Freitag, April 19, 2024

Dutee Chand thematisierte Testosteron bei Frauen

Das Thema Testosteron bei Frauen war in den letzten Jahren sehr oft wegen der Sprinterin Dutee Chand im Rampenlicht. Nun steht fest: 2016 wird die indische Sportlerin bei der Olympiade in Brasilien teilnehmen.

 

Heuer im Sommer hatte die indische Olympiahoffnung Dutee Chand nach ihrem Gerichtsverfahren am Court of Arbitration for Sport – CAS –  recht bekommen: die 19-jährige Sprinterin dürfe trotz ihres überaus hohen Testosteronspiegels wieder an Wettkämpfen teilnehmen. Die Entscheidung der Richter erlaubte es Dutee Chand wieder an nationalen und internationalen Rennen teilzunehmen, nachdem sie vor einem Jahr suspendiert worden war.

Nun ist die Inderin wieder voll im Training und zeigte sich sich bei Indiatoday optimistisch: „Ich bin glücklich und bereits wieder in guter Form.“ Nach dem heftigen Streit mit dem IAAF (International Association of Athletics Federation) kann sich Dutee nun wieder voll auf das Training und die Vorbereitung auf die olympischen Spiele konzentrieren. „Ich habe ein Recht darauf, zu sprinten und Wettkämpfe zu bestreiten“, betonte Chand im Sommer nach ihrem Triumph vor Gericht. „Dieses Recht wurde mir genommen. Ich wurde für etwas gedemütigt, wofür ich nicht verantwortlich bin. Es macht mich auch glücklich, dass sich nun – dank dieses Urteils – zukünftig keine andere Sportlerin mehr mit diesem Problem auseinandersetzen muss.“

Ihr zu hoher Testosteronspiegel wird medizinisch als Hyperandrogenismus bezeichnet wird. Die International Association of Athletics Federations – IAAF – hat zwar noch zwei Jahre lang Zeit nachzuweisen, dass erhöhtes Testosteron bei Frauen im Sport einen Vorteil bringt. Experten halten das allerdings für unwahrscheinlich.

Es gibt derzeit überhaupt keinen wissenschaftlichen Hinweis dafür, dass hohes Testosteron bei Frauen bei irgendeiner ausgeübten Sportart einen Leistungsvorteil bei einer Geschlechtsentwicklungsstörung – einer sogenannten Intersexualität – bringen sollte. Dazu fehlen die Studien, es fehlt die Evidenz.

 

Testosteron bei Frauen – Intersexualität im Sport

Dutee Chand weigerte sich vor fünf Jahren, sich operieren zu lassen oder Hormon suppressive Substanzen einzusetzen, um ihre Testosteronspiegel zu senken. Seit 2011 sollten laut dem IAAF – dem Dachverband aller nationalen Sportverbände für Leichtathletik – das Testosteron bei Frauen, die wettkampfmässig Leichtathletik ausüben wollen, unter dem männlichen Androgenspiegel sein. Nur dann dürfe Frau an Frauenwettkämpfen teilnehmen. Eine normaler, weiblicher Testosteronspiegel in Serum-Balance liegt zwischen 0,1 bis 2,8 nmol/l – Nanomol pro Liter Blut –  während der normale männliche Spiegel bei 10,5 nmol/l und höher liegt.

 

Bisheriger Umgang mit Testosteron bei Sportlerinnen vorläufig ungültig

Durch das oben zitierte Urteil muss nun der IAAF wissenschaftliche Beweise vorlegen. Denn der internationale Sportgerichtshof CAS erklärte den bisherigen Umgang des IAAF mit den Werten zu Testosteron bei Frauen und erhöhtem Testosteron bei Frauen und Wettkampfsport für vorläufig ungültig. Bis auf weiteres dürfen somit auch Sportlerinnen mit angeborenen sehr hohen Testosteronspiegel an Frauenwettkämpfen teilnehmen.

Die Sportrichter erklärten eben auch, dass es nicht belegt sei, dass „hyperandrogene“ Athletinnen einen deutlichen Leistungsvorteil hätten und daher von den Frauen-Wettbewerben ausgeschlossen werden müssten. Die IAAF hat nun zwei Jahre lang Zeit, neue wissenschaftliche Beweise zu präsentieren. Sollte das nicht gelingen, wird die Regelung komplett aufgehoben.

 

Erhöhtes Testosteron bei Frauen kann durch natürliche Hormonstörungen und durch zahlreiche Krankheiten auftreten

Weibliche Körper produzieren auf natürlichem Wege ein gewisses Maß an Testosteron. Testosteron wird bei Männern in den Hoden und bei Frauen in den Eierstöcken produziert und ist für eine individuelle Menge an Körperbehaarung, Muskelmasse und Kraft verantwortlich.

Der erste Schritt um den Testosteronspiegel zu testen ist ein einfacher Bluttest. Wenn hohe Konzentrationen bei Frauen gefunden werden, werden sie in der Regel weiter auf bestimmte Krankheiten getestet.

Das PCO-Syndrom – das sogenannte Polyzystische Ovar-Syndrom – ist eine der häufigsten Ursachen für hohes Testosteron bei Frauen. Es verursacht neben Akne und übermässigen Haarwachstum auch Unfruchtbarkeit.

Auch eine Nebennierenerkrankung verursacht sehr hohe Spiegel von Testosteron bei Frauen. Diabetikerinnen müssen ebenfalls mit hohen Testosteronspiegeln kämpfen. Andere, weniger häufige Ursachen für hohes Testosteron bei Frauen sind Kleinwuchs, Riesenwuchs, Cushing-Syndrom, Nebennieren- oder Eierstock-Tumoren, Schilddrüsen-Störungen und -zustände. Allerdings gibt es nicht immer eine definitive Ursache für hohes Testosteron bei Frauen. Manchmal kann es davon abhängen, wie die körpereigenen Hormone bei der Geburt ausgeglichen werden.

 

Quellen:

http://www.nytimes.com/2015/07/28/sports/international/dutee-chand-female-sprinter-with-high-male-hormone-level-wins-right-to-compete.html?_r=0

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3264812/

 

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...