Freitag, März 29, 2024

Eisenmangel bei Herzinsuffizienz zu selten behandelt

Der unterschätzte und häufig unterbehandelte Eisenmangel bei Herzinsuffizienz kann zu höherer Sterblickeit, geringerer Leistung und schlechterer Lebensqualität führen.

Anämie und Eisenmangel bei Herzinsuffizienz können bei den betroffenen Patienten zu erhöhter Sterblichkeit, reduzierter Leistungsfähigkeit und weiterer Verschlechterung der Lebensqualität führen. Empfohlen wird daher die regelmäßige Kontrolle der Eisenwerte und bei Bedarf die Substitution von Eisen – diese muss jedoch richtig gemacht werden.

Unter dem Stich gilt jedenfalls Eisenmangel als relevante Komorbidität bei Herzinsuffizienz mit verringerter Ejektionsfraktion (HFrEF). Studiendaten haben jedoch gezeigt, dass diagnostische und therapeutische Bemühungen zur Identifizierung in erster Linie bei Patienten mit Anämie durchgeführt werden.

Das RAID-HF-Register untersuchte in den letzten Jahren konsekutive Patienten mit Eisenmangel bei Herzinsuffizienz in Deutschland und der Schweiz. Die vorliegenden RAID-HF-Daten zeigen, dass Eisenmangel auf die Langzeitmortalität und die Lebensqualität von Patienten mit Herzinsuffizienz mit verringerter Ejektionsfraktion hat.

Es zeigte sich auch, dass die Eisensupplementierung in der gegenwärtigen klinischen Praxis nur unzureichend eingesetzt wird. Insbesondere bei Patienten ohne Anämie ist die Diagnose der ID von klinischer Relevanz, um Patienten mit höherem Mortalitätsrisiko zu identifizieren.
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Herzinsuffizienz ist weit verbreitet und beeinträchtigt die Lebensqualität

Herzinsuffizienz ist weiter verbreitet als häufig angenommen, etwa 1 bis 2% der Bevölkerung leidet in den deutschsprachigen Ländern darunter.

Ein Faktor, der zur äußerst eingeschränkten Lebensqualität von Patienten mit Herzinsuffizienz beiträgt: Sie leiden meist unter einer Vielzahl von Begleiterkrankungen. Eine relativ wenig beachtete und oft unterschätzte Komorbidität, jedoch sehr häufige ist Anämie infolge von Eisenmangel bei Herzinsuffizienz.

Darüber hinaus ist bei herzinsuffizienten Patienten ein Eisenmangel auch ohne Anämie ein häufiger Befund bei den Routinekontrollen im Labor.

 

RAID-HF

So ein Eisenmangel bei Herzinsuffizienz führt in Verbindung mit Blutarmut zu einem erhöhten Risiko für einen ungünstigeren Krankheitsverlauf. Das  zeigen unter anderem Daten aus dem deutschen RAID-HF-Register. In RAID-HF wurde bei 56 Prozent der Herzinsuffizienz-Patienten ein Eisenmangel nachgewiesen. Von diesen hatten 38,5 Prozent auch eine Anämie.

Bei Patienten ohne Eisenmangel wurde hingegen nur in 25 Prozent Anämie diagnostiziert. Das Bestehen einer Anämie erwies sich als signifikanter Prognosefaktor für die Ein-Jahres-Sterblichkeit.

Da Eisen im Körper nicht nur als Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin eine Rolle spielt, sondern auch viele andere Funktionen entfaltet, hat ein Eisenmangel allerdings auch ohne Anämie ungünstige Auswirkungen.

Das zeigten Untersuchungen bei  Patienten mit stabiler chronischer Herzinsuffizienz, dass die körperliche Leistungsfähigkeit mit dem Eisenmangel deutlich abnimmt und sich bei zusätzlicher Anämie noch weiter verschlechtert. Auch hier zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Anämie und erhöhter Sterblichkeit.

