Donnerstag, März 28, 2024

Diagnostik und Therapiemöglichkeiten von Demenzen

Die Diagnostik sowie die Behandlungsmöglichkeiten von Demenzen bekommen in Hinblick auf die steigende Lebenserwartung immer größere Bedeutung.

Erstmals hat Eugen Bleuler die Demenzen im Jahr 1916 als schwerste Formen eines organischen Psycho-Syndroms definiert. Dann hat man 1980 den ­Begriff auf mäßige und leichte Störungen höherer Hirnfunktionen erweitert. Schließlich legt die Weltgesundheitsorganisation WHO dann 1991 fest, dass als Demenzen jede Abnahme des Gedächtnisses und des Denkvermögens mit deutlicher Beeinträchtigung des täglichen Lebens gelten. Jedenfalls leben heute Millionen von Menschen auch in unseren Breiten an verschiedenen Formen von Demenzen. Da die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) und die Häufigkeit von Neuerkrankungen (Inzidenz) mit zunehmendem Alter ansteigen, werden in den kommenden Jahrzehnten noch wesentlich mehr Menschen an Demenzen leiden. Nicht zuletzt deswegen sind Diagnostik und Therapiemöglichkeiten von Demenzen von größter Bedeutung.

 

Diagnose, Diagnostik, von Demenzen: früh erkennen und behandeln

Die am häufigsten auftretende Alzheimer Demenz, die vaskuläre Demenz und die ­Lewy-Body-Demenz sind für die Differenzialdiagnose am relevantesten. An Alzheimer Demenz leiden etwa 60 bis 80%, an vaskulärer Demenz 15 bis 20% und an der ­Lewy-Body-Demenz 7 bis 20%, doch auch gemischte Formen kommen häufig vor.

Jedenfalls kann eine frühe Diagnose nebst baldigem Therapiebeginn die Prognose für die Patienten oft deutlich verbessern. Am Anfang der klinischen Symptomatik steht bei Demenzen die Vergesslichkeit als Frühsymptom. Die Ursachen für Vergesslichkeit sind sehr vielfältig, bereits bei ersten leichten kognitiven Störungen sollte eine ausführliche Diagnostik durchgeführt werden, um eine adäquate Behandlung beginnen zu können.

Als Mild cognitive impairment bezeichnet man eine geringe kognitiven Beeinträchtigung, die folgende Kriterien erfüllt:

  • subjektiv empfundene Gedächtnisprobleme, die von Kontaktpersonen bestätigt werden
  • durchschnittlich 1,5 Punkte Standardabweichungen schwächer als entsprechende Altersnormwerte bei neuropsychologischen Überprüfungen
  • normale Aktivität im täglichen Leben, Beeinträchtigungen nur bei sehr komplexen Alltagsaufgaben
  • normale allgemeine kognitive Leistung
  • Nichtvorhandensein einer Demenz

 

Alzheimer Demenz

Da die Diagnose Alzheimer Demenz erst nach Tod des Patienten mittels histologischer Untersuchung festgelegt werden kann, werden beim sogenannten Alzheimer anhand der klinischen Symptomatik, der Anamnese, Befragung der Angehörigen beziehungsweise von Kontaktpersonen sowie der Bildgebung (CCT, MRT) andere Demenzen ausgeschlossen.

Alzheimer Demenz beginnt mit Gedächtnisstörungen:

  • dem Vergessen von Namen,
  • dem Vergessen von Ereignissen der jüngsten Vergangenheit,
  • Störungen des räumlichen und sprachlichen Gedächtnisses im Sinne von Orientierungs- und Wortfindungsstörungen.
  • apraktischen Störungen, sodass Handlungsabläufe fehlerhaft gesetzt werden (z.B. beim Auto­fahren, Kochen etc.).

Betroffene Personen sind im Alltag massiv beeinträchtigt. An psychopathologischen Symptomen finden sich im Laufe der Erkrankung häufig auch psychotische Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen sowie häufig schon sehr früh depressive Symptome.

Je schwerer Demenzen sind, des­to stärker treten depressive Symptome in den Hintergrund, da die Patienten ihre Krankheit immer mehr negieren.

