Dienstag, April 16, 2024

Chemische Sinne beeinflussen das Riechen und Schmecken

Chemische Sinne können starke Störungen beim Riechen und Schmecken verursachen. Deswegen spielen sie eine große Rolle bei Diagnose und Behandlung.

Riechstörungen können aber auch als Symptom einer tiefergreifenden Schädigung auftreten. Etwa nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder im Rahmen von neurodegenerativen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit. Eine vollständige Erholung der Riechfunktion ist dann sehr selten. Riechen und Schmecken sind chemische Sinne, die zwar einerseits gut erforscht sind. Andererseits stellen Diagnose und Therapie von Riech- und Schmeckstörungen auch heute noch eine Herausforderung dar.

 

Chemische Sinne haben im Zusammenhang mit dem Riechen und Schmecken eine größere Bedeutung, als man glaubt.

Riech- auch der Schmecksinn sind chemische Sinne, deren Leistung wir erst richtig wahrnehmen, wenn es zu Problemen kommt. Beispielsweise hilft uns der Geruchssinn dabei, unsere Speisen und Getränke genießen zu können. Zudem warnt er vor Schadstoffen oder verdorbenen Speisen und beeinflusst sogar die Partnerwahl.

Im Grunde genommen können chemische Sinne stark beeinträchtigt sein sowie sogar ganz ausfallen. Allerdings kann man normalerweise solche Störungen beim Riechen und Schmecken gut kompensieren und trotzdem den Alltag gut organisieren.

 

Wenn man nicht mehr richtig Riechen und Schmecken kann

Wenn die Nase durch eine harmlose Erkältung verstopft ist, dann kann man nichts mehr richtig riechen. Das Essen schmeckt fad. Klinisch relevant ist ein solcher Riechverlust (Anosmie) aber erst, wenn er auch nach Abklingen der Infektion bestehen bleibt. „Das kann etwa nach einer echten Virusgrippe passieren, wenn die Viren die Riechschleimhaut geschädigt haben“, erklärt Professor Dr. med. Thomas Hummel, Leiter des Riech- und Schmeckzentrums an der HNO-Klinik des Dresdener Universitätsklinikums. In diesen Fällen kehrt das Riechvermögen oft wieder vollständig zurück, auch wenn es Monate oder Jahre dauern kann. Auch bei einem Riechverlust, der auf eine chronische Nebenhöhlenentzündung zurückgeht, erholt sich die Sinnesfunktion oft. Und zwar wenn die Entzündung medikamentös unterdrückt oder die mechanische Blockade durch eine Polypenoperation beseitigt wird.

Die Arbeitsgemeinschaft Olfaktologie und Gustologie der DGHNO-KHC, in deren Vorstand Hummel tätig ist, prüft die bestehenden Diagnose- und Therapie-Optionen. Zudem fördert man die Entwicklung neuer Verfahren. „Chemische Sinne sind hochgradig subjektiv“, erläutert Hummel. Wie stark ein Riechverlust ist, ist daher nicht leicht zu messen. Ein objektives Maß bietet jedoch die Ableitung der Hirnstromkurve, in der sich die Duftwahrnehmung abzeichnet. Bei der Therapie versucht man seit einigen Jahren, sich die Plastizität der chemischen Sinne zunutze zu machen; hier scheinen manche Patienten von einem regelmäßigen morgend- und abendlichen Riechtraining zu profitieren.

 

Patientenbroschüre für Betroffene

In einer Patientenbroschüre klärt die Arbeitsgemeinschaft außerdem über die Funktion der chemischen Sinne und ihre Störungen auf. Dort finden Betroffene auch Tipps, wie Betroffene ihre Riech- oder Schmeckbeeinträchtigung im Alltag kompensieren können. Und welche Vorsichtsmaßnahmen man ergreifen sollte. „Mit dem Riech- und Schmecksinn geht ein wichtiges Alarmsystem verloren“, mahnt Hummel. Denn Brandgeruch, Chemikalien oder Verdorbenes wahrnehmen zu können, kann Leben retten.

Betroffene sollten daher Rauch- und möglicherweise auch Gasmelder installieren. Zudem das Kauf- oder Öffnungsdatum von Lebensmitteln notieren und fragwürdige Speisen im Zweifel lieber entsorgen. Auch bei der Hygiene fehlt Anosmikern, also Patienten mit Riechverlust, eine wichtige Rückmeldung. Hier empfiehlt Hummel, feste Zeitpläne für Körperhygiene, Wäschewechsel und etwa das Putzen der Toilette einzuhalten. „Auch solche scheinbar nebensächlichen Dinge tragen wesentlich dazu bei, die Sicherheit im sozialen Umgang. Und somit die Lebensqualität zu erhalten“, sagt Hummel.

Literatur:

I. Manzini, J. Frasnelli , I. Croy: Wie wir riechen und was es für uns bedeutet. Grundlagen des Geruchssinns, HNO 2014,  62:846–852,  DOI 10.1007/s00106-014-2925-2

A. Hähner, T. Hummel, B.A. Stuck: Riechstörungen   und ihre Therapie, HNO 2014, 62:860–866, DOI 10.1007/s00106-014-2924-3

V.A. Schriever, N. Abolmaali, A. Welge-Lüssen: Diagnostik bei Riechstörungen, HNO 2014, 62:853–859, DOI 10.1007/s00106-014-2932-3


Quelle und Pateintenboschüre: Arbeitsgemeinschaft Olfaktologie und Gustologie der DGHNO-KHC

Terminhinweis Patiententag: Termin: Sonntag, 29. September 2019, 9.00–16.00 Uhr. Ort: Uniklinikum, Hörsaal im Haus Nr. 19. Anschrift: Fetscherstr. 74, 01307 Dresden. Anmeldeschluss: 25. September 2019. Kontakt: Professor Dr. med. Thomas Hummel, E-Mail: thummel@mail.zih.tu-dresden.de. Oder unter Tel.: 0351 458-4189

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