Donnerstag, April 18, 2024

Clindamycin – ambulant und stationär im Einsatz

Gute Erfahrungen, moderate Nebenwirkungen: Clindamycin ist ein gut wirksames Antibiotikum gegen grampositive Kokken, Aerobier, Propionibakterien und Corynebacterium diphteriae.

Clindamycin – ein Wirkstoff aus der Gruppe der Lincosamid-Antibiotika – kommt bei akuten und chronischen bakteriellen Infektionen zum Einsatz. Speziell wird es zur Therapie schwerer Staphylokokken-Infektionen bei Patienten mit einer Penicillin-Allergie ­gegeben.

 

Anwendung und Indikation: Erfahrungen mit Clindamycin

Im Grunde genommen kann man das Clindamycin oral – in Kapselform oder als Suspension – sowie i.v. (intravenös) eingesetzen. Zur topischen und parenteralen Anwendung wird das Phosphat verwendet. Wenn Patienten mit Penicillin-Allergie an einer schweren Staphylokokken-Infektionen leiden, so kann man das Antibiotikum wirksam gegen grampositive Kokken (Staphylokokken, Streptokokken), Aerobier (zum Beispiel Fusobacterium, Actinomyces, Bacteroides fragilis), Propionibakterien und Corynebacterium diphteriae einsetzen. Außerdem ist der Wirkstoff für die Therapie der Akne geeignet. Schließlich ist die Kombination mit Chinin bei einer Chloroquin-resistenten Malaria angezeigt.

Im Grunde genommen kann das Clindamycin auch zur Therapie der ZNS- und Augentoxoplasmose und bei AIDS verabreicht werden. Es wirkt allerdings kaum oder gar nicht gegen ­aerobe gramnegative Stäbchen, Hämophilus-Arten, Enterokokken, Neisserien, Mykoplasmen und verschiedene Clostri­dium-Arten. Es sind heute zahlreiche Resistenzen bekannt. Aufgrund der chemischen Struktur ist eine partielle Kreuzresistenz mit Lincomycin und teilweise mit Makrolide gegeben.

 

Nebenwirkungen von Clindamycin

Häufige Neben­wirkungen von Clindamycin sind Übelkeit, Diarrhö und Erbrechen. Die Diarrhoe kann in seltenen Fällen zu einer pseudomembra­nösen ­Enterokolitis führen kann. Schwere Durchfälle, Schmerzen und eventuell Blut und Schleim im Stuhl verlangen einen ­sofortigen Abbruch der Therapie. Selten sind Leberschäden mit Anstieg der Transaminasen, Allergien und Leukozytopenie zu befürchten.

 

Wirkungs­mechanis­mus, Wirkspektrum, pharmakologische Aspekte

Clindamycin unterscheidet sich strukturell deutlich von den Makrolid-Antibiotika, sind aber hinsichtlich ihres Wirkmechanis­mus, ihres Wirkspektrums und der pharmakologischen Aspekte den ­Makrolid-Antibiotika sehr ähnlich.

Clindamycin ist ein halbsynthetisches Derivat von Lincomycin, ein 7-Chlorolincomycin aus Streptococcus lincolnensis var linconensis. Dabei handelt es sich um eine schwache, fettlösliche Base. Am 7. Kohlenstoffatom ist die Hydroxylgruppe durch Chlorid ersetzt, welches zu einem besseren antibiotischen Effekt führt.

Clindamycin führt über eine Bindung an die 50S-Untereinheit der Ribosomen zu einer Hemmung der Proteinbiosynthese der Bakterien. Das Antibiotikum bindet dabei direkt im Peptidyltransferase-Zentrum des Ribosoms. Die Struktur der ribosomalen Untereinheit im Komplex mit Clindamycin zeigt, dass die Protein-Biosynthese durch »molekulares Mimikry« unterbrochen wird.

Da es selbst aber keine Peptidbindung eingehen kann, bringt das Antibiotikum die ­Peptidyl-Transferase-Reaktion zum Stillstand. Wobei daraus meist eine bakteriostatische Wirkung resultiert.


Literatur:

Patrick B. Murphy; Jacqueline K. Le. Clindamycin. StatPearls [Internet]. Update: May 16, 2019.

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