Donnerstag, März 28, 2024

Die Influenza-Saison 2016/2017

Jedes Jahr präsentiert das Zentrum für Virologie der MedUni Wien die wichtigsten Daten und Fakten sowie Besonderheiten der abgelaufenen Influenza-Saison.

Die wichtigsten Daten und Fakten sowie Besonderheiten der abgelaufenen Influenza-Saison. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren konnten wir heuer einen außergewöhnlich frühen Beginn der Influenzavirus-Aktivität beobachten. Die ersten sporadischen Influenzavirus-Infektionen traten bereits in der Kalenderwoche 42/2016 auf, und die beginnende epidemische Ausbreitung der Influenzaviren konnte schon ab der Kalenderwoche 49/2016 nachgewiesen werden. Damit startete die Grippewelle in Österreich um ca. 4-6 Wochen früher als gewohnt. Der signifikante Anstieg an positiven Virusnachweisen in den eingesendeten Stichproben wurde schon in Kalenderwoche 50/2016 (Abbildung 1) erreicht und daher wurden bereits schon vor Weinachten (am 20.12.2016) das Bundesministerium für Gesundheit, die Sozialversicherungsträger und öffentliche Gesundheitseinrichtungen über den Beginn der Grippewelle in Österreich informiert.

Die Anzahl der Neuerkrankungen an Grippe/grippalen Infekten für Wien (erhoben durch das epidemiologische Meldesystem der MA 15) lag in der Kalenderwoche 50/2016 bei ca. 9.000 und somit noch knapp unter dem epidemischen Schwellenwert von 10.000 Neuerkrankungen an Grippe/grippalem Infekt für den Großraum Wien. Dabei war jedoch zu berücksichtigen, dass bedingt durch einen Ärztestreik in diesem Zeitraum weniger Arztkontakte stattfinden konnten. Der weitere Anstieg der Erkrankungszahlen über den Schwellenwert von 10.000 Neuerkrankungen erfolgte dann in der Kalenderwoche 51/2016. Dieser, im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren, außergewöhnlich frühe Beginn der Influenzavirus-Aktivität konnte nicht nur in Österreich, sondern auch in allen anderen Europäischen Ländern beobachtet werden.

Der Höhepunkt der heurigen Grippewelle wurde rund um den Jahreswechsel zwischen den Kalenderwochen 52/2016 und 2/2017 erreicht (Abbildung 1), danach ging die Virusaktivität langsam aber kontinuierlich zurück und endete mit der Kalenderwoche 9. Bis zur Kalenderwoche 13/2017 konnten nur noch vereinzelt Influenzavirus Infektionen nachgewiesen werden.

Abbildung 2: Prozentsatz der zirkulierenden Influenzavirus Typen/Subtypen während der Influenza-Saison 2016/17 © Zentrum für Virologie der Med. Universität Wien
Abbildung 2: Prozentsatz der zirkulierenden Influenzavirus Typen/Subtypen während
der Influenza-Saison 2016/17 © Zentrum für Virologie der Med. Universität Wien

Eine weitere Besonderheit dieser Grippewelle war, dass 95,9% der nachgewiesenen Influenzaviren vom Subtyp A(H3N2) waren und somit fast ausschließlich ein einziger Influenzavirus Subtyp dominierte (Abbildung 2). In der Regel kann in den meisten Influenza-Saisonen eine Dominanz eines Influenzavirus-Typs oder Subtyps im Ausmaß von ca. 50-75% und eine Co-Zirkulation der anderen humanpathogenen Influenzavirus Typen/Subtypen beobachtet werden. Eine ausgeprägte Dominanz eines einzigen Influenzavirus Types/Subtypes von über 90% kommt jedoch nur selten vor und wurde in Österreich das letzte Mal in der Influenza-Saison 2006/07 beobachtet (mit 93,7% der zirkulierenden Viren A(H3N2)).

Die genaue genetische und antigene Charakterisierung der zirkulierenden Influenzavirus-Stämme zeigte vor allem am Beginn der epidemischen Influenzavirus-Aktivität eine gute Übereinstimmung mit den in den Impfstoffen für diese Saison enthaltenen Influenza A(H3N2) Viren. Im Laufe der Saison konnte jedoch zunehmend die Zirkulation von A(H3N2)-Driftvarianten beobachtet werden, die sich durch eine Mutation im Hämagglutinin-Gen (N171K) vom Impfstamm unterschieden und somit nicht mehr optimal durch den in den Impfstoffen enthaltenen A(H3N2)-Impfstamm abgedeckt wurden.

Die Ergebnisse der virologischen Überwachung in Österreich stimmen mit den Daten der globalen Influenza-Überwachungssysteme (Flunet der Weltgesundheitsorganisation (WHO), European Influenza Surveillance Network (EISN) des European Centre for Disaese Prevention and Control (ECDC) (https://flunewseurope.org/) überein. Alle Überwachungssysteme in Europa, den USA und Kanada konnten die gesamte Influenza-Saison über die Dominanz der A(H3N2) Viren sowie das Auftreten der genetischen Driftvariante des A(H3N2) Virus beobachten.

Lediglich zum Ende der Saison hin wurde in Europa und den USA eine geringe Zirkulation von Influenza B Viren registriert. Diese Beobachtung ist jedoch heuer von besonderem Interesse, da die neuesten Überwachungsdaten des globalen Influenza-Überwachungs-Netzwerks in Bezug auf die zirkulierenden Influenza B Viren das Auftreten einer Influenza B Virus Driftvariante der Victoria-Linie zeigten. Diese zirkuliert derzeit nur in einem sehr geringem Ausmaß, zeichnet sich aber durch eine Mutation im Hämagglutinin-Gen aus, die ihre antigenen Eigenschaften so stark verändert, dass sie nicht mehr dem Referenzstamm der Victoria-Linie (B/Brisbane/60/2008) entsprechen. Dadurch, dass die Influenza-Saison auf der gesamten nördlichen Hemisphäre zu Ende gegangen ist, wird sich erst im Laufe der Influenza-Saison der südlichen Hemisphäre zeigen, ob sich diese Driftvariante weiter verbreiten und etablieren wird, oder ob sie wieder von der Bildfläche verschwindet. Dies verdeutlicht wieder einmal die immense Relevanz der kontinuierlichen und weltweiten Influenza Überwachung.

Entsprechend der in der heurigen Saison zirkulierenden Influenza-Viren hat die WHO, wie jedes Jahr, ihre Empfehlung für die Impfstoffzusammensetzung der nächsten Saison abgegeben (WHO-link: http://www.who.int/influenza/vaccines/virus/recommendations/2017_18_north/en/). Was die Empfindlichkeit der in Österreich zirkulierenden Influenzaviren gegenüber den Neuraminidasehemmern betrifft, so gab es keinen Hinweis auf die Zirkulation von Influenzaviren mit einer Resistenz gegen Neuraminidasehemmer.

Am Ende dieser Zusammenfassung ist es uns ein besonderes Anliegen allen Kolleginnen und Kollegen des Influenza-Sentinella-Netzwerkes herzlichst zu danken. Seit vielen Jahren ist ihre Arbeit die Grundlage für die Überwachung der Influenzaviren in Österreich, wodurch Sie es ermöglichen den genauen Zeitpunkt der Grippevirus-Aktivität in Österreich so exakt zu erfassen und die Öffentlichkeit darüber zu informieren.

Quelle:

logo-virusepidemiologische-informationenVIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION” NR. 09/17 von Dr. Monika Redlberger-Fritz und Prof. Dr. Theresia Popow-Kraupp

.

. Department für Virologie der Med. Universität Wien.

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