Chemotherapie induzierter Übelkeit und von Erbrechen behandelt man nach dem jeweils verwendeten Zytostatikum sowie der individuellen Empfindlichkeit des Patienten.
Eine Chemotherapie induzierte Übelkeit und Erbrechen wird über die Area postrema am Boden des 4. Ventrikels ausgelöst. Man spricht dabei auch von der Chemorezeptor Trigger Zone. Von dort werden Signale zum kortikalen Brechzentrum geleitet. Ebenfalls eine Rolle spielt die Freisetzung von Serotonin im Gastrointestinaltrakt. Dies löst eine Aktivierung viszeraler afferenter Nerven aus, die wiederum Signale zur Area postrema übermitteln. Prinzipiell unterscheidet man zwischen:
- Antizipatorisches Erbrechen (vor Applikation der Chemotherapie)
- Akute Chemotherapie-induzierte Übelkeit (innerhalb 24 Stunden)
- Verzögertes Erbrechen (nach 24 Stunden) – vor allem bei Cisplatinhältiger Chemotherapie
Chemotherapie induzierte Übelkeit und Erbrechen behandeln
Bei akuter Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Chemotherapie-induziertem Erbrechen werden Serotonin-Rezeptor-Antagonisten, die an der Area postrema angreifen, sowie Kortisonpräparate und neuerdings Neurokinin 1-Rezeptor-Antagonisten eingesetzt. Neurokinin 1 ist wie Serotonin ein Transmitter, der bei der Auslösung von Erbrechen in der Area postrema eine Rolle spielt.
Für den Neurokinin 1 Rezeptor Antagonisten Aprepitant konnte gezeigt werden, dass eine Dreifachkombination von Aprepitant mit Serotonin-Rezeptor-Antagonisten und Dexamethason zur Verhinderung des akuten Erbrechens bei mittel- bis hochemetogener Chemotherapie wirksamer ist, als eine Zweifachtherapie mit Serotonin-Rezeptor-Antagonisten und Dexamethason.
In Leitlinien zur Prävention und Therapie des verzögerten Erbrechens stehen Kortikosteroide an erster Stelle. Bei Therapieversagen kann der Behandler eine ergänzende Therapie mit Aprepitant erwägen. Bei antizipatorischem Erbrechen haben sich hingegen Neuroleptika bewährt. Eine Chemotherapie-induzierte Übelkeit kann weiters ergänzend therapiert werden.
Beispiele für Antiemetika
Die Therapie von einer Chemotherapie-induzierten Übelkeit mit Antiemetika richtet sich nach der emetogenen Potenz des verwendeten Zytostatikums. Dabei ist vor allem dessen Dosis sowie die individuelle und subjektive Empfindlichkeit der Patienten von Bedeutung. Eine Behandlung soll Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie vermeiden.
5-HT3-Antagonisten
Die 5-HT3-Antagonisten Ondansetron und Tropisetron, Granisetron sowie Palonosetron kommen oral und/oder intravenös zum Einsatz. In der Regel geschieht dies als Kurzinfusion etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Chemotherapie. Häufige unerwünschte Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen sowie leichte Flush-Symptomatik.
Kortikosteroide
Kortikosteroide weisen eine eigenständige antiemetische Wirksamkeit auf. Schließlich können sie die antiemetischen Aktivität von 5-HT3-Antagonisten und Dopaminrezeptor-Antagonisten signifikant erhöhen.
Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten
Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten sind neue, orale Antiemetika, deren Wirkung von Dexamethason und 5-HT3-Antagonisten deutlich verstärkt wird.
Dopaminrezeptor-Antagonisten
Dopaminrezeptor-Antagonisten wie Metoclopramid wirken neben der Blockade der Dopaminrezeptoren im Brechzentrum auch direkt auf den Magen-Darm-Trakt. Schließlich beschleunigen sie auch die Magenpassage der Nahrung.
Literatur:
Navari RM, Aapro M. Antiemetic Prophylaxis for Chemotherapy-Induced Nausea and Vomiting. N Engl J Med. 2016 Apr 7;374(14):1356-67. doi: 10.1056/NEJMra1515442. PMID: 27050207.