Donnerstag, März 28, 2024

CCL-2-Spiegel und systemische Mastozytose

Die systemische Mastozytose ist eine seltene Erkrankung, die nicht heilbar ist und mit erhöhten CCL-2-Spiegel einhergeht.

Die systemische Mastozytose (SM) ist durch eine abnormale Anhäufung neoplastischer Mastzellen gekennzeichnet. Die seltene Erkrankung ist nicht heilbar ist, betroffen ist etwa einer von 10.000 Menschen. Die hämatologische Tumorerkrankung ist ähnlich der Leukämie. Wobei Mastzellen das Knochenmark und auch andere Organe wie Darm, Leber oder Milz infiltrieren. Wiener ForscherInnen am Klinischen Institut für Labormedizin der MedUni Wien haben unlängst im Tiermodell einen neuen Prognose- und Therapie-Ansatz entdeckt. Wobei dieser dazu beitragen könnte, zumindest das rasche Fortschreiten der Erkrankung zu vermindern.



 

Die systemische Mastozytose

Unter dem Strich gilt die systemische Mastozytose als eine seltene Erkrankung der Mastzellen. Diese Zellen des blutbildenden Systems spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Und zwar vor allem im Zusammenhang mit der Infektabwehr und mit allergischen Reaktionen.

Wenn die Mastzellen aktiviert werden, können sie bestimmte Substanzen wie das Histamin frei. Diese setzt der Körper einerseits zur Bekämpfung von Krankhetserregern ein. Andererseits kann es dadurch auch zu allergischen Reaktionen kommen. Eine übermässige Freisetzung dieser Substanzen kann eben den Organismus schädigen.

Bei der Mastozytose ist dieses Abwehrsystem gestört und die Mastzellen setzen zu viele dieser Botenstoffe frei. Übrigens gilt Stress hierzu als einer der wichtigsten Auslöser der Aktivierung von Mastzellen.

 

Lokalen Mastozytose der Haut versus systemische Mastozytose

Bei der lokalen Mastozytose der Haut, der kutanen Mastozytose, kommt es meist nur zu lokalen Veränderungen im Bereich der befallenen Hautareale. Es entstehen Rötungen und Juckreiz.

Hingegen treten bei einer systemischen Mastozytose häufig auch allgemeine Symptome auf. Schuld daran ist die Vermehrung der atypischen Mastzellen auch ausserhalb der Haut. Solche Symptome sind eben einerseits hautbeschwerden wie Juckreiz und Hautrötung. Andererseits können auch Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Hitzegefühl («Flush»), Luftnot, Blutdruckschwankungen sowie Herzrasen en Betroffenen das Leben sehr schwer machen. Wobei diese Beschwerden auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Deswegen dauert es oft sehr lange, bis ein Arzt die Diagnose systemische Mastozytose stellt.

 

Systemische Mastozytose und ihre Therapie

Ziel der Therapie ist eine Verringerung der Symptome, welche die systemische Mastozytose durch eine überschiessende Mastzellaktivierung auslöst. Hierzu kommen Medikamente zum Einsatz, die die freigesetzten Mastzell-Botenstoffe hemmen wie beispielsweise Antihistaminika.



Weiter kommen Mastzellstabilisatoren wie beispielsweise Cromoglicinsäure zur Anwendung, um die Aktivierung der Mastzellen zu hemmen. Anderer Medikamente sollen das Wachstum und das Überleben von Mastzellen beeinflussen, dazu zählen die Wirkstoffe Interferon und Midostaurin.

 

Prognose- und Therapie-Ansatz entdeckt

Mastozytose ist durch verschiedene Verlaufsformen gekennzeichnet. Bei der aggressiven Form liegt die Lebenserwartung bei rund fünf Jahren. Eine Forschungsgruppe am Klinischen Institut für Labormedizin der Meduni Wien konnte Zytokine – das sind Proteine, die das Zellwachstum regulieren – als wesentliche Faktoren für das Fortschreiten der Erkrankung identifizieren. Diese Zytokine wirken auf die lokale Umgebung der Mastzellen im Knochenmark und beeinflussen die Gefäßneubildung sowie die krankhafte Vermehrung des Bindegewebes.

In einem komplexen Zusammenspiel zwischen neoplastischen Mastzellen und Zellen des Knochenmarkstromas tragen diese Zytokine wesentlich zum Voranschreiten der Erkrankung zu aggressiven Verlaufsformen bei.

 

Zytokinspiegel als Prognose-Tool

Systemische Mastozytose PatientInnen zeigten vor allem erhöhte Spiegel des Zytokins CCL-2 im Blutserum. CCL-2 ist ein wichtiger Mediator in Entzündungsreaktionen und führt zur Gefäßneubildendung in soliden Tumoren.

Die Auswertung von klinischen Daten zeigte, dass hohe CCL-2-Serumspiegel in der Mastozytose mit fortgeschrittenen Krankheitsstadien und einem signifikant kürzerem Gesamtüberleben verbunden sind. Die Messung von Zytokinspiegeln kann damit die Beurteilung der individuellen Prognose in der Mastozytose deutlich verbessern.

Aaußerdem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass CCL-2 für das Wachstum von Mastzelltumoren wesentlich ist. Für die Behandlung von Brust- und Prostatakarzinomen, wo ebenfalls erhöhte CCL-2-Spiegel vorliegen, werden bereits Antikörper getestet. Und diese könnten möglicherweise auch bei Mastozytose erfolgreich eingesetzt werden. Beziehungsweise könnten sie in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden eine neue Therapie-Option darstellen.




Literatur:

Greiner G, Witzeneder N, Berger A, Schmetterer K, Eisenwort G, Schiefer AI, Roos S, Popow-Kraupp T, Müllauer L, Zuber J, Sexl V, Kenner L, Sperr WR, Valent P, Mayerhofer M, Hoermann G. CCL2 is a KIT D816V-dependent modulator of the bone marrow microenvironment in systemic mastocytosis. Blood. 2017 Jan 19;129(3):371-382. doi: 10.1182/blood-2016-09-739003. Epub 2016 Nov 16.


Quelle: MedUni Wien

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