Donnerstag, März 28, 2024

Eierstockkrebs-Früherkennung mittels minimal-invasiver Methode

Eine innovative minimalinvasive Eierstockkrebs-Früherkennung mit einem in Wien entwickelten Katheter zeigt großes Potenzial.

Unter dem Strich ist Eierstockkrebs eine der häufigsten gynäkologischen Krebsarten. Die auch als Endometriumkarzinom bezeichnete Krebserkrankung nimmt jedenfalls weltweit zu, wobei im fortgeschrittene Stadium die Prognose schlecht ist. Die Diagnose kann in einem früheren Stadium die langfristigen Ergebnisse für die Patientinnen verbessern. Deswegen ist eine verbesserte Eierstockkrebs-Früherkennung von großer Bedeutung.

Allerdings besteht bislang kein Konsens über die richtigen Strategien zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Die aktuellen diagnostischen Verfahren wie transvaginaler Ultraschall, Hysteroskopie und Endometriumbiopsie sind invasiv, kostspielig und von geringer Spezifität. Daher werden genaue und weniger invasive Screening-Tests benötigt, um die Früherkennung bei Frauen in frühen Stadien von Eierstockkrebs zu erkennen.

Ein aktuelles Review zeigte zusammenfassend das große Potenzial minimalinvasiver Ansätze bei der Früherkennung von Eierstockkrebs. Die Anwendung verschiedener Techniken ergibt viele vielversprechende Möglichkeiten zur weiteren Forschung.

 

Entnahme der Spülflüssigkeit

Jährlich erkranken rund 1.000 Frauen in Österreich an dem äußerst aggressiven Eierstockkrebs – dem Endometriumkarzinom und Ovarialkarzinom. Wobei etwa drei von vier dieser Tumoren ihren Ursprung im Eileiter haben.

Viele Möglichkeiten zur Früherkennung oder Prävention sind nicht befriedigend. Mithilfe eines von Paul Speiser von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien entwickelten, innovativen „Dreiwege“-Katheters zur Eierstockkrebs-Früherkennung und eines damit verbundenen, neuen Untersuchungskonzepts zeigt vielversprechend Ergebnisse.

Ziel der Wissenschafter ist es, die Entnahme der Spülflüssigkeit und deren Analyse so weit zu entwickeln, dass man die Methode in jedem Spital und in jeder gynäkologischen Ordination ganz leicht anwenden kann. Weitere Studien sollen auch zeigen, ob es möglich ist, mit dieser Methode frühzeitig Tumoren oder ihre Vorstufen (STIC) zu entdecken und die Erkrankung dadurch möglicherweise überhaupt zu verhindern.

 

Eierstockkrebs-Früherkennung mittels Katheter

Der innovative Katheter soll verhindern, dass die Spülflüssigkeit in den Bauchraum abfließt. Damit soll man sie nahezu schmerzfrei sammeln kann. Dazu zeigten Studienergebnisse, dass man bei Vorliegen von Eierstockkrebs in 80 Prozent Tumorzellen in der Spülflüssigkeit finden kann.

In diesem Sinne konnte gezeigt werden, dass bei einer Probandin, die sich bereits für eine vorbeugende Eierstockentfernung entschlossen hatte, mit Unterstützung einer Form des Next Generation Sequencing („Smart Sequencing“/Analyse genetischer Veränderungen im Erbgut) in der gewonnenen Spülflüssigkeit ein okkultes, also verstecktes, Karzinom nachgewiesen werden konnte. Solche Ergebnisse lassen hoffen, dass die Eierstockkrebs-Früherkennung bald möglich sein wird.

 

Eierstockkrebs – das Ovarialkarzinom – zeigt kaum Symptome

Etwa 75 Prozent der Endometriumkarzinome haben ihren Ursprung im Eileiter. Eine Möglichkeit zur Früherkennung oder Prävention von Eierstockkrebs gibt es derzeit nicht. Eine wichtige Entwicklung, denn Eierstockkrebs zeigt kaum Symptome und wird bei rund drei Viertel aller Betroffenen sehr spät entdeckt. In einem späten Stadium ist das Ovarialkarzinom mit einer sehr schlechten Prognose für die Lebensdauer der Betroffenen verbunden.

Peripheres Blut, uterine Lavage, Zervikovaginalflüssigkeit und andere potenzielle tumorspezifische Bioflüssigkeiten können minimalinvasiv gewonnen werden. Die Gensequenzierung in der Bioflüssigkeit kann tumorigene DNA nachweisen, was zu einer Früherkennung von Tumoren und damit zu einer frühen Diagnose von EC führen kann. Eine minimalinvasive Methode in Kombination mit Gensequenzierungstechnologien zur Lösung des Problems der Früherkennung von Eierstockkrebs ist ein Hotspot der aktuellen Forschung und die Richtung der zukünftigen Entwicklung.

Die Entnahme der Spülflüssigkeit, die direkten Kontakt mit dem Tumor haben kann, ist eine ideale Quelle für Bioflüssigkeiten. Eine NGS-(Next Generation Sequencing)-basierte Analyse der Spülflüssigkeit scheint für die frühe Diagnose und damit für Eierstockkrebs-Früherkennung zufriedenstellend sein. Allerdings kann die Methode den Patientinnen erhebliche Beschwerden bereiten, da sie während der Hysteroskopie gesammelt werden muss. Professionelle Ausrüstung und geschultes Personal sind erforderlich, um eine Entnahme der Spülflüssigkeit sicher durchzuführen. Das schwächt ihre Vorteile gegenüber der anderer Anwendungen ein.


Literatur:

Shen Y, Yang W, Liu J, Zhang Y. Minimally invasive approaches for the early detection of endometrial cancer. Mol Cancer. 2023 Mar 17;22(1):53. doi: 10.1186/s12943-023-01757-3. PMID: 36932368; PMCID: PMC10022290.

Maritschnegg E, Wang Y, Pecha N, Horvat R, Van Nieuwenhuysen E, Vergote I, Heitz F, Sehouli J, Kinde I, Diaz LA Jr, Papadopoulos N, Kinzler KW, Vogelstein B, Speiser P, Zeillinger R. Lavage of the Uterine Cavity for Molecular Detection of Müllerian Duct Carcinomas. A Proof-of-Concept Study. J Clin Oncol. 2015 Dec 20;33(36):4293-300. doi: 10.1200/JCO.2015.61.3083. Epub 2015 Nov 9. PMID: 26552420; PMCID: PMC4678180.

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