Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern können ein Leben lang Schmerzen verursachen. Grazer Forscher sind nun dem Wirkverlust von Arzneimitteln auf der Spur.
Unter dem Strich neigen viele betroffene Eltern bei ihren Kindern dazu, Bauchschmerzen, die immer wieder erneut auftreten, zu unterschätzen. Dabei können solche chronischen Bauchschmerzen ein wichtiger Hinweis auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern sein. Im Grunde genommen sind Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) Erkrankungen, deren Ursachen unbekannt sind, die lebenslang andauern, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung beeinträchtigen, aber auch Berufsleben und Partnerschaft betroffener Erwachsener wesentlich einschränken. Forscher der Medizinischen Universität Graz, die chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern fokussieren, konnten unlängst beobachteten, dass nach primärem Therapieerfolg der Arzneimittel, die bei CED eingesetzt werden, häufig ein bisher ungeklärter Wirkverlust eintritt.
Antikörper als mögliche Ursache für den Wirkstoffverlust von Medikamenten
Wer kennt das nicht, wenn plötzlich Bauchschmerzen auftreten? Dieses oft als harmlos empfundene Symptom kann aber Zeichen chronischer Entzündungen des Darms sein.
Während es bei diesen Erkrankungen durchaus auch beschwerdefreie Phasen gibt, können Entzündungssymptome wie Durchfall, Bauchschmerzen und Abgeschlagenheit oft unerwartet auftreten.
Im Grunde genommen lassen sich Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa gut mit einer Arzneimitteltherapie behandeln. Allerdings wird immer öfter beobachtet, dass Medikamente plötzlich einen ungeklärten Wirkverlust haben.
Das Team rund um Evelyn Zöhrer, MSc, an der Medizinischen Universität Graz forscht nach den Ursachen. Evelyn Zöhrer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe von OA Dr. Jörg Jahnel im von der internationalen Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) zertifizierten Weiterbildungszentrum für Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung unter der Leitung von Univ.-Prof.in Dr.in Almuthe Hauer (Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Graz).
In Kooperation mit der Ambulanz für CED der Universitätsklinik für Innere Medizin (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Petritsch) wurde der Wirkverlust bei Patientinnen und Patienten mit CED unter TNF-Blocker Therapie untersucht.
Tumor-Nekrose-Faktor alpha-Blocker, kurz TNF-Blocker, sind Arzneistoffe, die bei PatientInnen mit CED wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa eingesetzt werden. An der Medizinischen Universität Graz suchte man die Ursache des plötzlichen Wirkverlustes dieser Arzneimittel. Eine wichtige Rolle könnte dabei die körpereigene Bildung von Antikörpern gegen diese TNF-Blocker spielen.
In einem ersten grundlegenden Schritt wurden die Gesamt-Antikörper und der Medikamentenspiegel bei PatientInnen mit CED ermittelt. In weiterer Folge wurde analysiert, ob durch die Bestimmung dieser Parameter ein drohender Wirkverlust von TNF-Blockern frühzeitig erkannt werden kann.
Hilfreiche Informationen, wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zukünftig behandelt werden sollten
„Die Ergebnisse zeigten, dass in den Untersuchungsgruppen mit nachgewiesenen Antikörpern deutlich häufiger ein Wirkverlust auftritt. Durch die Korrelation der Antikörper mit dem Medikamentenspiegel konnte ein niedriger Wirkstoffspiegel mit der Präsenz von Antikörpern in Zusammenhang gebracht werden“, erklärt Evelyn Zöhrer.
Mit diesen Erkenntnissen wurde ein wichtiger Beitrag für die Subdisziplin der Pädiatrischen Gastroenterologie geleistet. Denn für die Zukunft bedeutet dies, dass das Messen von Antikörpern und Medikamentenspiegeln bei PatientInnen mit CED neben Dosisanpassungen eine weitere wichtige Möglichkeit darstellen könnte, um die Therapie individuell auf die erkrankte Person abzustimmen und damit zu optimieren.
Literatur:
Oliveira SB, Monteiro IM. Diagnosis and management of inflammatory bowel disease in children. BMJ. 2017;357:j2083. Published 2017 May 31. doi:10.1136/bmj.j2083
Rosen MJ, Dhawan A, Saeed SA. Inflammatory Bowel Disease in Children and Adolescents. JAMA Pediatr. 2015;169(11):1053–1060. doi:10.1001/jamapediatrics.2015.1982
Quelle: https://www.medunigraz.at/