Dienstag, März 19, 2024

Symptome einer Depression bei Männern erkennen

Viele Männer ignorieren ihre Depression, sie können die Symptome nicht erkennen oder verdrängen sie und flüchten in ungesunde Bewältigungsstrategien.

Wenn es um die „Volkskrankheit“ Depression geht, dann denken viele Menschen, dass Frauen viel öfter betroffen wären. Unter dem Strich dürfte die Depression bei Männer in gleichem Maße häufig sein wie bei Frauen, allerdings mit teilweise untypischen Symptomen. Deswegen ist die Dunkelziffer behandlungsbedürftiger Depressionen bei Männern vermutlich beträchtlich.

Eine Depression ist jedenfalls eine ernste Erkrankung, aber viele Männer versuchen sie und ihre Symptome zu ignorieren, verdrängen die Behandlungsbedürftigkeit und flüchten sich in zum Teil sehr ungesunde Bewältigungsstrategien.

Die Symptome einer Depression können oft auch die Menschen im nächsten Umfeld der betroffenen Männer nicht erkennen. Denn Männer entwickeln als Symptome oft Verhaltensweisen, die oft nicht auf Anhieb mit Depressionen in Verbindung gebracht werden. Mit fatalen Folgen, denn die Suizidrate bei Männern ist wesentlich höher als bei Frauen.



 

Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei Frauen & Männern

Anzeichen für und Symptome einer depressiven Störung können bei Männern und Frauen unterschiedlich ausfallen. Männer neigen häufiger dazu, andere – sowohl gesunde als auch ungesunde – Bewältigungsstrategien anzuwenden als Frauen.

Warum  Männer und Frauen Depressionen unterschiedlich erleben können, ist noch nicht ganz klar. Wahrscheinlich hängt dies mit einer Reihe von Faktoren zusammen. Darunter die „Gehirnchemie“, Hormone und Lebenserfahrungen.

Bei Männern und Frauen gleichermaßen kommen die „typischen“ Symptome einer Depression vor. Der Alltag ist geprägt von negativen Gedanken, einer Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und innerer Leere, bis hin zum Gefühl von Wert- und Hilflosigkeit. Betroffene beider Geschlechter werden geplagt von Schlafproblemen, die von einem übermäßigen Schlafbedürfnis bis zur Schlaflosigkeit reichen. Die Freude an Aktivitäten, die man normalerweise genießt, nimmt ab, Betroffene ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück.



 

Depression widerspricht dem Rollenbild „Mann“

Das tradierte und verinnerlichte Rollenverständnis hindert viele Männer zu akzeptieren, dass sie eine Depression haben könnten. „Mann“ hat Stress, wenn nichts mehr geht vielleicht auch ein Burnout, aber doch keine Depression. Während Stress und Burnout mit dem Leistungsgedanken assoziiert werden, verbinden Männer eine Depression mit etwas „unmännlichen“: Schwäche.

 

Spezifische Symptome einer Depression bei Männern

Viele Männer versuchen eine depressive Störung so lange es geht zu verleugnen, als kurze „Phase“ abzutun und zu verdrängen. Um den negativen Gedanken, der Hilflosigkeit und Leere zu entkommen, flüchten sich Männer dann oft in folgende Verhaltensweisen, die meist nicht als Symptome einer Depression erkannt werden, aber mitunter typisch sind:

  • Aggressives, aufbrausendes Verhalten und unangemessene Wutanfälle
  • Erhöhte Reizbarkeit und niedrigere Stresstoleranz
  • Eskapistisches Verhalten durch exzessiven Sport oder Arbeit
  • Vermehrter Alkohol- oder Drogenkonsum
  • Kontrollierendes, gewalttätiges oder missbräuchliches Verhalten
  • Erhöhte Risikobereitschaft
  • Körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und unerklärbare Schmerzen.

Häufig setzen bei Männern körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Müdigkeit und Langzeitschmerzen schon lange vor der typischen Antriebslosigkeit ein und weisen so früh auf eine Depression hin.

Um negativen Gedanken und der gefühlten Leere zu entgehen, stürzen sich Männer nicht selten in Arbeit, werden zu wahren Workaholics oder steigern sich in sportliche Extreme. Eine „Selbsttherapie“ durch übermäßigen Alkoholkonsum und nicht selten auch anderen psychoaktiven Substanzen, soll lästige negative Gedanken vertreiben und die Ängste betäuben.

 

Depressionen bei Männern bleiben oft undiagnostiziert

Männliche Depressionen bleiben oft undiagnostiziert oder werden spät erkannt, weil es mitunter schwierig sein kann, unter den genannten Symptomen eine Depression zu erkennen. Da die genannten „männlichen“ Verhaltensmuster auch Anzeichen für andere psychische Erkrankungen sein könnten oder sich mit anderen psychischen Gesundheitsproblemen überschneiden, ist professionelle Hilfe der Schlüssel zu einer genauen Diagnose und angemessenen Behandlung.

Viele Männer haben verinnerlicht, Ihre Selbstbeherrschung zu betonen: Sie denken vielleicht, es sei nicht männlich, Gefühle und Emotionen im Zusammenhang mit einer Depression auszudrücken, und versuchen daher diese zu unterdrücken.

Sie sehen nicht wie sehr Symptome auf sie selbst zutreffen, oder wollen sich selbst oder anderen gegenüber nicht eingestehen, dass Sie an einer Depression leiden. Letztendlich kann das Ignorieren, Verdrängen oder Verdecken von Depressionen mit ungesundem Verhalten die negativen Emotionen noch verschlimmern.

Eine wesentliche Hürde kann auch sein, dass Männer einen Widerstand gegen eine psychiatrische Behandlung spüren.

Selbst wenn Sie den Verdacht haben, eine Depression zu haben, versuchen Sie die Diagnose zu vermeiden oder verweigern die Behandlung. Einerseits weil die befürchtete Diagnose nicht ins tradierte Männerbild passt, andererseit weil sie fürchten,  die Diagnose „Depression“ könnte als Stigma Ihrer Karriere schaden oder dazu führen, dass Familie und Freunde den Respekt vor ihnen „als Mann“ verlieren.



 

Seien Sie ein Mann und suchen Sie sich Hilfe

Um Hilfe zu bitten, kann für Männer schwierig sein. Aber ohne Behandlung kann sie sich verschlimmern und lebensgefährlich werden.

Unbehandelte Depressionen können einen Menschen und alle, die ihm nahe stehen, unglücklich machen. Sie kann in jedem Aspekt des Lebens Probleme verursachen, einschließlich der körperlichen Gesundheit, der Karriere und den zwischenmenschlichen  Beziehung

Wenn Sie fürchten, dass  Sie unter einer Depression leiden suchen Sie sich professionelle Hilfe. Sprechen Sie mit einer geliebten Person darüber, mit ihrem Hausarzt oder konsultieren Sie direkt einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Gegen Depressionen stehen viele wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Eine Fachperson kann sie darin beraten, welche für Sie am geeignetsten ist.

Dr. Marc Nairz-Federspiel ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin und therapeutischer Leiter von ADBWIEN. Die Schwerpunktpraxis hat sich auf Angst- und Depressionserkrankungen mit besonderem Fokus auf die Behandlung von Männern spezialisiert.


Quelle: ADBWIEN – Angst und Depressionsbehandlung Wien

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