Donnerstag, April 25, 2024

Diagnose des Prostatakarzinoms

Dank einem neuen Verfahren zur Diagnose des Prostatakarzinoms – Roboter-assistierter bildgestützter Prostatabiopsie – lassen sich viele Tumor-Verdachtsfälle klären.

Ein neues Biopsie-System erlaubt die präzise Planung und Durchführung auch von schwierigen und komplexen Prostatabiopsien zur Klärung eines Prostatakarzinoms. Neben Ultraschall-Bildern können die Urologen auch Daten anderer bildgebender Verfahren wie der Magnetresonanztomografie und der Positronen-Emissions-Tomografie nutzen. Dadurch lassen sich Lage, Größe und Aktivität des verdächtigen Gewebes besser einschätzen. Eine roboter-gestützte Navigationshilfe assistiert bei der Einführung der Biopsie-Nadel und ermöglicht so die millimetergenaue Probennahme.

Das neue Verfahren zur Diagnose des Prostatakarzinoms erspart den Patienten unnötige Wiederholungsbiopsien. Zudem vermeidet der Zugang über den Damm statt durch den Enddarm Infektionen und Antibiotika-Therapien.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Nur anhand einer Gewebeentnahme aus der Prostata kann die Diagnose gestellt werden. Bei anatomisch schwer zugänglichen oder kleinen Tumoren ist die Biopsie oft deutlich erschwert und Tumoren werden häufiger übersehen. Mit dem neuen Verfahren können etwa bei 60 Prozent der Patienten Tumorzellen entdeckt werden, die bei früheren Biopsien übersehen wurden. Bislang führen Ärzte die Hohlnadel-Biopsie meist händisch und nur unter Kontrolle einer Echtzeit-Sonografie, auch Ultraschall genannt, durch. Dabei gelangen sie über den Enddarm in das Prostatagewebe.

 

Fusioniertes 3D-Bild zeigt Tumorgewebe des Prostatakarzinoms

Das neue Verfahren hat mehrere Vorteile gegenüber der klassischen Ultraschall-kontrollierten Biopsie. Im Vorfeld der Biopsie untersuchen die Ärzte mit bildgebenden Verfahren wie der multiparametrischen Magnetresonanztomografie (MRT) Form, Struktur, Gewebedichte und Durchblutung der Prostata. Auch andere Bildgebungsverfahren, etwa die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und hier speziell die erst kürzlich eingeführte PSMA-PET-Computertomografie, können wichtige Informationen liefern. Im nächsten Schritt werden tumorverdächtige Areale in enger Abstimmung zwischen Urologen, Radiologen und Nuklearmedizinern identifiziert, im Bild markiert und die Daten in das Biopsiegerät eingelesen.

Ablauf der Prostatabiopsie

Zu Beginn der Biopsie wird der radiologische Bilddatensatz dann mit dem 3D-Bild der Echtzeitsonografie der Prostata fusioniert. Auf diese Weise steht dem Arzt ein 3D-Echtzeit-Ultraschallbild der Prostata inklusive der verdächtigen Tumorareale zur Verfügung. Anhand dieser Daten werden Winkel und Eindringtiefe der Biopsie-Nadel berechnet und durch einen Navigationsarm vorgegeben. Die Roboter-assistierte Navigation ermöglicht eine präzise Gewebeentnahme, über einen Bildschirm kann der Operateur zu jedem Zeitpunkt die Vorgänge überwachen und kontrollieren.

Weniger Komplikationen und keine Antibiotikatherapie

Ein weiterer Vorteil dieses Systems liegt im gewählten Zugangsweg zur Prostata. Bislang wurde die Biopsie-Nadel über den Enddarm eingebracht. Vorab erhielten die Patienten eine Antibiotikatherapie, die den Darm keimfrei machen sollte. Doch durch die zunehmende Entwicklung von Antibiotikaresistenzen von Darmbakterien stieg zuletzt die Rate an Komplikationen durch eine Prostatabiopsie über den Enddarm.

Im Gegensatz dazu erfolgt beim neuen Verfahren die Biopsie vom Dammbereich aus. Ein Endringen von Darmbakterien in die Blutbahn kann so vermieden werden und eine Antibiotikatherapie entfällt.

Durch die spezielle Software des Systems kann zu jedem Zeitpunkt exakt dreidimensional rekonstruiert werden, wo eine Biopsie entnommen wurde. Gewebeproben mit unterschiedlicher Aggressivität können dem Entnahmeort zugeordnet werden. Damit wird eine räumliche Darstellung und Vermessung des Tumors in der Prostata möglich. Diese Informationen stellen die Basis für eine optimale stadienorientierte Therapie des Prostatakarzinoms dar. Der Eingriff findet in einer Kurznarkose im Rahmen eines stationären Aufenthalts statt.

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