Montag, April 22, 2024

CT- und MRT-Wartezeiten

CT- und MRT-Wartezeiten: Der Hauptverband in Österreich schiebt laut Wiener Ärztekammer den Ärzten den „Schwarzen Peter“ zu. Krankenkassen seien selbst für Lösung verantwortlich – Abschaffung von Deckelungen wird gefordert.

Mit der „unmissverständlichen“ Forderung an den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, sämtliche Leistungsdeckelungen für CT- und MRT-Untersuchungen der Krankenkassen sofort abzuschaffen, reagiert Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, auf die Ankündigung des Hauptverbands, Radiologieinstitute wegen langer Wartezeiten klagen zu wollen. „Der Hauptverband ist nicht bereit, für die Untersuchungen zu bezahlen. Er ist damit selbst für die langen Wartezeiten verantwortlich.“

CT- und MRT-Institute müssen auf Wunsch der Sozialversicherungsträger Deckelungen und Degressionen bei den betroffenen Leistungen akzeptieren. „Ich bin überzeugt, dass es ohne Deckelungen diese enorm langen und für Patienten strapaziösen Wartezeiten nicht geben würde“, versichert Steinhart. „Es reicht hier nicht, einfach den ‚Schwarzen Peter‘ den Ärztinnen und Ärzten zuzuschieben.“

Dem Hauptverband müsse es ein Anliegen sein, in erster Linie für das Wohl der Patienten zu sorgen. Um das zu erreichen, führe kein Weg daran vorbei, dass die Sozialversicherungen sich bereit erklärten, die Kosten für mehr Untersuchungen zu tragen. Steinhart: „Die derzeitige Situation ist nicht akzeptabel und führt ganz eindeutig zu einer Zwei-Klassen-Medizin.“

Die Zahlen bei MRT-Untersuchungen steigen pro Jahr zwischen sechs und zehn Prozent. Seit 2010 begrenzen die Krankenversicherungen aber die Menge an bezahlten Untersuchungen. Bis zum Jahr 2013 waren in diesen Deckelungen lediglich jährliche Steigerungen von 0,5 Prozent einkalkuliert. Ab dem Zeitpunkt, an dem der Deckel erreicht wird, betragen die Tarife der Krankenversicherungen null Euro.

„Jede weitere Untersuchung wird also trotz bestehender Geräte- und Personalkosten zum Nulltarif durchgeführt“, kritisiert Steinhart. „Wir wissen, dass viele Ärztinnen und Ärzte Leistungen durchführen, obwohl sie daran nichts verdienen.“ Das habe natürlich „seine Grenzen“. Es sei wohl verständlich, dass gerade in der Bildgebung mit ihren sehr hohen Investitionskosten für teure Geräte kostspielige Leistungen jenseits der Deckelungen nicht ungebremst angeboten werden könnten.

Ärztekammer bereit, Verhandlungen von Wirtschaftskammer zu übernehmen

Steinhart: „Im Interesse einer bestmöglichen Patientenversorgung kann es nur einen Maßstab geben, und das ist der reale Bedarf der Patienten.“ Willkürlich eingezogenen Deckelungen seien inakzeptabel. Steinhart appelliert daher umso stärker an den Hauptverband sowie an die für die Institute zuständige Wirtschaftskammer, so rasch wie möglich eine neue Vertragsvereinbarung für MRT- und CT-Untersuchungen zu treffen.

„Wenn es hier nicht gelingt eine Lösung zu finden, stehen auch wir als Ärztekammer zur Verfügung, die Tarife für diese Untersuchungen in den Honorarkatalog des Gesamtvertrags zwischen Krankenkasse und Ärztekammer aufzunehmen und die erforderlichen Verhandlungen zu übernehmen“, so Steinhart.

Die Leistungen in den Spitalsbereich zu überführen sei keinesfalls eine Lösung und widerspreche auch allen Bemühungen der letzten Jahre, im Rahmen der Gesundheitsreform die Spitalsambulanzen durch eine Stärkung des niedergelassenen Bereichs zu entlasten. Steinhart: „In Anbetracht der zusätzlichen Verschärfungen der Ärzteknappheit in den Spitälern durch das neue Arbeitszeitgesetz erscheint ein solcher Vorschlag geradezu als absurd.“ (ssch)

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