Donnerstag, März 28, 2024

Lungenvolumen-Reduktion mit Lungenvolumenreduktionsoperation oder bronchoskopische Verfahren

Zur Lungenvolumen-Reduktion haben sowohl die Lungenvolumenreduktionsoperation und als auch die Bronchoskopie Vor- und Nachteile.

Beim Lungenemphysem führt dazu, dass das Lungengewebe dauerhaft erweitert oder zerstört ist. Es kommt zu einer Überblähung der Lunge, Infolge führt das bei betroffenen Patienten vor allem zu Atemnot. Wobei die Atemnot in schweren Fällen auch in Ruhe auftreten kann. Hierzu können sowohl chirurgische Verfahren als auch die Bronchoskopie zur Lungenvolumen-Reduktion eingesetzt werden. Es zeigte sich, dass beide Verfahren zur Lungenvolumen-Reduktion Vor- und Nachteile gegenüber einer alleinigen Standardtherapie bei einem Lungenemphysem haben.

 

Atemnot bei Lungenemphysem

Ein Lungenemphysem ist eine fortschreitende Erkrankung, die behandelbar, aber nicht heilbar ist, und bei der bestimmte Teile des Lungengewebes irreversibel geschädigt sind. So sind bei erkrankten Personen die Lungenbläschen dauerhaft erweitert oder zerstört, wodurch es zu einer Überblähung der Lunge kommt. Ursache ist zumeist jahrelanges Rauchen. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Patientinnen und Patienten infolge der Atemnot körperlich wenig belastbar, ihre Lebensqualität ist deutlich verringert und auch ihre Lebenserwartung vermindert.

Den Betroffenen, meist Patienten mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), empfiehlt man vor allem, auf das Rauchen zu verzichten. Um die Symptome zu lindern und akute Verschlechterungen (Exazerbationen) zu vermindern, kommen vor allem Arzneimittel wie Bronchodilatatoren und Glukokortikoide (Kortison) zum Einsatz. Es gibt aber auch nichtmedikamentöse Therapieansätze wie etwa körperliches Training oder Atemphysiotherapie.

Sind alle Therapieoptionen ausgeschöpft, kann das veränderte Lungengewebe auch entfernt und so das Lungenvolumen reduziert werden. Möglich ist eine solche Lungenvolumen-Reduktion (LVR) durch chirurgische und, seit einigen Jahren, auch durch die  weniger invasive Bronchoskopie.

Jedenfalls will man mit der Lungenvolumen-Reduktion mehr Platz für die weniger betroffenen Lungenteile schaffen und die Atemmuskulatur entlasten. Dadurch verbessert sich die Lungenfunktion, was wiederum die Atemnot lindert.

 

Chirurgische Verfahren zur Lungenvolumen-Reduktion haben kurzfristigen Nachteil, aber mittelfristigen Vorteil

Chirurgische Verfahren sind seit den 1990er Jahren im Einsatz. Die Ergebnisse aus Studien zeigen einen mittelfristigen Nutzen der chirurgischen Lungenvolumen-Reduktion. In einer randomisierten kontrollierte Studie mit 1218 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die die chirurgische Lungenvolumen-Reduktion ergänzend zur konservativen Therapie mit einer konservativen Behandlung alleine verglich und bei der die Nachbeobachtungszeit bis zu sechseinhalb Jahre betrug, zeigte sich, dass fünf Jahre nach dem Eingriff die körperliche Belastbarkeit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Betroffenen erhöht und auch die Atemnot und Exazerbationen verbessert waren. Allerdings war im ersten Jahr nach der Operation die Sterblichkeit mit 13,7 Prozent deutlich höher als bei Studienteilnehmern, die nur konventionell, ohne Lungenvolumen-Reduktion, behandelt wurden (7,4 Prozent).

 

Bessere körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität durch die Bronchoskopie

Bei den bronchoskopischen Verfahren gibt es bis jetzt nur Studienergebnisse zu relativ kurzen Zeiträumen (drei Monate bis ein Jahr). Zudem gibt es für mehrere Verfahren jeweils nur eine Studie. Insofern ist die Studienlage weiterhin weniger gut als bei den chirurgischen Interventionen. Im Grunde genommen brachte bislang die bronchoskopische Lungenvolumen-Reduktion keinen Unterschied bei der Sterblichkeit im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie.

Wobei das Einführen des Endoskops in den Bronchien kurzfristig ein starker Reiz auslöst. Dadurch ergeben sich häufigere Nebenwirkungen wie vermehrte Exazerbationen sowie Infektionen und Verletzungen des Lungengewebes (Pneumothorax).

Diesem Nachteil stehen aber auch Vorteile gegenüber. So konnten insbesondere bronchoskopische Verfahren, bei denen Spiralen oder Ventile eingesetzt wurden, die körperliche Belastbarkeit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität erhöhen. Bei Spiralen kam es auch zu geringeren COPD-Symptomen, vor allem der Atemnot.

Bei Verfahren, die mit Polymerschaum, sogenannten Airway-Bypass-Stents oder thermischer Dampfablation arbeiten, zeigten keinen belastbaren Vorteil dieser Verfahren.

 

Lungenvolumen-Reduktion mit Chirurgie oder Bronchoskopie

Da es bisher keine vergleichenden Studien gibt, bleibt die Frage unbeantwortet, ob chirurgische oder bronchoskopische Verfahren für eine Lungenvolumen-Reduktion besser geeignet sind.

Unter dem Strich gilt bei ausgewählten Patienten mit COPD und einem Lungenemphysem-Phänotyp bringt die Lungenvolumenreduktionsoperation (LVRS) Verbesserungen bei der Symptombelastung und der Sterblichkeit. Minimalinvasive bronchoskopische Techniken, die das endexspiratorische Lungenvolumen reduzieren, verbessern wiederum die Lungenfunktion, die Atemnot sowie die Lebensqualität. Eine rezente Untersuchung zeigte, dass die Verwendung von Endobronchialklappen oder Endobronchialspiralen bei der Verbesserung der Belastungstoleranz und der Lungenfunktion bei Patienten mit schwerem Emphysem wirksam ist.


Literatur:

Matthew Gordon, Sean Duffy, Gerard J. Criner. Lung volume reduction surgery or bronchoscopic lung volume reduction: is there an algorithm for allocation? J Thorac Dis. 2018 Aug; 10(Suppl 23): S2816–S2823. doi: 10.21037/jtd.2018.05.118


Quelle: Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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