Freitag, April 26, 2024

Corona-Pandemie: Privatisierungswelle bei Krankenhäusern befürchtet

Prof. Thomas Busse erklärt, warum Krankenhäuser wirtschaftlich stark von der Corona-Pandemie betroffen sind und welche Konsequenzen das haben kann.

Trotz weitreichender finanzieller Unterstützung der Bundesregierung und der Länder im Rahmen der Corona-Krise könne kaum eines der mehr als 1.900 Krankenhäuser in Deutschland aktuell sagen, ob, und wenn ja wie, es diese Krise überstehen wird. Ausgehend davon, dass vor Corona bereits ca. ein Drittel der Krankenhäuser in wirtschaftlich schwerem Gewässer gefahren sind, sei davon auszugehen, dass diese Zahl zukünftig deutlich weiter steigen wird.

Als fast unausweichliche Konsequenz dieser Situation sieht der Gesundheitsökonom Prof. Thomas Busse, Professor für Pflegemanagement sowie Leiter des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), die Gefahr, dass viele ­ gerade größere ­ Krankenhäuser in private Trägerschaft überführt werden und eine Privatisierungswelle den Krankenhausmarkt weiter verändern wird. Insbesondere kommunale Krankenhäuser seien in diesem Zusammenhang übernahmegefährdet, da „Kommunen ohnehin schon finanziell angeschlagen sind und nach der Corona-Krise definitiv noch weniger Gelder zur Verfügung haben werden, um diese in ihre Krankenhäuser zu investieren“, prognostiziert Busse.

„Die momentane Aufteilung der Krankenhäuser am deutschen Markt mit jeweils ca. einem Drittel kommunalen, einem Drittel freigemeinnützigen und einem Drittel privaten Trägern hat sich bewährt. Jede Trägerform kann von der anderen lernen und der gesamte Markt profitiert so davon“, ergänzt der Gesundheitsökonom.

„Auch gibt es keine belastbaren Untersuchungen darüber, dass Krankenhäuser mit einer bestimmten Trägerform anderen in Bezug auf die Behandlungsqualität oder die Patienten- bzw. Mitarbeiterzufriedenheit überlegen sind.“ Dennoch hält Busse ein deutliches Übergewicht privater Krankenhausträger für bedenklich, da aus seiner Sicht nur öffentliche bzw. kommunale Träger langfristig eine Daseinsvorsorge garantieren können, da diese keinen Shareholder- oder anderen Trägerinteressen verpflichtet seien.

Busse plädiert aus diesem Grund für Konzepte der Länder, die beinhalten, welche Krankenhäuser in welcher Größe und mit welchen Abteilungen in kommunaler Trägerschaft gehalten werden müssen und den Erhalt dieser Krankenhäuser dann zu sichern.

„Was machen wir eigentlich, wenn ein privatisierter Krankenhausmarkt das wirtschaftliche Interesse an diesem Geschäft verliert? Dann müssen die Kommunen diese Krankenhäuser weitestgehend wieder in ihre Trägerschaft zurückholen, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, was mit hohen finanziellen Aufwendungen und Friktionen verbunden sein wird.“


Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences

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