Donnerstag, März 28, 2024

Mit Probiotikum Bifidobacterium Typ-1-Diabetes bei Kindern verhindern

Eine neue -Studie untersucht, ob die Einnahme des Probiotikums Bifidobacterium Infantis die Entstehung von Typ-1-Diabetes bei Kindern mit erhöhtem genetischen Risiko verhindern kann.

Typ-1-Diabetes ist die weltweit häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Oftmals wird sie erst erkannt, wenn bereits schwerwiegende bis lebensbedrohliche Symptome vorliegen. Die neue „Sint1a“-Studie untersucht, ob die Einnahme des Probiotikums Bifidobacterium Infantis die Entstehung von Typ-1-Diabetes bei Kindern mit erhöhtem genetischen Risiko verhindern kann. Sint1a ist ein internationales Forschungsprojekt unter der Leitung des Helmholtz Zentrum München und Teil der GPPAD-Initiative.

Die Wahrscheinlichkeit bis zum 18. Lebensjahr an Typ-1-Diabetes zu erkranken liegt bei etwa 1 zu 300. Rund 90 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendliche haben keinen nahen Verwandten mit der Autoimmunkrankheit, weshalb die Diagnose oft überraschend kommt. Bei Personen mit Typ-1-Diabetes zerstört das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in den „Inseln“ der Bauchspeicheldrüse. Betroffene müssen sich ein Leben lang Insulin spritzen. Insulin hat eine lebenswichtige Funktion: Es transportiert den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen. Meist ist das körpereigene Insulin das erste Ziel der Immunreaktion, die zu Typ-1-Diabetes führt.

Das Immunsystem mit Probiotika aufputschen

In frühen Stadien von Typ-1-Diabetes treten sogenannte Inselautoantikörper im Blut auf. Sie sind ein Anzeichen dafür, dass das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen angreift. Aus früheren Studien wissen die Forschenden, dass die Darmflora bei Kindern, die diese Antikörper entwickeln, gestört sein kann. Die neue Sint1a-Studie zielt darauf ab, das Auftreten von Inselautoantikörpern bei Kindern mit einem erhöhten genetischen Risiko für Typ-1-Diabetes zu verhindern. Dazu wird ihnen das Probiotikum Bifidobacterium Infantis (aktiviertes B. infantis EVC001) zusammen mit der täglichen Nahrung verabreicht. Dies soll eine gesunde und ausgewogene Entwicklung ihrer Darmflora unterstützen. Dadurch könnte das Immunsystem, noch bevor erste Anzeichen von Autoimmunität auftreten, positiv beeinflusst werden.

Sint1a baut auf eine andere Studie namens Point auf. In der Point-Studie erhalten Kinder Insulinpulver, das ebenfalls gemeinsam mit der Nahrung verabreicht wird. Ziel ist es, das Immunsystem frühzeitig zu trainieren und zu für Insulin sensibilisieren, damit keine Autoimmunität gegen das Hormon entsteht. „Wir gehen davon aus, dass das Immunsystem der Mund- und Darmschleimhaut für die Prävention von Krankheiten wie Typ-1-Diabetes eine wichtige Rolle spielt. Die Point-Studie nutzt den Darm (wo das Insulinpulver ankommt), um das Immunsystem mit Insulin vertraut zu machen und eine Autoimmunreaktion dagegen zu verhindern. Sint1a basiert auf dem Wissen, dass eine gesunde Darmflora Entzündungen reduziert und dies dem Immunsystem hilft, gefährliche Antigene von ungefährlichen zu unterscheiden“, erklärt Studienleiterin Anette Ziegler*. Auf diese Weise will die Sint1a-Studie die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Kinder mit einem hohen genetischen Risiko für Typ-1-Diabetes, Immunreaktionen auslösen, die zu einer Autoimmunität führen. „Sollten die Ergebnisse beider Studien erfolgreich sein“, erklärt Ziegler, „werden wir sie für eine optimierte synergistische Typ-1-Diabetes-Präventionsstrategie miteinander kombinieren. Typ-1-Diabetes wäre dann kein unausweichliches Schicksal mehr, sondern eine Krankheit, die wir mit den richtigen Maßnahmen verhindern können.

Die Sint1a-Studie läuft ab April 2021 in mehreren europäischen Ländern im Rahmen von GPPAD (Global Platform for the Prevention of Autoimmune Diabetes), einer internationalen Initiative zur Prävention von Typ-1-Diabetes. Die GPPAD-Forschungszentren in Belgien (Leuven), Deutschland (Dresden, Hannover, München), Großbritannien (Cambridge, Newcastle), Polen (Warschau) und Schweden (Malmö) liefern die dafür notwendige wissenschaftliche Infrastruktur. Internationale populationsbasierte Typ-1-Diabetes-Präventionsstudien wie diese sind weltweit einzigartig.

Voraussetzung: Früherkennungstest bei Kindern für Typ-1-Diabetes-Risiko

Die Teilnahme an den Sint1a- und Point-Studien erfordert den Nachweis eines erhöhten genetischen Typ-1-Diabetes-Risikos. Ein Früherkennungstest ermöglicht es, dieses Risiko lange vor der Manifestation der Krankheit zu bestimmen. Der Test kann mit wenigen Blutstropfen innerhalb der ersten 7 Lebenstage durchgeführt werden. Anette Ziegler und ihr Team haben dazu im Jahr 2016 eine Screening-Studie ins Leben gerufen, die in Deutschland unter dem Namen „Freder1k“ läuft. „Innerhalb des länderübergreifenden GPPAD-Netzwerks konnten wir bereits 245.000 Babys untersuchen. Bei 1,15 Prozent haben wir ein erhöhtes genetisches Risiko festgestellt. Die Früherkennung ist das A und O, um sinnvolle Präventionsmaßnahmen zu ergreifen“, sagt Ziegler.

Forschung für eine Welt ohne Typ-1-Diabetes

Der amerikanische Leona M. und Harry B. Helmsley Charitable Trust finanziert die Sint1a-Studie und die Weiterführung der etablierten Freder1ik-Studie mit mehr als 30 Millionen US-Dollar. „Helmsley fördert visionäre Ideen“, sagt Dr. Anne Koralova, Programmbeauftragte bei Helmsley. „GPPAD ist eine unserer größten Investitionen. Die Initiative ist erfolgsversprechend und ein Paradebeispiel guter internationaler Zusammenarbeit, die für wissenschaftlichen Durchbruch unabdingbar ist.“


Quelle:

Medizinischen Fakultät der technischen Universität Dresden: tu-dresden.de › med

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