Donnerstag, März 28, 2024

Diabetespatienten fächerübergreifend behandeln

Ohne kluge und effektive Ernährungspolitik sowie verbesserte Gesundheitsvorsorge wird der Epidemie mit Übergewicht und Adipositas nicht Einhalt gebieten zu sein. In 10 Jahren wird voraussichtlich jeder fünfte Erdenbewohner ein krankhaftes Übergewicht entwickelt haben. Insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden, mit Übergewicht und Adipositas assoziierten Begleit- und Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels (vor allem Diabetes mellitus, Dyslipidämie, Hyperurikämie, Steatosis hepatis) und des deutlich erhöhten Risikos für bestimmte Krebserkrankungen muss dieser gefährlichen Entwicklung dringend Einhalt geboten werden!

Die bedeutende Risikokonstellation von Übergewicht und Adipositas mit Blick insbesondere auf Stoffwechsel und kardiovaskuläre Erkrankungen erfordert eine differenzierte und interdisziplinäre Langzeittherapie, die von ernährungsmedizinischen Konzepten bis zur medikamentösen und operativen Therapie der Adipositas reicht. Körperlicher Aktivität/Sportkonzepten kommt dabei eine ganz besondere Rolle zu, beim „noch gesunden“ übergewichtigen und adipösen Menschen ebenso wie bei unserer Patientenschaft mit Adipositas und Begleiterkrankungen, einschließlich der Herzinsuffizienz. Wesentliche neue Erkenntnisse und praktische „Rezepte“ für die Umsetzung effektiver Bewegungskonzepte stehen zunehmend zur Verfügung. Übergewicht und Adipositas mit den daraus resultierenden Begleiterkrankungen stellen ein äußerst verhängnisvolles Gespann dar. Wir haben es mit einem Dauerproblem zu tun, welches von Arzt und betroffenen Patienten langfristig nur in den Griff zu bekommen ist, wenn eine kontinuierliche, immer interdisziplinär ausgerichtete Behandlung aller Risikofaktoren erfolgt, auch die psychologisch unterstützte Betreuung der adipösen Menschen einschließend.

Es ist zu fordern, dass Adipositas als eines der wesentlichen Gesundheitsrisiken in unserer modernen Gesellschaft auch in Deutschland als chronische Erkrankung anerkannt wird, so wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeschlagen und die entsprechenden umfangreichen gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Eindämmung der Adipositasepidemie effektiv umgesetzt werden.

Eine fachübergreifend interdisziplinäre Diagnostik und Therapie ist nicht nur die entscheidende Maßnahme zur Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas, sondern von größter Bedeutung in der Prävention, Früherkennung und rechtzeitigen effektiven Therapie der assoziierten Erkrankungen, im Vordergrund hier des Stoffwechsels und des kardiovaskulären Systems. Ausgehend vom „Kristallisationspunkt Diabetologie“ bestehen vielfältige fächerübergreifende medizinische Herausforderungen. Eine besonders wichtige Schnittstelle ist hier die kardiovaskuläre Medizin, der „kardiometabolische“ Patient als besonders wichtiges Beispiel der notwendigen engen Verzahnung dieser in der Prävalenz dramatisch zunehmenden Grunderkrankung (eingebettet in das metabolische Syndrom und kombiniert mit Übergewicht und Adipositas) mit anderen wichtigen Schwerpunkten wie hier der Kardiologie. Darüber hinaus sind sowohl zu praktisch allen Schwerpunkten der Inneren Medizin als auch zu vielen weiteren Gebieten der Medizin (wie z.B. Chirurgie, Gefäßmedizin, Urologie, Gynäkologie, Neurologie, Paradontologie, Dermatologie und viele mehr) bedeutende Schnittstellen der Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Adipositas, metabolischem Syndrom und Diabetes zu beachten und in einer interdisziplinär und Sektoren übergreifend aufgestellten medizinischen Versorgung im Sinne der bestmöglichen aktuellen Diagnostik und Therapie der betroffenen Patienten zu realisieren.

Quelle:

Statement » Eine Krankheit – viele Folgen: Warum wir Diabetespatienten fächerübergreifend helfen müssen « von Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende der DGIM, Ärztliche Direktorin des Zentrums / Innere Medizin / Fünf Höfe, München anlässlich des 123. Internistenkongresses in Mannheim, 2017

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