Freitag, April 19, 2024

Corona-Pandemie: Herdenimmunität gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und Covid 19

Die in der Corona-Pandemie vielzitierte Herdenimmunität soll uns dauerhaft gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und Covid-19 unterstützen.

Durch Impfungen schützt man sich in erster Linie natürlich selbst vor den ansteckenden Krankheiten. Doch es gibt auch Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Für manche Impfungen sind Babys beispielsweise noch zu jung, andere Menschen können aufgrund einer chronischen Erkrankung die eine oder andere Impfung nicht bekommen. Sie sind darauf angewiesen, dass die Menschen in ihrem Umfeld geimpft sind und ihnen Schutz vor der Ausbreitung und Ansteckung mit der Krankheit bieten. Man spricht dann von Herdenimmunität, die nun auch in der Corona-Pandemie gegen das Coronavirus SARS-Cov-2 sowie gegen die Covid-19-Erkrankung die Bevölkerung vor allem zukünftig schützen soll.

Wissenschaftler diskutieren nun in der Corona-Pandemie, ob mindestens 60% der Weltbevölkerung zum Erreichen einer Herdenimmunität an Covid-19 erkranken müssen oder umgekehrt die Vermischung von Heterogenität und bereits bestehender Coronavirus-Kreuzimmunität wesentlich niedrigere Schwellenwerte ermöglichen kann.

 

Great Barrrington versus john Snow Memorandum

Die Strategie, die Corona-Pandemie mittels Herdenimmunität gegen die Coronavirus-Erkrankung Covid-19 zu bekämpfen, befürworten etwa hochrangige Wissenschaftler in der Great Barrington Declaration. Diese wurde am 4. Oktober 2020 am amerikanischen Institut für Wirtschaftsforschung in Great Barrington, Massachusetts, verfasst und unterzeichnet. Dabei erwarten die Forscher, dass das Erreichen einer Herdenimmunität in großen Teilen der Bevölkerung schließlich auch die Hochrisikogruppen schützen kann.

Die Experten der Great Barrington Declaration schlagen dazu eine libertäre Politik in der Corona-Pandemie vor, bei der nur Menschen, die in persönliches hohes Risiko haben, an der Coronavirus-Krankheit Covid-19 schwer zu erkranken und möglicherweise zu sterben, vor einer Infektion zu schützen sind.

Dagegen haben sich nun namhafte Forscher im sogenannten John Snow Memorandum gestellt. Sie fordern weiterhin Lockdowns, um die Verbreitung des Virus einzudämmen und mehr Zeit zu bekommen, sinnvolle Maßnahmen gegen die Pandemie zu setzen. Aber auch die John-Snow-Memorandum-Forscher betonen, dass eine längere Isolation von großen Teilen der Bevölkerung wie bei einem Lockdown praktisch unmöglich und in höchstem Maß unethisch ist. Auch sie fordern höchsten Schutz für die Hochrisikogruppen.

 

Konzept Herdenimmunität gegen das Coronavirus SARS-Cov-2 in der Corona-Pandemie schwer zu akzeptieren!

Das Konzept zur Verbesserung der Herdenimmunität zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ohne eindämmende Maßnahmen ist vor allem für die Politik schwer zu akzeptieren. Denn die Sterblichkeitsrate von COVID-19 liegt zwischen 0,25 und 3,0% der Bevölkerung eines Landes. Das ist mit einer hohen Zahl an Todesopfern verbunden.

Im Grunde genommen trägt übrigens der eigene Impfschutz gleichzeitig zum Schutz der Gemeinschaft bei. Lassen sich ausreichend viele Menschen impfen, so kann für einige Krankheiten sogar verhindert werden, dass sie weiterhin auftreten.

 

Herdenimmunität gegen das Coronavirus SARS-Cov-2 sowie gegen die Covid-19-Erkrankung

Angesichts der aktuellen Diskussionen in den Medien darüber, wie eine Herdenimmunität erzeugt und die Bevölkerung vor dem SARS-CoV-2-Coronavirus sowie gegen die Covid-19-Erkrankung geschützt werden könnte, hatte die British Society for Immunology für Großbritannien eine dringende Erklärung veröffentlicht.

Professor Peter Openshaw, ehemaliger Präsident der British Society for Immunology und Professor für experimentelle Medizin am Imperial College London, betont: „Herdenimmunität tritt auf, wenn ein großer Prozentsatz der Bevölkerung gegen eine bestimmte Krankheit geschützt ist. Dadurch kann man die Fähigkeit der Krankheit, sich innerhalb von Gemeinschaften zu verbreiten, stoppen.“

Doch die aktuellen Berechnungen haben dann den britischen Premierminister dazu gebracht, das Konzept der Herdenimmunität zur Bekämpfung der Corona-Pandemie im Vereinigten Königreich nicht weiter zu verfolgen. Der dann ebenfalls an Covid-19-erkrankte Boris Johnson zuvor noch den Lockdown eingeleitet, da mit einer unglaublich hohen Opferzahl zu rechnen war.

 

Antikörper gegen Infektionen durch Impfung oder Herdenimmunität

Den Schutz durch Herdenimmunität kann eine Gesellschaft entweder durch Methoden wie Impfungen erreichen, die den Körper dazu bringen, die notwendigen Antikörper zu bilden – zum Schutz vor einer Infektion. Oder es funktioniert auch durch genügend infizierte Personen in der Bevölkerung, die Antikörper erzeugen, indem ihr Körper den Krankheitserreger direkt bekämpft.

