Nach einer Knie-OP leiden etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten nach Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks anhaltend unter chronischen Schmerzen.
Ein große Zahl an Patienten ist nach einer Kniegelenkoperation enttäuscht und unzufrieden, da die erhoffte Erleichterung nicht eintritt. Stattdessen leiden die Betroffenen oft Monate, sogar Jahre, an sehr starken, wiederkehrenden Schmerzen. Nach wie vor werden solche chronischen Schmerzen nach einer Knie-Op vor allem mit Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks unterschätzt. Aufgrund der demographisch assoziierten Zunahme an Gelenkoperationen sind davon auch immer mehr Menschen betroffen.
Mit Magnesium und Vitaminen chronische Schmerzen besser behandeln

Bei einem Mangel hilft die zusätzliche Gabe von Magnesium und mancher Vitamine den Patienten dabei, ihre chronischen Schmerzen deutlich besser zu behandeln. Mehr dazu unter https://www.medmix.at/schmerzbehandlung-magnesium-vitaminen/
Nach der Knie-OP höherer Konsum von Schmerzmitteln gegen chronische Schmerzen als davor
Laut einer unlängst in Europa durchgeführten Beobachtungsstudie leiden noch ein Jahr nach einem chirurgischen Eingriff zwölf Prozent der Patienten unter mäßigen bis starken Schmerzen. Nach Einsetzen eines künstlichen Gelenks bei einer Knie-Op kann die Rate der Patienten mit chronischen Schmerzen noch höher liegen.
Laut Daten einer systematischen Meta-Analyse von 17 Kohortenstudien (Beswick et al. BMJ Open 2012; 2:e000435) liegt die Häufigkeit, dass die Patienten chronische Schmerzen entwickeln,nach Hüftprothesen-Eingriffen bei neun Prozent und bei der Knie-Op mit künstlichem Knieersatz bei 20 Prozent.
Neuere Studien aus Dänemark, Frankreich und Norwegen belegen überdies, dass ein erstaunlich hoher Anteil der Patienten nach dem chirurgischen Eingriff weiterhin die gewohnte Dosis oder sogar mehr Schmerzmedikamente benötigt als vorher.
Gonarthrose – Kniegelenkarthrose: Effektive Optionen zur Behandlung

Zur Gonarthrose – Kniegelenkarthrose mit Verschleiß der knorpeligen Gelenkflächen des Kniegelenks – sollen Expertenempfehlungen die Behandlung vereinfachen. Mehr dazu unter https://www.medmix.at/empfehlungen-zur-therapie-der-gonarthrose/
Häufig chronische neuropathische Schmerzen nach der Knie-Op mit Einsetzen eines künstlichen Gelenkersatzes
Wobei viele Experten vermuten, dass mache Betroffene nach dem Eingriff ungern zugeben, wie sehr sie unter Schmerzen leiden. Denn sie wollen nicht undankbar erscheinen. Manchmal sind ihre Schmerzen nach der Knie-Op auch durchaus etwas geringer als vorher, wenngleich noch immer zu stark.
Meist sind aber nicht alte Schmerzen oder ein unmittelbarer postoperativer Schmerz, der nach der Wundheilung verschwindet, Verursacher. Sondern neue Beschwerden quälen dann die OP-Patienten. So sind 20 Prozent der chronischen Schmerzen nach der Knie-Op mit Einsetzen eines künstlichen Gelenkersatzes neuropathischer Natur. Außerdem können chronische postoperative Schmerzen auch mit anderen Schmerzzuständen vergesellschaftet sein.
In Folge fühlen sich die teils sehr frustrierten Patienten aufgrund der andauernden Schmerzen hilflos, oft ist die Patientennachbetreuung auch verbesserungswürdig. Bei einer Hüftersatz-OP ließen sich heute die postoperativen Schmerzen durch ein multimodales Therapiekonzept relativ gut in den Griff bekommen. Hier kommen dann Analgetika wie Paracetamol, COX-2-Hemmer, Kortikoide sowie bei Bedarf auch Opioide zum Einsatz.
Wie Capsaicinpflaster bei Neuropathien wirken

Capsaicin-Pflaster sind bei Neuropathien wirksam, wobei der Wirkstoff vor allem Neuropathische Schmerzen, Nervenschmerzen, lindert und wenig Nebenwirkungen verursacht. Mehr dazu unter https://www.medmix.at/capsaicinpflaster-neuropathien/
Kniegelenkersatz – die noch viel größere Herausforderung an die Schmerzbehandlung
Beim Kniegelenkersatz stellen die Schmerzen wegen der größeren Empfindlichkeit des Gelenks eine noch viel größere Herausforderung dar. Zum Einsatz kommen hier Coxibe, NSAR, hochdosierte präoperative Kortikoiden oder Wundinfiltrationen mit Lokalanästhetika. Andere Ansätze verwenden Ketamin bei Patienten, die schon präoperativ Opioide.
Von Femoralis-Nervenblockaden raten viele Experten wegen der Sturzgefahr für Patienten ab. Es gibt zwar Berichte über andere periphere Nervenblockaden als wirksame Therapieoption, doch hier sind weitere Studien gefordert. Ob der Einsatz von Gabapentinoiden gerechtfertigt ist, hängt vom Verhältnis Wirksamkeit und Nebenwirkungen ab.
Allgemein fehlen evidenzbasierte Behandlungsmethoden. Eine systematische Auswertung von randomisierten Therapie-Studien (Beswick et al. BMJ Open. 2015; 5: e007387) konnte nur eine Studie identifizieren, die Injektionen von Botulinumtoxin A bei Patienten mit chronischem Schmerz nach Kniegelenkersatz untersuchte. Wir benötigen in diesem Bereich weitere Untersuchungen, um die Patientenversorgung verbessern zu können.“
Vorbeugend sehr schmerzempfindliche Patienten vor der Operation herausfiltern
Potenzial sehen Experten in einem präventiven, multidisziplinären Ansatz. Dieser sollte unter anderem eine präoperative psychologische Betreuung von depressiven oder extrem pessimistischen Patienten umfassen. Dazu gehört auch die Reduktion von Opioiden. Schließlich zeigt eine rezente Sicherheitsstudie für präemptive Steroide, dass das Herunterregulieren des nozizeptiven Systems mit Steroiden vor dem Eingriff Sinn macht.
Chronische Schmerzen mit regelmässig Alkohol behandeln, um eine Behinderung zu verhindern

