoff-Entwicklung neuer Hemmer gegen Entzündungen
Das Enzym 5-Lipoxygenase spielt eine entscheidende Rolle bei der hemmenden Wirkung von Weihrauch gegen Entzündungen. Seit mehr als 40 Jahren weiß man, dass dieses Enzym die Produktion von Leukotrienen fördert, die zu einer wichtigen Gruppe von Entzündungsbotenstoffen im menschlichen Körper gehören.
Vor Kurzem ist es einem Forschungsteam jedoch erstmals gelungen, die Kristallstruktur dieses zentralen Entzündungsenzyms mit gebundenen Hemmstoffen zu entschlüsseln und darzustellen.
Dank dieser Kristallstrukturaufnahmen der Boswelliasäuren aus Weihrauch können das Enzym und seine Wechselwirkung mit Wirkstoffen detailliert untersucht werden. Dies eröffnet auch die Möglichkeit, neuartige Hemmstoffe gegen Entzündungen zu entwickeln.
Genau das haben die Forscherinnen und Forscher getan. Sie haben neben einem bereits auf dem Markt erhältlichen Entzündungshemmer namens Zileuton, der synthetisch hergestellt wird und bei Asthma eingesetzt wird, verschiedene Naturstoffe mit dem Enzym in Verbindung gebracht. Anschließend haben sie die Kristallstrukturen der entstandenen Molekülkomplexe analysiert.
Überraschende Mechanismen der Boswelliasäure im Weihrauch
Die Ergebnisse hatten zunächst überrascht. Denn andere Naturstoffe docken, ähnlich wie Zileuton, direkt im sogenannten aktiven Zentrum des Enzyms an. Und so können sie es in seiner Funktion hemmen. Unter dem Strich bindet die Boswelliasäure an einer anderen – weit vom aktiven Zentrum entfernten – Stelle des Enzym-Moleküls. Durch diese Bindung kommt es jedoch zu strukturellen Veränderungen im aktiven Zentrum, was die Enzymaktivität ebenfalls hemmt.
Diese durch den Weihrauch-Inhaltsstoff Boswelliasäure ausgelösten Strukturveränderungen haben folglich bereits einen Effekt als Entzündungshemmer. Der Einfluss von Boswelliasäure geht aber noch deutlich darüber hinaus. Durch die Bindung kommt ein Domino-Effekt zustande, wodurch sich zusätzlich die Spezifität des Enzyms verändert. Statt die Synthese entzündungsfördernder Leukotriene zu katalysieren, produziert die 5-Lipoxygenase – unter dem Einfluss von Boswelliasäure im Weihrauch – Entzündung auflösende Substanzen. Das heißt, dass der Inhaltsstoff von Weihrauch das Entzündungsenzym zu einem Entzündung auflösenden Enzym umprogrammiert.
Fazit
Die Ergebnisse dieser Studie bieten den Autoren zufolge zwei wichtige Möglichkeiten. Einerseits kann man die Boswelliasäuren aus Weihrauch nun in entsprechenden Krankheitsmodellen testen, um möglicherweise ein Medikament gegen Entzündungen zu entwickeln.
Andererseits könnte man aufgrund der neu entdeckten Bindungsstelle an der 5-Lipoxygenase auch weitere potenzielle Wirkstoffe identifizieren. Dementsprechend kann man sie dann auch auf ihre entzündungshemmende Wirkung hin experimentell testen. Dies eröffnet in der Zukunft spannende Perspektiven für die Entwicklung neuer Entzündungshemmer.
Literatur:
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Quelle: Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