Modellstudien zeigen, dass im Laufe der Zeit 60 bis 80% der Bevölkerung mit SARS-CoV-2 infiziert sein können. Die Schaffung einer Herdenimmunität in der Bevölkerung und insbesondere bei jüngeren Personen, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung geringer ist, ist eine Möglichkeit, die Ausbreitung der Krankheit zukünftig zu stoppen und älteren, schutzbedürftigeren Gruppen indirekten Schutz zu bieten. Doch bis wir sowiet sind, kann das viele Jahre dauern.

 

Dauer der Immunität unklar

SARS-CoV-2 ist ein neuartiges Virus beim Menschen und es gibt noch viel zu lernen, wie es das menschliche Immunsystem beeinflusst. Da dieses Coronavirus so neu ist, wissen wir auch noch nicht, wie lange die durch eine Infektion erzeugte schützende Immunität anhält. Einige andere Viren in der Coronavirus-Familie, wie beispielsweise solche, die Erkältungen verursachen, induzieren nach etwa drei Monaten eine relativ kurzlebige Immunität.

Diese Viren haben sich jedoch über Jahrtausende gemeinsam mit dem menschlichen Immunsystem entwickelt. Das bedeutet, dass sie möglicherweise Methoden zur Manipulation unserer Immunantworten entwickelt haben.

 

Große ethnische Unterschiede in der Corona-Pandemie: Herdenimmunität gegen die Coronavirus-Erkrankung Covid 19 anders betrachtet

Der Begriff Herdenimmunität kann auch beschreiben, wie widerstandsfähig einzelne Bevölkerungsgruppen gegen Krankheitserreger sind. Mehrere US-Corona-Studien beschäftigten sich aktuell mit den großen rassischen, ethnischen Unterschieden im Zusammenhang mit der Herdenimmunität bei der Coronavirus-Erkrankung COVID-19.

Die Forscher fordern, dass man in den USA Strategien entwickeln muss, um allgemein gesundheitlichen Ungleichheiten beseitigen zu können. Denn COVID-19-Entwicklung und die Corona-Pandemie zeigen nur dramatisch auf, welche ethnische Unterschiede in den USA bezüglich der Gesundheit der Bevölkerung allgemein bestehen.

 

Afroamerikaner, Hispanische Einwanderer und indogenen Ureinwohner in den USA mit schlechterer Konstitution

Beispielsweise hat die Wissenschaft seit mehr als 100 Jahren dokumentiert, dass Afroamerikaner und die indogenen Ureinwohner Amerikas eine kürzere Lebensspanne haben und mehr Krankheiten erleiden, als Weiße. Hispanische Einwanderer hatten zwar anfangs eine relativ gesunde Konstitution. Aber mit zunehmender Aufenthaltsdauer in den USA nahm ihre Gesundheit in den letzten Jahrzehnten ebenfalls tendenziell ab.

Unter dem Strich stirbt ein in den USA geborenes schwarzes Kind doppelt so häufig vor seinem ersten Geburtstag wie ein weißes Kind. Im Erwachsenenalter haben farbige Menschen wiederum bei den meisten Haupttodesursachen höhere Sterblichkeitsraten als weiße.

Die medizinische Versorgung und soziale Faktoren allein reichen jedoch nicht aus, um die bestehenden ethnischen Unterschiede und gesundheitliche Ungleichheiten erklären zu können. Auch in der Corona-Pandemie zeigen sich wie oben angedeutet starke Unterschiede im Zusammenhang mit der Herdenimmunität. Die weiße US-Bevölkerung trotzt dem neuen Coronavirus deutlich besser.

 

Krankhafte, pathogene, ungünstige Lebens- und Arbeitsbedingungen

Forscher vermuten in einer aktuellen JAMA-Studie, dass es tiefgreifende Gründe für die schlechtere Immunantwort der farbigen und indigenen US-Bevölkerung gegen SARS-Cov-2 geben muss. Verantwortlich dafür sollen jahrzehntelange, krankhafte, pathogene, ungünstige Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser Bevölkerungsteile sein.

Die Wissenschaftler fordern Strategien, um in den USA eine neue Art der Herdenimmunität entwickeln zu können. Damit die gesamte Bevölkerung allgemein gegen Infektionen und aber auch gegen Volkskrankheiten widerstandsfähiger ist.

 

Fazit

Mit dem neuartigen SARS-CoV-2 mag die Situation sehr unterschiedlich sein. Aber wir brauchen dringend mehr Corona-Forschung, um die Immunantworten von Menschen auf das Coronavirus zu untersuchen. Das wird auch zeigen, wie lange Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung geschützt sind und bedenkenlos wieder den Alltag bestreiten können.


Literatur:

Ioannidis JPA. Global perspective of COVID-19 epidemiology for a full-cycle pandemic. Eur J Clin Invest. 2020 Oct 7:e13421. doi: 10.1111/eci.13423. Epub ahead of print. PMID: 33026101.

Williams DR, Cooper LA. COVID-19 and Health Equity-A New Kind of »Herd Immunity« [published online ahead of print, 2020 May 11]. JAMA. 2020;10.1001/jama.2020.8051. doi:10.1001/jama.2020.8051

Kwok KO, Lai F, Wei WI, Wong SYS, Tang J. Herd immunity – estimating the level required to halt the COVID-19 epidemics in affected countries [published online ahead of print, 2020 Mar 21]. J Infect. 2020;S0163-4453(20)30154-7. doi:10.1016/j.jinf.2020.03.027

Metcalf CJE, Ferrari M, Graham AL, Grenfell BT. Understanding Herd Immunity. Trends Immunol. 2015;36(12):753–755. doi:10.1016/j.it.2015.10.004


Quelle: British Society for Immunology

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...