Donnerstag, April 25, 2024

Kein Beleg für lebendige Coronaviren auf Oberflächen unter Alltagsbedingungen

Coronaviren sind auf Oberflächen sehr empfindlich gegen Eintrocknung. Deswegen spielt die Infektion mit SARS-Cov-2 per Oberflächenkontakt kaum eine Rolle.

Verschiedene Studien beschäftigen sich damit, wie lange sich Coronaviren auf Oberflächen halten. Das hat große Bedeutung – nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für große Teile der Bevölkerung, die Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-Cov-2 haben. Sei es durch das Berühren von Türklinken oder beim Schieben eines Einkaufswagens im Supermarkt. Oder durch den Kontakt mit Geldscheinen oder auch Münzen.

 

Widersprüchliche Forschungsergebnisse zur Übertragung von Coronaviren auf Oberflächen

Die Forschung liefert hierzu bislang unterschiedliche Ergebnissen. Die mittlerweile als Heinsberg-Studie bekannte Untersuchung des Forscherteams um den Virologen Prof. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik in Bonn, konnte bei zahlreichen Abstrichen nur RNA von toten SARS-Cov-2-Viren auf den unterschiedlichsten Oberflächen nachweisen. Die untersuchten Oberflächen waren beispielsweise verschiedene Haushaltsgeräte, Fernbedienungen, Smartphones, Oberflächen in Bad und Toilette sowie Türklinken.

US-amerikanische Wissenschaftler zeigten hingegen unter Laborbedingungen, dass Coronaviren mehrere Tage auf glatten Oberflächen wie Kunststoffen und Edelstahl überleben können. Auch auf Papieroberflächen überlebten die Viren 24 Stunden und in Aerosolen bis zu drei Stunden.

 

Realistische Ansteckungssrisiken

Die Experten des Robert Koch-Instituts geben zu bedenken, dass Untersuchungen im Labor kein realistisches Übertragungsrisiko im Alltag widerspiegeln. Eine Übertragung durch das Berühren von Oberflächen scheint in Grunde genommen dann möglich zu sein, wenn sich dort noch ansteckende Sekrete befinden. Wenn man dann in Folge mit den Händen ins Gesicht greift, dann auf diese Weise eine Ansteckung mit dem Coronavirus erfolgen.

Selbst der für seine zur Vorsicht mahnende Art bekannte Wissenschaftler Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité weist im Podcast darauf hin, dass Coronaviren sehr leicht eintrocknen und dadurch nicht mehr infektiös sind. Eine Ansteckung mit dem Coronavirus per Kontakt zum Beispiel nach Einschätzung des Virologen kaum eine Rolle.

Im Grunde genommen verbreitet sich das Coronavirus SARS-Cov-2 per Tröpfcheninfektion und muss eigentlich eingeatmet werden. Die massive Verbreitung erfolgte durch das enge Beisammensein über eine längere Dauer vor allem bei großen Menschenansammlungen. Beispielsweise bei den Fußballspielen in Bergamo, in den Après-Ski-Bars allen voran in Tirol sowie beim Karneval in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg.

 

Maßnahmen mit Evidenz gegen das Coronavirus

im Grunde genommen Abstand halten (bei längerem Kontakt besser 1,80 Meter und mehr) und Hände waschen die zwei einzigen Maßnahmen, die gegen Ansteckung eine starke wissenschaftliche Evidenz haben. Einer geringe Evidenz gibt es zudem für das Tragen von Schutzmasken. Damit kann man sich privat aber auch im Beruf sehr gut vor dem Coronavirus schützen. Wobei es nie einen hundertprozentigen Schutz geben kann.


Quellen:

Neeltje van Doremalen et al. Aerosol and Surface Stability of SARS-CoV-2 as Compared with SARS-CoV-1. April 16, 2020. N Engl J Med 2020; 382:1564-1567. DOI: 10.1056/NEJMc2004973

Corona Podcast Christian Drosten – https://www.ndr.de/nachrichten/info/Corona-Podcast-Alle-Folgen-in-der-Uebersicht,podcastcoronavirus134.html

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