 

Eisenmangel bei Herzinsuffizienz diagnostizieren und kontrolliert behandeln

Experten empfehlen zum Management der Herzinsuffizienz die Messung der Eisenwerte wie Ferritin als Standard für die Diagnostik bei Patienten mit Verdacht auf Herzschwäche. Wird ein Eisenmangel bei Herzinsuffizienz nachgewiesen, sollte eine Behandlung mit Eisenpräparaten, in Betracht gezogen werden.

Der Erfolg dieser Therapie sollte überwacht werden, damit die Substitution nicht über das Ziel hinausschießt. Eine Kontrolle der Eisenwerte wird nach drei bis sechs Monaten empfohlen.

Eisen wird in unterschiedlichen Organen des Körpers benötigt und gespeichert. Dazu gehören neben dem Blut auch die Leber oder die Skelettmuskulatur. Hinter dem häufigen Eisenmangel bei Herzinsuffizienz-Patienten steht eine gestörte Eisenaufnahme aus dem Darm in Verbindung mit Blutungen im Magen-Darmtrakt.

Hintergrund sind entzündliche Vorgänge und das erhöhte Vorhandensein des in der Leber gebildeten Peptids Hepcidin, das die Eisenaufnahme im Darm vermindert und die Eisenspeicherung fördert.

 

Eisenausscheidung und Eisenaufnahme in Balance

Zwischen zwei und drei Gramm Eisen finden sich im Körper eines gesunden Menschen. Um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten, muss der Organismus Eisenausscheidung und Eisenaufnahme in Balance bringen. Ausgeschieden werden pro Tag ein bis zwei Milligramm, die mit der Nahrung ersetzt werden sollten.

Geschieht dies nicht, kommt es sehr langsam zum Eisenmangel, der jedoch erst ab einem Defizit von ein bis eineinhalb Gramm (1000 bis 1500 mg) Probleme bereitet.

Das Auffüllen des Eisenspeichers mit der Nahrung ist nicht ganz einfach, da aus dem Darm maximal sechs Milligramm pro Tag aufgenommen werden können. Daher dauert es viele Monate bis Jahre bis sich ein relevantes Eisendefizit mit der Nahrung oder oral einzunehmenden Medikamenten wieder ausgleichen lässt.

Die gilt umso mehr, wenn, wie im Falle der Herzschwäche, die Eisenaufnahme mit der Nahrung ohnedies nicht einwandfrei funktioniert. Daher ist eine medikamentöse Substitution zweckmäßig.

In Studien mit Patienten mit Eisenmangel bei Herzinsuffizienz – mit oder ohne Anämie – hat sich die intravenöse Eisensubstitution mit Eisencarboxymaltoseals wirksam erwiesen.

Die FAIR-HF-Studie verglich das intravenöse Eisenpräparat mit Plazebo. Ersteres brachte nach 24 Wochen einen signifikanten Vorteil im Sinne von Symptomreduktion und Verbesserung der Lebensqualität.

In der späteren CONFIRM-HF-Studie konnte eine hochdosierte intravenöse Eisensubstitution neben der körperliche Leistungsfähigkeit, gemessen mit dem 6-Minuten-Gehtest, auch das Allgemeinbefinden und die Luftnot langfristig verbessern.


Literatur:

Wienbergen H, Pfister O, Hochadel M, Fach A, Backhaus T, Bruder O, Remppis BA, Maeder MT, von Scheidt W, Pauschinger M, Senges J, Hambrecht R, RAID-HF (Registry Analysis of Iron Deficiency-Heart Failure) Study Group. Long-term effects of iron deficiency in patients with heart failure with or without anemia. The RAID-HF follow-up study. Clin Res Cardiol. 2019 Jan;108(1):93-100. doi: 10.1007/s00392-018-1327-y. Epub 2018 Jul 12.

Anker SD et al. ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure 2012. Eur Heart J 2012; 33: 1787–1847

Ponikowski P et al. Ferric carboxymaltose in patients with heart failure and iron deficiency. N Engl J Med 2009; 361: 2436–2448

Beneficial effects of long-term intravenous iron therapy with ferric carboxymaltose in patients with symptomatic heart failure and iron deficiency. Eur Heart J 2014, online first, doi: 10.1093/eurheartj/ehu385.

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