Donnerstag, März 28, 2024

Differenzialdiagnose Influenza und grippaler Infekt

Influenza und grippaler Infekt sind zwei Erkrankungen. Deswegen ist die Differenzialdiagnose sehr wichtig. Allgemein wissen Menschen dazu wenig.

Zur Differenzialdiagnose Influenza, der sogenannten „echten“ Grippe, und einem grippalen Infekt – auch als Erkältung bekannt – gibt es in der Bevölkerung wenig Informationen. Deswegen können auch viel Menschen die beiden Erkrankungen kaum unterscheiden. Dies führt infolge wiederum zu vielfältigen falschen Meinungen beziehungsweise Mythen. Jedenfalls zeigt eine aktuelle, internationale Studie in Belgien, Kroatien sowie Österreich unter der Leitung von Kathryn Hoffmann von der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin der MedUni Wien, dass die Menschen in allen drei Ländern übrigens gleich schlecht informiert sind.

„Influenza und grippaler Infekt sind zwei verschiedene Paar Schuhe“, betont Kathryn Hoffmann. „Die klar abzugrenzenden Influenza-Viren lösen eine Erkrankung aus, deren Verlauf schwer sein kann. Ein grippaler Infekt dagegen entsteht durch infektiöse Viren, von denen es hunderte Arten gibt. Der Verlauf und die Symptome sind in den allermeisten Fällen viel harmloser.“ Zusatz: „Aus einem grippalen Infekt wird auch – entgegen der landläufigen Meinung – nie eine echte Grippe.“

 

Differenzialdiagnose – Verlauf und Symptome

Die Differenzialdiagnose zu Influenza und grippalem Infekt können Ärzte sowie Patienten vor allem am Beginn der beiden Erkrankungen leichter machen. Denn eine Influenza beginnt meistens blitzartig mit Gliederschmerzen und Fieber, obwohl man sich Stunden vorher noch bestens gefühlt hat- Hingegen zeigen sich bei einem grippalen Infekt meistens – im Gegensatz zur Influenza – zu Beginn Halsschmerzen, Schnupfen sowie Husten. Außerdem treten diese Beschwerden eher langsam und verlaufend auf. Zudem steigt die Körpertemperatur beim grippalen Infekt eher langsamer an.

 

Bei Fieber an die echte Grippe denken

Hoffmann: „Unsere Studie zeigt aber, dass die Menschen immer dann, wenn Fieber eines der Symptome ist, sofort an eine ‚echte‘ Grippe denken.“  Das ist auch der Grund, warum viele Personen, die gegen Influenza geimpft sind und dann trotzdem Fieber und grippeähnliche Symptome bekommen, glauben, dass der Impfstoff wirkungslos sei. „Sie werden zu Impfskeptikern, dabei haben sie einfach nur einen grippalen Infekt – und den kann man leider auch trotz einer Influenza-Impfung bekommen“, erklärt die MedUni Wien-Expertin.

 

Gegen saisonale Influenza impfen

Daher ist es laut Experten es auch überaus ratsam, sich immer wieder gegen die saisonale Influenza impfen zu lassen. Denn diese kann bei schwerem Verlauf sogar tödlich enden kann. Eine bereits 2013 unter der Leitung von Theresia Popow-Kraupp vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien durchgeführte Studie für den Raum Wien zeigte, dass im Verlauf einer saisonalen Grippewelle allein in Wien rund 300 Menschen an den Folgen einer Influenza, die häufig zwei, drei Wochen dauern kann, sterben.

 

Gegen Infektiöse Erkältungsviren des grippalen Infekts gibt es keinen Impfschutz

Gegen Influenza kann man sich mit einer Impfung grundsätzlich schütze. Tatsächlich wirkt der jeweilige saisonale Impfstoff mit einer Zuverlässigkeit von 60 bis 95 Prozent. Hingegen kann man gegen infektiöse Viren des grippalen Infekts wenig tun.

Hoffmann erklärt: „Irgendwann ist der Schwellenwert an Viren, den unser Immunsystem abwehren kann, überschritten, dann bekommen wir einen grippalen Infekt. Durch gesunde Lebensstilmaßnahmen, die das Immunsystem stärken, oder mit penibler Händehygiene können wir den Schwellenwert jedoch nach oben treiben.“

Auch die Bezeichnung „Verkühlung“ ist nicht ganz korrekt – dass man sich leichter mit Viren infiziert, wenn man friert, ist nicht vollständig geklärt. Entscheidend ist in jedem Fall der Kontakt mit den viralen Krankheitserregern.

Ein grippaler Infekt ist aber – im Gegensatz zur „echten“ Grippe – bei viel Ruhe und Erholung meist in fünf Tagen überstanden.

Literatur:

BMC Infectious Diseases. “With fever it’s the real flu I would say”: laypersons’ perception of common cold and influenza and their differences – a qualitative study in Austria, Belgium and Croatia. Elisabeth Anne-Sophie Mayrhuber, Wim Peersman, Nina van de Kraats, Goranka Petricek, Asja Ćosić Diviak, Silvia Wojczewski and Kathryn Hoffmann. BMC Infectious Diseases (2018) 18:647.
https://doi.org/10.1186/s12879-018-3568-9.


Quelle: www.meduniwien.ac.at

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