Mittwoch, April 24, 2024

Cholesterinsenker Fenofibrate wirken ähnlich wie Marihuana

Fenofibrate, Cholesterinsenker, stimulieren dieselben Cannabinoid-Rezeptoren wie Marihuana, was gegen Schmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Depression interessant ist.

Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die sogenannten Fenofibrate zur Aktivierung der Cannabinoid-Rezeptoren führen und somit möglicherweise zur Behandlung starker Schmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Depression eingesetzt werden könnte.

 

Medizinischer Nutzen von Fenofibrate

Will man den medizinischen Nutzen von Marihuana erzielen – ohne dabei die ungewollten Nebenwirkungen von Cannabis zu verspüren –, könnten unlängst im FASEB Journal veröffentlichte Studienergebnisse von großem Interesse sein. Dort behaupteten britische Wissenschafter, dass Fenofibrate bei diversen gesundheitlichen Problemen nützlich sein könnten: konkret sollen diese Cholesterinsenker über die Fähigkeit verfügen, Schmerzen und Übelkeit zu lindern sowie den Appetit anzuregen. Weiters wird in Hinblick auf immunologische, psychische und neurologische Krankheitsbilder ein medizinischer Nutzen vermutet.

„Durch die Aufklärung der Verbindung zwischen Fenofibrate und dem Cannabinoid-Rezeptor-System, ist es unser Ziel das Wissen über diese klinisch relevante Substanz zu erweitern,“ erklärte unlängst Dr. Richard S. Priestley, Wissenschafter der School of Life Sciences an der University of Nottingham Medical School in Großbritannien. „Unsere Studie legt den Grundstein für die weitere Erforschung neuer Substanzen, deren primäres Ziel diese Rezeptoren darstellen.“

 

Cannabinoid-Rezeptoren aktivieren

Im Zuge ihrer Studie kultivierten Priestley und Kollegen Zellen, die über Cannabinoid-Rezeptoren verfügen. Durch Behandlung mit einer entsprechend markierten Substanz, konnte die Bindung – d.h. das Andocken – selbiger, an die Cannabinoid-Rezeptoren sichtbar gemacht werden.

Die Wissenschafter stellten fest, dass Fenofibrate in der Lage waren, die markierte Substanz von ihrer Bindestelle zu verdrängen, um selbst an die Rezeptoren zu binden und somit also über hohe Rezeptor-Affinität verfügten. Zudem stellte sich heraus, dass diese Cholesterinsenker die Cannabinoid-Rezeptoren aktivierten, und zwar nicht nur in der Zellkultur, sondern auch in Gewebestücken des Darms.

Folglich kam es zur Entspannung des Gewebes in einer Art und Weise, die der Wirkung von Marihuana ähnelte. Trotzdem Fenofibrate bereits seit vielen Jahren in Verwendung sind und aufgrund anderer Wirkmechanismen eingesetzt werden, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass zumindest ein Teil der durch Fenofibrate erzielten Wirkung einer Cannabinoid-Rezeptoren-Steuerung unterliegt. Diese Cannabinoid-Rezeptoren könnten einen neuen Angriffspunkt für zukünftige Medikamente zur Schmerzbehandlung bzw. zur Behandlung psychischer und immunologischer Erkrankungen sein.

Quelle:

Richard S. Priestley, Sarah A. Nickolls, Stephen P. H. Alexander und David A. Kendall. „A potential role for cannabinoid receptors in the therapeutic action of fenofibrate.“ FASEB J. April 2015 29:1446-1455; doi:10.1096/fj.14-263053

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