Donnerstag, März 28, 2024

Die tropische Infektionskrankheit Chikungunya-Fieber

Im August erkrankten in Süd-Frankreich mehrere Menschen an Chikungunya-Fieber, wobei die Ansteckung offenbar durch heimische Stechmücken erfolgte.

Das durch das Chikungunya-Virus (CHIKV) ausgelöste Chikungunya-Fieber ist eine an sich tropische Infektionskrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird und mit Fieber und Gelenkbeschwerden vergesellschaftet ist. Es sind aber auch autochthone nfektionen mit dem durch Stechmücken übertragenen Chikungunya-Virus in Europa dokumentiert. Beispielsweise in Süd-Frankreich – Cannet- des-Maures, Département Var, Provence-Alpes-Côte d’Azur.



Rezente Daten weisen darauf hin, dass Infektionen auch lokal erworben wurden und nicht in Zusammenhang mit Fernreisen stehen. In unseren Breiten kam das Chikungunya-Fieber bisher nur in Form von importierten Fällen nach Auslandsaufenthalten vor. Aufgrund der Gefahr einer weiteren Ausbreitung haben die europäischen Behörden vor einigen Jahren Maßnahmen zur Stechmücken-Kontrolle getroffen und auch Blutspenden aus betroffenen Regionen vorübergehend gestoppt.

 

Chikungunya-Virus durch Tag-aktive Stechmücken übertragen

Das Chikungunya-Virus gehört zu den Alphaviren innerhalb der Familie der Togaviren und wird durch die Tag-aktiven Stechmücken Aedes aegypti (Gelbfieber-Mücke) und Aedes albopictus (Asiatische Tigermücke) auf den Menschen übertragen. Das Virus verursacht eine akute, hoch-fiebrige Erkrankung mit starken Gelenk- und Muskelbeschwerden sowie Kopfschmerzen; in einigen Fällen kann auch ein Exanthem auftreten. Nur 15% der Infektionen verlaufen asymptomatisch (Weaver et al, New England Journal of Medicine, 2015).

Bis 2005 zirkulierte das Chikungunya-Virus in den tropischen und sub- tropischen Regionen Afrikas, Indiens und Südost-Asiens. Von einem Ausbruch in Kenia ausgehend (2004) hat sich ein Chikungunya-Virus-Stamm über einige Inseln des Indischen Ozeans (z.B. La Réunion, Mauritius, Seychellen, Madagaskar) bis nach Indien, Thailand und Malaysia ausgebreitet. Dort kam es zu Epidemien mit mehreren Millionen Fällen.

Wobei eine Mutation hierzu die rasche Ausbreitung des Chikungunya-Virus begünstigte. Es kam dann zu einer Anpassung des Virus an die asiatische Tigermücke. Nachdem die Tigermücke, die aus dem ost-asiatischen Raum stammt und sich weltweit in den tropischen und sub-tropischen Regionen etabliert hat, auch in einigen europäischen Mittelmeerländern heimisch wurde, kam es beispielsweise tatsächlich in Süd- Europa zu mehr oder weniger großen lokalen Ausbrüchen.

Das Chikungunya-Virus wurde dabei jeweils von einem infizierten Reiserückkehrer eingeschleppt und über die heimische Tigermücken-Population auf weitere Menschen übertragen. Über diese sporadischen lokalen Ausbrüche hinaus wurde eine länger andauernde Etablierung des Chikungunya-Virus in der Mittelmeer-Region bis jetzt jedoch nicht beobachtet.



 

Tropisches Chikungunya-Fieber in Europa

Im Jahr 2013 gelangte das Chikungunya-Virus in die Karibik und verbreitete sich explosionsartig in Zentral- und Süd-Amerika. Es handelte sich dabei um einen Stamm, der nicht an die Tigermücke angepasst ist. Wobei die Übertragung hauptsächlich von der Gelbfieber-Mücke Aedes aegypti, die in Kontinental-Europa nicht vorkommt, erfolgt.

Man kann annehmen, dass die Einschleppung von Infektionen aus Amerika eine geringere Gefahr für Europa darstellt. Woher das Virus stammt, das in einzelnen Fällen Chikungunya-Fieber verursacht hat und inwieweit es an die dort heimischen Tigermücken adaptiert ist, ist meistens unklar. Denn es fehlt an genetischen Analysen des Virusgenoms.

Eine Impfung oder Virus-spezifische Therapie gegen das Chikungunya-Virus ist jedenfalls nicht verfügbar. In den Verbreitungsgebieten stellt die Expositionsprophylaxe deshalb die beste Prävention dar. Das heißt die Verwendung von Mückenschutzmitteln, das Tragen von geschlossener mit Insektiziden behandelter Kleidung sowie das Schlafen unter Moskitonetzen.

Aufgrund des geringen Bekanntheitsgrads des Virus und der oft unkomplizierten Verläufe bei Chikungunya-Fieber, wird vermutlich nur ein geringer Teil der importierten Fälle erfasst. Nach Aufenthalten in Risikogebieten sollte nicht nur an die durch Stechmücken übertragenen Flaviviren Dengue-Virus und Zika-Virus gedacht werden, die ebenfalls in diesen Regionen zirkulieren und ähnliche Symptome hervorrufen können, sondern auch an das Chikungunya-Virus.

Der Nachweis der Infektion kann durch die Detektion virus-spezifischer Antikörper erfolgen, bis zu fünf Tage nach Einsetzen der ersten Symptome auch durch eine Virus-spezifische PCR.




Quelle:

logo-virusepidemiologische-informationenVIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION NR. 18/17-6. Mag. Dr. Karin Stiasny.

Department für Virologie der Med. Universität Wien.

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