Freitag, April 19, 2024

Patient-Arzt-Apotheker besser vernetzen

Kompetenznetzwerk Patient-Arzt-Apotheker hat eine bessere Kommunikation und Koordination von Diabetologen und Apotheker zum Ziel.

Wenn die Diagnose Diabetes gestellt ist, brauchen die betroffenen Menschen unkomplizierte, umfassende und fachkundige Unterstützung und Betreuung. Diese ist nicht nur zu Beginn der Erkrankung, sondern lebenslang notwendig. Das Ziel der Kommission EADV (Einbindung der Apotheker in die Diabetikerversorgung) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Bundesapothekerkammer (BAK) ist eine bessere Kommunikation und Koordination im Kompetenznetzwerk Patient-Arzt-Apotheker. Die Kooperation sichert und regelt mit ihren Ausbildungsplänen, Konsensvereinbarungen nicht nur die jeweiligen Zuständigkeiten, sondern auch die Qualität.

Wie kann sich dies im Alltag, der in den Praxen und Apotheken immer mehr durch Terminnot und Personalmangel geprägt ist, positiv für die Menschen mit Diabetes auswirken?

Wichtige Stichwörter sind: abgestimmte Beratung und Dienstleistungen nah am Patienten und vor allem Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS).

Die Therapie des Diabetes setzt auf die Eigenverantwortung und in vielen Punkten auf das Selbstmanagement der Patienten. Dazu braucht es Kenntnisse und Fertigkeiten und die nötigen Anlaufstellen bei Problemen. Und zwar nicht nur medizinische, sondern auch pharmazeutische, vor allem um Medikationsfehler zu vermeiden.

Neben der Arztpraxis ist hier die Apotheke mit ihrer niedrigen Eintrittsschwelle (keine Termine, lange Öffnungszeiten, kompetentes Personal) zu einem wichtigen Ansprechpartner geworden. Ob das Blutzuckermessgerät ungenau anzeigt, der Pen am Wochenende seinen Geist aufgibt, Unsicherheiten mit Schulungsinhalten oder Therapievorgaben existieren, die Apotheke unterstützt und versorgt. Arzt und Apotheker haben gemeinsam das Ziel, Vertrauen aufzubauen, gleiche Inhalte verständlich zu kommunizieren und sich sinnvoll in ihren Angeboten zu ergänzen. Die Kompetenz der jeweiligen Fachgruppe sollte optimal genutzt werden.

Mehr als 40 Prozent der in unseren Haushalten vorhandenen Arzneimittel wurden ohne ärztliche Verordnung in der Apotheke erworben. Gerade im Bereich Diabetes können unterschiedliche Symptome wie schlecht heilende Wunden, Pilzinfektionen, Hauterkrankungen, Sensibilitätsstörungen auf einen direkten Zusammenhang mit einer nicht optimal laufenden Diabetestherapie hinweisen. Dies zu erkennen und nach Notwendigkeit an den Arzt zur weiteren Diagnose und Behandlung zu verweisen, ist Teil der pharmazeutischen Aufgabe und Verantwortung. Wenn dies unterbleibt oder zu spät erfolgt, kann dies gravierende Folgen für den Patienten haben, wie dies zum Beispiel Diabetes-Fußambulanzen bitter bestätigen können. Viele Menschen mit Diabetes können heute mit einer guten Lebensqualität alt werden, allerdings benötigen sie hierfür auch eine nicht unerhebliche Zahl an Medikamenten und Hilfsmitteln.

Polypharmazie ist eine Herausforderung für die Arzneimitteltherapiesicherheit, Versagen in diesem Bereich einer der Hauptgründe bei älteren Menschen für Krankenhauseinweisungen. Der Gesetzgeber (§ 31a SGB V) hat deshalb den Anspruch für alle Patienten, die drei und mehr verordnete Arzneimittel gleichzeitig anwenden, auf einen Medikationsplan vorgeschrieben. Bis jetzt ist dies zwar eher eine Medikationsliste, die durch den Hausarzt oder Facharzt erstellt und durch den Apotheker auf Wunsch des Patienten aktualisiert wird; allerdings ein wichtiger Start für eine sinnvolle, elektronische Lösung auf der Gesundheitskarte ab 2018/19. Der Medikationsplan soll alle aktuell vom Patienten angewendeten Arzneimittel, also auch die Selbstmedikation, für den Patienten übersichtlich aufführen. Dies erleichtert auch die tägliche Einnahme.

Aber: Ein Medikationsplan ohne abgestimmte Medikationsanalyse, das heißt ohne medizinische und pharmazeutische Prüfung potenzieller Risiken, ist zu kurz gesprungen und verbessert nicht die Arzneimitteltherapie- und damit Patientensicherheit. Hier besteht noch erheblicher Handlungsbedarf des Gesetzgebers; und es fehlt eine klare Einbindung in die Regelversorgung.

Manfred Krüger
Manfred Krüger

Quelle:

Statement » Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker: Diabetologen und Apotheker besser vernetzen, um Menschen mit Diabetes gut zu versorgen « von Manfred Krüger, Landesbeauftragter für Pharmazeutische Betreuung und AMTS; Apothekerkammer und Apothekerverband Nordrhein; EADV-Kommission DDG/BAK; Vorstand AG Prävention DDG anlässlich der 10. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), November 2016

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...