Als medikamentöser Therapie der kognitiven Leistungsbeeinträchtigung können die sogenannten Cholinesterasehemmer Donepezil, Rivastigmin und Galantamin sowie der Glutamat-Rezeptor-Antagonist Memantine eingesetzt werden. Auch Kombinationstherapien von Memantine und einem der Cholinesterasehemmer sind möglich.

Die nichtkognitiven Störungen wie Schlafstörungen,  Depressionen und psychotische Symptome können mit Psychopharmaka behandelt werden. Zu den nicht-medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten  zählen das Trainieren von Alltagsfunktionen und Gedächtnisleistungen sowie Bewegungs-, Musik- und Kunsttherapie. Sehr nutzbringend hat sich auch das Arbeiten mit der Biographie des Erkrankten erwiesen.

Alzheimer Demenz verläuft in Stadien – in umgekehrter Reihenfolge zum normalen Leben. Bei guter Pflege und Betreuung können die betroffenen Patienten oft ein hohes Lebensalter erreichen und an anderen Erkrankungen versterben.

 

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz umfasst jene ­demenziellen Syndrome, bei denen Hinweise auf zwei oder mehrere ischämische Insulte vorliegen oder ein einzelner Insult stattfand, bei dem ein klarer zeitlicher Zusammenhang mit dem Beginn einer Demenz assoziert ist. Schlaganfälle können den Thalamus, den mediobasalen Temporallappen, den Hippokampus oder das Versorgungsgebiet der A. gyri angularis der dominanten Hemisphäre betreffen. Häufiger beobachtet man das Auftreten vaskulärer Demenzen bei einem Status lacunaris oder einer subkortikalen arteriosklerotischen Enzephalopathie (M. Binswanger).

Unter dem Strich ist die vaskuläre Demenz charakterisiert durch:

  • einem Vorliegen einer Demenz
  • einem plötzlichen Beginn und einer schrittweise Verschlechterung
  • einem Gedächtnisverlust,
  • intellektueller Beeinträchtigung,
  • neurologische Herdzeichen,
  • Einsicht und Urteilsfähigkeit bleiben meist relativ gut erhalten.

Nachgewiesen werden ischämische Insulte mittels cranialer Computertomographie beziehungsweise kranialer Magnetresonanztomographie. Bei Patienten mit mehreren Schlaganfällen findet sich häufig auch eine diffuse Hirnatrophie. Die vaskuläre Demenz tritt abrupt auf und hat einen schrittweisen und fluktuierenden Verlauf.

Medikamentös gelten Donepezil und Memantine bei vaskulärer Demenz als Mittel der ersten Wahl. Bei Mischformen kommen Rivastigmin und Galantamin zum Einsatz.

 

Lewy-Body-Demenz

Für die Lewy-Body-Demenz ist eine fortschreitende Hirnatrophie mit Vorhandensein der so genannten Lewy-Körperchen charakteristisch. Diese sind intrazellulär gelegene, kugelförmige Einschlusskörperchen, die Sphingomyelin enthalten. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Wobei sich die Lewy-Körperchen bevorzugt im präfrontalen Cortex und im limbischen System sowie in der Substantia nigra befinden. Das Erkrankungsalter liegt im Grunde genommen zwischen dem 40. und 80. Lebensjahr. Und zwar mit Schwerpunkt in der siebenten Lebensdekade.

Eine Lewy-Body-Demenz ist charakterisiert durch:

  • fortschreitenden Verlauf mit Parkinson-Symptomatik wie Rigor, Akinese und seltener Tremor,
  • fluktuierende Hirnleistungen,
  • zeitweise Bewusstseinsstörungen,
  • detaillierte optische Halluzinationen,
  • systemischer Wahn,
  • Stürze ohne ersichtliche Ursachen,
  • Depressionen.

Dabei kann die Bildgebung eine temporal betonte Hirnatrophie nachweisen. Denn im DAT-Scan zeigt sich, dass die Dopamin-Transporteraufnahme im Striatum deutlich vermindert ist. Eine kausale Therapie ist derzeit jedenfalls nicht verfügbar. Allerdings kann durch die Gabe von Cholin­esterasehemmern die Symptome positiv beeinflussen.

Übrigens ist es typisch, dass bestimmte Neuroleptika den Krankheitszustand erheblich verschlechtern können.


Quellen:

Diagnostik und Therapiemöglichkeiten von Demenzen. MEDMIX 9/2008

Alzheimer Forschung Initiative e.V. – https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/diagnose/

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