Donnerstag, April 18, 2024

Digitalisierung in der Medizin

Digitalisierung in der Medizin: Das Klinikum der Universität München stellt »Big Data« in den Mittelpunkt des Jahresempfangs

 

Zum dritten Mal lädt das Klinikum der Universität München heuer Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Medizin und Gesellschaft zum Jahresempfang in die Aula der Ludwig-Maximilians-Universität ein. Hauptthema der heutigen Veranstaltung ist die Digitalisierung in der Medizin. „Moderne Universitätsmedizin ist auf IT-Lösungen angewiesen“, sagt Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU-Klinikums. „Die zu verarbeitenden Datenmengen in der Diagnostik, wie zum Beispiel der Bildgebung, bei Biobanken, der Genomanalytik oder in der Therapie, etwa bei der personalisierten Medizin, in der Robotik oder der Telemedizin, nehmen laufend zu. Standorte der Hochschulmedizin sind die Zentren der Innovation, an denen enorme medizinische Datenmengen, Stichwort ‚Big Data‘, unter wissenschaftlichen Bedingungen ausgewertet und mit medizinischen Fragestellungen verknüpft werden müssen.“

Augenheilkunde als Vorreiter

Der Begriff ‚Big Data‘ steht für die Evaluation großer Datenmengen aus verschiedenen Quellen zur Entwicklung neuer Erkenntnisse. Im Rahmen des Projektes Smart Eye Data an der Augenklinik des LMU-Klinikums wird aktuell eine Forschungsdatenbank aufgebaut, die zum einen die klinischen Daten der Patienten aus dem klinikeigenen Augenärztlichen Klinikinformationssystem (AUKIS) enthält und zum anderen Messdaten aus bildgebenden Verfahren wie zum Beispiel der Optischen Kohärenztomografie (OCT). „Die Problematik für die Augenheilkunde bestand darin, dass initial für dieses System kein für den ophthalmologischen Bereich angepasstes Datenerfassungsmodul vorlag“, erklärt der Direktor der LMU-Augenklinik, Prof. Dr. Siegfried Priglinger. Daher wurden passende Eingabemasken entwickelt. „Aufbauend darauf werden nun weitere Entwicklungen vorangetrieben, um die Smart Eye Database, ein sogenanntes Data Warehouse, aufzubauen, das eine zielgerichtete Evaluation der Ergebnisse aus dem klinischen Alltag erlaubt.“ Dabei ist selbstverständlich auch der Datenschutz berücksichtigt worden. Die Datenbankanwendung ist vom lokalen Datenschutzbeauftragten des Klinikums geprüft und freigegeben worden.

Insgesamt befasst sich das Klinikum der Universität München bereits intensiv mit der digitalen Zukunft der Medizin. „Die Verknüpfung großer Datenmengen bietet vielfältige Möglichkeiten für die medizinische Forschung“, sagt Prof. Dr. Karl-Walter Jauch. Zugleich muss dafür gesorgt werden, dass die Digitalisierung nicht zum Sicherheitsproblem wird oder individuelle Daten ohne Einwilligung kommerziell genutzt werden. „Das Recht an meinen persönlichen Werten muss uneingeschränkt bei mir bleiben. Aber ich muss auch die Möglichkeit haben, meine Daten zur Verfügung zu stellen, wenn ich ein Projekt, wie etwa eine Tumordatenbank, unterstützen will.“ Darüber hinaus muss der Gesetzgeber entscheiden, welche Daten aus übergeordnetem Interesse gesammelt und verarbeitet werden dürfen.

Patientenüberwachung per Smartphone

Bereits 2014 konnten aufwändige Messreihen am LMU-Klinikum zeigen, dass Handys keine Beeinflussung der meisten Medizingeräte verursachen, somit keine Gefahr für die Patienten darstellen und daher fast überall eingesetzt werden können. Diese Erkenntnis  machte den Weg frei für eine innovative Lösung in der digitalen Überwachung von Patienten. „Ein führender Medizingerätehersteller hat eine App entwickelt, die wir in einem Pilotprojekt anwenden“, erklärt Dr. Kurt Kruber, Leiter der Abteilung Medizintechnik und IT (MIT). „Wir haben damit als weltweit erstes Krankenhaus eine mobile Patientenüberwachung per Smartphone realisiert.“ Die App hat ein ausgeklügeltes Alarmsystem: Blauer Alarm wird ausgelöst, wenn sich bei einem Patienten die EKG-Elektrode gelöst hat. Gelber Alarm steht für die Überschreitung eines untergeordneten Grenzwertes und Roter Alarm heißt Lebensgefahr. Bis jetzt wird das System am Klinikum auf einer Station erprobt, weitere sollen folgen.

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