Freitag, März 29, 2024

Chronische Schmerzen bei Demenz oft nicht ausreichend behandelt

Chronische Schmerzen bei Demenz und anderen kognitiven Beeinträchtigungen bleiben oft unbemerkt und werden deswegen auch nicht behandelt.

Im Grunde genommen sein chronische Schmerzen bei älteren Erwachsenen, vor allem auch bei Demenz, weit verbreitet. Dies ist mit erheblichem Leiden, Behinderung, sozialer Isolation sowie höheren Kosten und Belastungen für die Gesundheitssysteme verbunden. Die pharmazeutische Medikamenten-Behandlung chronischer Schmerzen bei älteren Erwachsenen ist in der Regel nur teilweise wirksam. Unter dem Strich kommt es häufig zu Einschränkungen wegen Nebenwirkungen wie Harnverhalt, Verstopfung, Sedierung, kognitiver Beeinträchtigung und erhöhtem Sturzrisiko.

Da ältere Erwachsene in klinischen Studien, in denen Behandlungen gegen chronische Schmerzen getestet werden, unterrepräsentiert sind, sind die möglichen Auswirkungen von Polypharmazie und Gebrechlichkeit auf die berichteten Ergebnisse und Nebenwirkungsprofile weitgehend unbekannt. Daher müssen Anbieter und Patienten für aktuelle Behandlungen die erwarteten Vorteile der Schmerzreduktion mit den bekannten und unbekannten Behandlungsrisiken in Einklang bringen.

Chronische Schmerzen sind auch ein Risikofaktor für vorzeitigen Tod sowie für einen beschleunigten kognitiven Rückgang, was auf mögliche gemeinsame Mechanismen zwischen anhaltenden Schmerzen (oder deren Behandlung) und Demenz hindeutet.

Kognitiver Rückgang und Demenz können sich auch auf die Schmerzwahrnehmung und die Fähigkeit auswirken, chronische Schmerzen zu melden, was die Behandlung erschwert. Zusammenhänge zwischen anhaltenden Schmerzen und dem Risiko eines vorzeitigen Todes sowie eines beschleunigten kognitiven Rückgangs bis hin zu einer Demenz machen Schätzungen für chronische Schmerzen besonders schwierig.



 

Nach chronischen Schmerzen bei Demenz-Patienten aktiv suchen

Eine unlängst publizierte slowenische Studie beschäftigte sich mit chronischen Schmerzen bei Demenz und anderen neurologischen Erkrankungen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen wie Demenz sprechen nur selten aus, dass sie unter chronischen Schmerzen leiden. Chronische Schmerzen bei Demenz werden dadurch tendenziell übersehen und bleiben unbehandelt. Studienautor Dr. Martin Rakusa und sein Forscherteam von der Universitätsklinik Maribor, Slowenien, haben 452 Patientinnen und Patienten im Durchschnittsalter von 65 Jahren untersucht, die seit vielen Jahren wegen Diabetes in Behandlung sind.

Bei insgesamt 44 Prozent – das entsprach 199 Personen Patienten – lag eine kognitive Beeinträchtigung vor. Rund zwölf Prozent aller Studienteilnehmer, 56 Betroffene, gaben an, unter chronischen Schmerzen in den Gliedmaßen zu leiden – einem häufigen Begleitsymptom von Diabetes.

Zwei Drittel dieser Schmerzpatienten – 39 von 56 Personen – litten nicht unter kognitiven Beeinträchtigungen. Kognitiv beeinträchtigte oder demente Personen artikulieren ihre Beschwerden offenbar seltener. Sie dürfen daher nicht nur zu möglichen Schmerzen befragt werden, wir müssen sie aktiv untersuchen, interpretierte Studienerstautor Dr. Rakusa seine Untersuchungsergebnisse.

 

Chronische Schmerzen nicht nur bei Demenz sondern allgemein unterbehandelt

Erst unlängst kritisierten europäische Schmerzexperten die bestehende Praxis. Denn chronische Schmerzen werden trotz großer Fortschritte in der Therapie häufig nicht ausreichend behandelt und verursachen weiters sehr oft eine Berufsunfähigkeit oder Frühpension, was zu hohen Kosten führt.

Bei chronischen Schmerzpatienten ist beispielsweise das Risiko für eine dauerhafte Berufsunfähigkeit um sieben Mal höher als bei gesunden Personen in der Bevölkerung. Über 50 Prozent der chronischen Schmerzpatienten hat eine Leidensgeschichte von zwei Jahren oder noch länger, bevor die Schmerzen angemessen behandelt werden. Allgemein wird ein Drittel der Betroffenen überhaupt nicht behandelt, nahezu jeder Vierte ist der Ansicht, die Behandlung ist nicht ausreichend oder wird unzureichend durchgeführt.




Literatur:

Domenichiello AF, Ramsden CE. The silent epidemic of chronic pain in older adults. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 2019 Jul 13;93:284-290. doi: 10.1016/j.pnpbp.2019.04.006. Epub 2019 Apr 17. PMID: 31004724; PMCID: PMC6538291.


Quelle:

EAN 2016 Abstract: Rakusa M, et al, Overlooked chronic pain in diabetic patients with cognitive impairment

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...