Freitag, April 19, 2024

COPD verändert Lunge und Mikrobiom

Bei der COPD – der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung – kann es zu strukturellen Veränderungen in der Lunge und auch dem Mikrobiom kommen.

Forscher des Helmholtz Zentrums München konnten nun zeigen, dass die durch COPD verursachten, strukturellen Veränderungen in der Lunge nicht nur das Organ selbst betreffen, sondern auch die Bakterien, die in ihm leben, dem sogenannten Mikrobiom.



Dazu untersuchten die Wissenschaftler Proben von neun gesunden und 16 erkrankten Studienteilnehmern, die an der Europa-weiten EvA (Emphysema versus Airway Disease) Studie zu Lungenerkrankungen teilgenommen hatten.

Die Forscher analysierten die Lungen mittels qCT und ordneten die Patienten den COPD-Subtypen zu. Weiters wurden Abstriche der Lungen gemacht, mit denen mittels bestimmter Markergene die Zusammensetzung des Lungenmikrobioms bestimmt wurde.

„Dabei konnten wir zeigen, dass die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft in der Lunge von COPD-Patienten ohne Veränderungen der Lungenstruktur der von Gesunden sehr ähnlich ist“, erklärt Dr. Marion Engel, Wissenschaftlerin in der Arbeitsgruppe Komplexe Systeme bei ASC und Erstautorin der Studie. „Dahingegen unterscheidet sich das Lungenmikrobiom von Erkrankten mit strukturellen Veränderungen der Lunge signifikant von denen der beiden anderen Gruppen, und das unabhängig von der Schwere der Erkrankung.“

Infografik zur Publikation Engel et al. © Helmholtz Zentrum München / Marion Engel
Infografik zur Publikation Engel et al. © Helmholtz Zentrum München / Marion Engel

Es zeigte sich, dass vor allem Streptokokken in strukturell veränderten Lungen oft anzutreffen sind. Zu dieser Gattung gehören viele pathogene Vertreter, die auch häufig bei Exazerbationen bei COPD nachgewiesen werden. In der Lunge von Gesunden dagegen fanden sich vermehrt Bakterien der Gattung Prevotella. Wobei man denen auch eine Reihe von probiotischen Eigenschaften zuschreibt.

 

Mikrobiom in der Lunge

Wie im Darm sind Bakterien auch in der Lunge anzutreffen. Die Mikrobiom-Zusammensetzung in der Lunge von COPD-Patienten mit fortschreitender Erkrankung zeigt auch pathogene Bakterien und Viren. Und die können dann eine Verschlechterung des Gesundheitszustands verursachen.

 

Fazit

Mikrobiom-Veränderungen bei bestimmten Subtypen einer COPD begünstigen die Ansiedlung potentiell krankheitserregender Bakterien wie Streptokokken. Deswegen sollte man beispielsweise beim Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika oder Glukokortikoide bei Patienten mit bestimmten COPD-Subtyp auch das Mikrobiom in den Blickpunkt rücken. Neu an den Studienergebnissen war vor allem auch, dass strukturelle, im CT nachweisbare Veränderungen in der Lunge COPD-Kranker im Zusammenhang mit der Zusammensetzung des Lungenmikrobioms stehen, nicht aber die Schwere der Erkrankung.




Literatur:

Engel, M. et al. (2017): Influence of Lung CT Changes in Chronic Obstructive Pulmonary Disease (COPD) on the Human Lung Microbiome. PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0180859


Quelle:

http://www.helmholtz-muenchen.de/asc

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