Donnerstag, März 28, 2024

Vielversprechend: Interventionen am Arbeitsplatz zur Früherkennung von Diabetes

Maßnahmen zur Früherkennung von Diabetes am Arbeitsplatz sind sinnvoll, denn der Diabetes tritt meist im Erwerbsalter auf.

Im Grunde genommen könnte ein Test zum Screening im Betrieb am Arbeitsplatz einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung von Diabetes leisten. Denn Alters- oder Typ 2-Diabetiker sind typischerweise zwischen 55 und 60 Jahre alt, wenn man ihre Erkrankung erkennt. Der Blutzucker ist dann allerdings oft schon seit mehreren Jahren erhöht. Dementsprechend leiden viele betroffene Personen bereits unter Spätschäden. Und zwar an den Augen, den Nieren, dem Herz sowie manchmal auch dem Nervensystem. Die Krankenkassen bieten einerseits zwar ab dem 35. Lebensjahr Vorsorgeuntersuchungen an. Doch dieser Check der Gesundheit wird andererseits insbesondere von Männern kaum angenommen. Die Arbeitsmediziner plädieren deshalb für die Einführung einer Vorsorge von Diabetes am Arbeitsplatz in den Betrieben. Rezente Analysen der vorliegenden Studien ergaben jedenfalls erste Hinweise darauf, dass Interventionen am Arbeitsplatz für die Früherkennung von Diabetes und/oder seinen Komplikationen vielversprechend sind.

 

12.114 Mitarbeiter nutzten Angebot zur Früherkennung von Diabetes

Beispielsweise haben Forschende im Stammwerk der BASF in Ludwigshafen mit etwa 35.000 Mitarbeitern der Belegschaft in den letzten Jahren angeboten, im Rahmen eines allgemeinen Checks zur Gesundheits das Risiko für Diabetes testen zu lassen. Dabei wurde nicht nur der aktuelle Blutzucker, sondern auch der Langzeitwert bestimmt. Das ist das HbA1c.

Dieser Wert ist laut Experten besser zur Diabetes-Früherkennung geeignet. Denn man kann ihn in einer einzigen Blutprobe und unabhängig von der Tageszeit bestimmen. Für eine aktuelle Bestimmung des Blutzuckers müssten die Arbeiter nüchtern sein. Das ist aber im Rahmen in Großbetrieben kaum möglich. Denn viele Beschäftigte arbeiten auch in Schichten. Schließlich kann man auch nicht alle Tests zu Beginn der Schicht durchführen.

Insgesamt 12.114 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nahmen in der Untersuchung das Angebot an. Bei rund 13 Prozent von ihnen wurden HbA1c-Werte von 5,7 bis 6,4 Prozent gemessen. Dementsprechend droht den Patienten eine Zuckererkrankung. Man spricht von Prädiabetes. Dabei kann man jedoch durch diese Früherkennung mittels Änderung des Lebensstils mit gesunder Ernährung sowie viel Bewegung noch einen Diabetes verhindern. Bei etwa zwei Prozent der Untersuchten war der HbA1c-Grenzwert von 6,5 Prozent bereits überschritten. Sie litten meist ohne es ahnen bereits an einem Typ-2-Diabetes. Die Häufigkeit stieg mit dem Alter an. In der Gruppe der über-50-Jährigen hatten bereits gut 22 Prozent einen Prädiabetes. Schließlich litten etwa vier Prozent bereits an Diabetes.

 

Die wichtigsten Risikofaktoren

Neben dem Bluttest füllten die Arbeiter zudem noch einen Fragebogen aus. Dieser fasste die wichtigsten Risikofaktoren zusammen. Dazu gehören Body-Mass-Index, Bauchumfang, körperliche Aktivität, Ernährungsgewohnheiten, Blutdruck sowie das Vorkommen von Diabetes in der Familie. In diesem Sinne  hatten im Fragebogen etwa 19 Prozent ein erhöhtes Risiko.

Der Fragebogen „Findrisk“ gibt die potenzielle Gefährdung in Prozent an, in den nächsten zehn Jahren einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Die Forschenden hofften jedenfalls, dass ein erhöhter Wert die betroffenen Arbeiter für ihr Gesundheitsrisiko sensibilisieren konnte. Damit sie schließlich ihre Lebens- und Ernährungsweise ändern.

 

Weitere Obsorge für Teilnehmer mit hohem Risiko zur Früherkennung von Diabetes

Ob die betroffenen Menschen gegen Diabetes Maßnahmen unternahmen, konnten die Arbeitsmedizinerin nicht untersuchen. Zwar wurde den Beschäftigen mit auffälligen Ergebnissen Anschlussangebote zu gesunder Ernährung, Bewegung und Veränderung des Lebensstils gemacht. Ob diese jedoch angenommen wurden, entzieht sich der Kontrolle der Betriebsärzte. Die Forschenden planen allerdings, die Inanspruchnahme der Gesundheitsangebote in künftigen Checks zur Gesundheit zu erfragen. Schließlich um den Effekt auf den Zustand zu ihrer Gesundheit in späteren Studien weiter zu verfolgen.


Literatur:

Carlsson S, Andersson T, Talbäck M, Feychting M. Mortality rates and cardiovascular disease burden in type 2 diabetes by occupation. Results from all Swedish employees in 2002-2015. Cardiovasc Diabetol. 2021 Jun 26;20(1):129. doi: 10.1186/s12933-021-01320-8. PMID: 34174883; PMCID: PMC8235252.

Ferrara A, McDonald JC, Brown SD, Alexander JG, Christian-Herman JL, Fisher S, Quesenberry CP. Comparative Effectiveness of 2 Diabetes Prevention Lifestyle Programs in the Workplace. The City and County of San Francisco Diabetes Prevention Trial. Prev Chronic Dis. 2020 May 28;17:E38. doi: 10.5888/pcd17.190396. PMID: 32463786; PMCID: PMC7279062.

Sweet CC, Jasik CB, Diebold A, DuPuis A, Jendretzke B. Cost Savings and Reduced Health Care Utilization Associated with Participation in a Digital Diabetes Prevention Program. In an Adult Workforce Population. J Health Econ Outcomes Res. 2020 Aug 18;7(2):139-147. doi: 10.36469/jheor.2020.14529. PMID: 32884964; PMCID: PMC7458495.

Inolopú J, Hilario-Huapaya N, Tantaleán-Del-Águila MA, Hurtado-Roca Y, Ugarte-Gil C. Interventions for the prevention of risk factors and incidence of type 2 diabetes in the work environment. A systematic review. Rev Saude Publica. 2019 Dec 2;53:101. doi: 10.11606/s1518-8787.2019053001084. PMID: 31800912; PMCID: PMC6863112.

Brown SA, García AA, Zuñiga JA, Lewis KA. Effectiveness of workplace diabetes prevention programs: A systematic review of the evidence. Patient Educ Couns. 2018 Jun;101(6):1036-1050. doi: 10.1016/j.pec.2018.01.001. Epub 2018 Jan 5. PMID: 29339040.

Neumann S, Webendörfer S, Lang S, Germann C, Oberlinner C. Diabetes-Screening und Prävention in einem Großunternehmen der chemischen Industrie. [Diabetes screening and prevention in a large chemical company]. Dtsch Med Wochenschr. 2015 May;140(10):e94-100. German. doi: 10.1055/s-0041-101873. Epub 2015 May 13. PMID: 25970421.

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...