Patienten, die chronische Schmerzen haben, können mit dem regelmäßigen Konsum von Alkohol die Wahrscheinlichkeit für eine Behinderung senken. Mehr dazu unter https://www.medmix.at/alkohol-bei-chronischen-schmerzen/
Im Grunde genommen sollte man die Behandlung stark auf den individuellen Patienten anpassen. Denn chronische Schmerzen nach einer Knie-Gelenk-Op sind multifaktoriell. Daher ist es so wichtig, dass sich die Behandlung an individuellen Patienten-Charakteristika orientiert. Das erfordert einen maßgeschneiderten, multidisziplinären Behandlungsansatz.
Weiter werden Methoden zur Identifikation von „high pain responders“ für künftige Analgetika-Studien gefordert. Dennndernfalls sind die Wirksamkeitsdaten aus Studien zu wenig aussagekräftig. Ein interessanter, aber noch nicht im Routinebetrieb angekommener Ansatz ist in diesem Zusammenhang die präoperative Untersuchung der weißen Blutkörperchen. Und zwar auf Entzündungswerte, die das Voraussagen für das Risiko von akuten und chronischen postoperativen Schmerzen erlaubt.
Prädiktoren für chronische Schmerzen und das Niveau der körperlichen Funktion bei der Knie-Op
Unter dem Strich leidet jeder fünfte Patient, der sich einer Knie-Op mit einer Endoprothese unterzieht, 1 Jahr nach der Operation an unveränderten oder schlimmeren chronischen Schmerzen. Außerdem sind oft die körperliche Funktionen beeinträchtigt. Die Ermittlung von Risikofaktoren für ungünstige Ergebnisse ist erforderlich, um maßgeschneiderte Interventionen zur Risikominimierung zu entwickeln. Dazu haben Forscher nun ein neues Protokoll entwickelt, das eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von Prädiktoren für chronische Schmerzen und Funktionsstörungen nach der Knie-Op mit einem künstlichen Gelenk ermöglicht.
Spritzen einer Injektion mit Hyaluronsäure ins betroffene Gelenk bei Arthrose

Übergewicht belastet die Gelenke bei Arthrose. Dagegen hilft das Spritzen einer Injektion mit Hyaluronsäure sowie natürlich auch das Abbauen von Übergewicht. Mehr dazu unter https://www.medmix.at/arthrosepatienten-durch-uebergewicht-belastet/
Literatur:
Olsen U, Lindberg MF, Denison EM, Rose CJ, Gay CL, Aamodt A, Brox JI, Skare Ø, Furnes O, Lee KA, Lerdal A. Predictors of chronic pain and level of physical function in total knee arthroplasty: a protocol for a systematic review and meta-analysis. BMJ Open. 2020 Sep 10;10(9):e037674. doi: 10.1136/bmjopen-2020-037674. PMID: 32912987; PMCID: PMC7485240.
Wertli MM, Schlapbach JM, Haynes AG, Scheuter C, Jegerlehner SN, Panczak R, Chiolero A, Rodondi N, Aujesky D. Regional variation in hip and knee arthroplasty rates in Switzerland: A population-based small area analysis. PLoS One. 2020 Sep 21;15(9):e0238287. doi: 10.1371/journal.pone.0238287. PMID: 32956363; PMCID: PMC7505431.
Beswick AD, Wylde V, Gooberman-Hill R. Interventions for the prediction and management of chronic postsurgical pain after total knee replacement. Systematic review of randomised controlled trials. BMJ Open. 2015 May 12;5(5):e007387. doi: 10.1136/bmjopen-2014-007387. PMID: 25967998; PMCID: PMC4431062.
Beswick AD, Wylde V, Gooberman-Hill R, Blom A, Dieppe P. What proportion of patients report long-term pain after total hip or knee replacement for osteoarthritis? A systematic review of prospective studies in unselected patients. BMJ Open. 2012 Feb 22;2(1):e000435. doi: 10.1136/bmjopen-2011-000435. PMID: 22357571; PMCID: PMC3289991.
Quelle: EFIC 2016 – Topical Symposium on Acute and Chronic Joint Pain: Prof. Henrik Kehlet; Dr. Vikki Wylde.