Mittwoch, April 24, 2024

Capsaicin-Pflaster 8% gegen diabetische Neuropathie

Das Capsaicin-Pflaster (8 Prozent) gegen diabetische Neuropathie ist vor allem eine gute Option für jene Patienten, die systemische Wirkstoffe vermeiden wollen.

Das Capsaicin-Pflaster mit hoher Wirkstoffkonzentration (8 Prozent) ist in der EU zur Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen bei Erwachsenen zugelassen. Und zwar entweder allein oder in Kombination mit anderen Schmerzmitteln. Verschiedene Studien konnten nachweisen, dass das Hautpflaster mit dem hochdosierten Chili-Inhaltsstoff Capsaicin auch gegen diabetische Neuropathie (DPN) wirksam ist. Nachdem die Wirksamkeit bei Post-Zoster-Neuralgie und HIV-assoziierter Neuropathie in mehreren klinischen Studien nachgewiesen wurde, erhielt das Capsaicin-Pflaster auch eine erweiterte Zulassung für schmerzhafte diabetische Neuropathie.



 

Indikationserweiterung für das Capsaicin-Pflaster mit 8 Prozent

Diabetische Neuropathie kommt bei Diabetes mellitus häufig vor, etwa zehn Prozent der Patienten entwickeln eine schmerzhafte diabetische Neuropathie. Die häufig damit verbundenen Gefühlsstörungen (Parästhesien) sind oft Ursache für unbemerkte Verletzungen, aus denen sich dann Infektionen und schmerzhafte Geschwüre entwickeln können.

Diese Indikationserweiterung hat somit eine große praktische Bedeutung, weil die schmerzhafte diabetische Neuropathie in der Regel eine Erkrankung älterer, häufig multimorbider Patienten ist und deshalb eine systemische medikamentöse Therapie eher Probleme bereitet. Aufgrund der notwendigen Einnahme vieler Medikamente sind diese Patienten besonders anfällig für Arzneimittel-Interaktionen, weshalb ist hier eine lokale Therapie von großem Vorteil.

Das Capsaicin-Pflaster ist eine gute Option für Patienten, bei denen man von vornherein keine systemische Therapie geben möchte. Es wirkt nur auf die Haut, ist nicht organtoxisch und gut verträglich, leicht anzuwenden und mit anderen Therapien jederzeit kombinierbar. Auch ist kein zeitraubendes Einschleichen der Therapie notwendig.

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und multimorbiden Patienten sei eine lokale Therapie wegen des Fehlens einer Toleranzentwicklung und systemischer Nebenwirkungen von großem Nutzen. Zudem ist die Capsaicin-Pflaster-Anwendung nach drei Monaten problemlos wiederholbar.


Chronische Nervenschmerzen: Therapie durch einen Spezialisten meist effektiver

Neuronen, Nervenbahnen, Nervenzellen. © StudioSmart / shutterstock.com
Neuronen, Nervenbahnen, Nervenzellen. © StudioSmart / shutterstock.com

Millionen Menschen müssen chronische und häufig sehr quälende Nervenschmerzen ertragen, zu selten übernehmen Spezialisten die Therapie der Beschwerden. Mehr dazu unter https://medmix.at/chronische-nervenschmerzen/


STEP-Studie

In der randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppelblinden STEP-Studie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Capsaicin-Pflaster (8%) bei Patienten mit DPN evaluiert. Die 369 Patienten erhielten entweder das Capsaicin-Pflaster oder Placebo für 30 Minuten auf die Schmerzareale.



Das Capsaicin-Pflaster brachte eine signifikante Reduktion der mittleren täglichen Schmerzintensität, dieser Vorteil gegenüber Placebo war ab der zweiten bis dritten Woche nachweisbar und hielt bis zum Studienende nach zwölf Wochen an. Auch zeigten signifikant mehr  Patienten unter dem Capsaicin-Pflaster eine mindestens 30-prozentige Schmerzreduktion. Die Behandlung mit dem Capsaicin-Pflaster schlug sich auch in einer signifikanten Verbesserung der Schlafqualität nieder.

 

1 x 30-minütige Anwendung

Bei Patienten mit schmerzhafter diabetischer peripherer Neuropathie konnte in Studien das Capsaicin-Pflaster nach einmaliger 30-minütiger Anwendung für 12 Wochen lang die Schmerzen stärker lindern als Placebo. Zudem verbesserte sich die Schlafqualität.

Die wiederholte Behandlung mit dem 8%-igen Capsaicin-Pflaster plus Pflegestandard über 52 Wochen führte zu einer anhaltenden Schmerzlinderung ohne negative neurologische Auswirkungen im Vergleich zum alleinigen Pflegestandard.

Das Capsaicin-Pflaster mit 8 Prozent war dem oralen Pregabalin bei der Schmerzlinderung bei Patienten mit nicht-diabetischem Neuropathie nicht unterlegen. Hingegen zeigte Capsaicin einen schnelleren Wirkungseintritt und die Patienten waren zufriedener mit der Behandlung.

 

1 x 60-minütige Anwendung bei Neuralgie

Eine einzelne 60-minütige Anwendung sorgte bei Patienten mit postherpetischer Neuralgie für eine schnelle und anhaltende Schmerzlinderung. Die Ergebnisse bei Patienten mit HIV-assoziierter Neuropathie waren nicht eindeutig. Wobei man zwar in einer Studie eine signifikante Verbesserung der Schmerzintensität beobachten Konnte. In einer anderen war das jedoch nicht der Fall.

 

Sicherheit

Die Patienten vertragen das Capsaicin-Pflaster mit 8 Prozent im Allgemeinen gut. Vorübergehende Hautreaktionen an der Applikationsstelle sind die häufigsten unerwünschten Wirkungen.

Zusammenfassend ist das Capsaicin-Pflaster (8%) für Patienten eine sinnvolle zusätzliche Therapie zu den derzeit verfügbaren Behandlungsoptionen bei Neuropathie beziehungsweise Neuralgie.


Capsaicin als Pflaster, Salbe oder Creme gegen Schmerzen bei Rheuma

Der Wert auf der Scoville-Skala ist abhängig vom Anteil des Capsaicins, das in den jeweiligen getrockneten Paprika-Chili-Peperoni-Sorten enthalten ist. © Tibor Duris / shutterstock.com
Der Wert auf der Scoville-Skala ist abhängig vom Anteil des Capsaicins, das in den jeweiligen getrockneten Paprika-Chili-Peperoni-Sorten enthalten ist. © Tibor Duris / shutterstock.com

Capsaicin sowie in Lebensmitteln enthaltenes Capsaicin wird von den Menschen seit tausenden von Jahren in der Volksmedizin, vor allem auch bei Rheuma und Schmerzen eingesetzt. Mehr dazu unter https://medmix.at/capsaicin-bei-rheumatischen-erkrankungen-topisch-anwenden/




Literatur:

Andrew Chang; Judy Quick. Capsaicin. StatPearls [Internet]. Last Update: September 14, 2021.

Blair HA. Capsaicin 8% Dermal Patch: A Review in Peripheral Neuropathic Pain. Drugs. 2018 Sep;78(14):1489-1500. doi: 10.1007/s40265-018-0982-7.


Quellen:

Stoker M et al.: Stoker M et al.: Diabetologia 2015;58(Suppl 1): S32, Abstract 64

Jacobs H et al.: Diabetologia 2015;58(Suppl 1):S515-S516; Abstract 1070

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