Donnerstag, April 25, 2024

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs, mittels genetischen Profil von Gewebeproben aus Metastasen kann man die Therapie verbessern.

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung in der weiblichen Bevölkerung. Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem bösartigen Tumor der Brust. Brustkrebs-Erkrankungen sind so vielfältig wie die Betroffenen selbst. Wissenschaftler und Ärzte des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NTC) in Heidelberg erstellten daher unlängst ein genetisches Profil von Gewebeproben aus Metastasen, bevor sie auf dieser Grundlage die geeignete, für die jeweilige Patientin maßgeschneiderte Therapie auswählen. So wollten sie Heilungschancen verbessern und das Risiko für Nebenwirkungen senken. Denn Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs.

 

Durch eine Vielzahl genetischer Veränderungen ist Brustkrebs nicht gleich Brustkrebs

Unter dem Strich existiert eine Reihe von verschiedenen Subtypen, die man unterschiedlich behandeln muss. Noch komplizierter wird es bei fortgeschrittenem Brustkrebs, wenn bereits Metastasen aufgetreten sind. Dann zeigen sich nicht nur stärkere Unterschiede zwischen den Betroffenen. Sondern auch zwischen den einzelnen Krebszellen ein und derselben Patientin. Und genau das mache die Behandlung von Patientinnen, bei denen sich bereits Metastasen, also Tochtergeschwülste vom Tumor abgesiedelt haben, letztlich so schwierig.

Grund dafür, dass Brustkrebs nicht gleich Brustkrebs ist, ist die Tatsache, dass Krebserkrankungen durch eine Vielzahl genetischer Veränderungen entstehen. Welche das sind, ist von Patientin zu Patientin individuell verschieden. Doch die genetischen Veränderungen entscheiden letztlich darüber, wie die Krankheit verläuft und welche Therapieform den größten Erfolg verspricht.

 

CATCH-Studie

Im Rahmen der CATCH-Studie (Comprehensive Assessment of Clinical Features and Biomarkers To Identify Patients with Advanced or Metastatic Breast Cancer for Marker Driven Trials in Humans) nahmen Wissenschaftler und Ärzte diese genetische Vielfalt von Brustkrebs-Zellen unter die Lupe, um betroffenen Frauen besser eine maßgeschneiderte Therapie anbieten zu können.

Dazu analysierten die Forscher zunächst Gewebeproben aus Metastasen von Patientinnen mit fortgeschrittener Krebserkrankung. Die Wissenschaftler erstellen so zunächst für jede Studienteilnehmerin ein genetisches Profil. Auf diese Weise konnte man die individuellen Unterschiede bei Brustkrebs-Erkrankungen viel genauer erfassen, als es bislang möglich war.

Anschließend wählten Onkologen anhand dieses Profils die Therapie für die einzelne Patientin aus. Das kann je nach Bedarf eine erprobte Standardtherapie sein oder aber ein Wirkstoff, der eigentlich für die Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen ist, bei der individuellen Brustkrebsform jedoch ebenfalls erfolgsversprechend ist. Mediziner sprechen von einem so genannten Off-Label-Use. Darüber hinaus werden auch innovative Therapieverfahren eingesetzt, die sich erst in der wissenschaftlichen Erprobung befinden.

Eine Besonderheit der Studie war es, dass die Forscher nicht nur eine große Auswahl an Therapiemöglichkeiten hatten. Sondern sie konnten auch Patientinnen einschließen und vor Ort behandeln.

Dadurch ging die genetische Analyse und die Behandlung Hand in Hand. Das ermöglichte, sehr schnell reagieren und die Therapie anpassen zu können. Und zwar je nachdem, wie die Patientin auf die Behandlung ansprachen.

 

Fazit

Ein Teil der Patientinnen erhielt bereits eine maßgeschneiderte Therapie, die aufgrund des genetischen Profils ihrer Metastase ausgewählt wurde. Bei einigen Patientinnen konnte man beobachten, dass sie sehr gut auf die Behandlung ansprachen und sich ihr Zustand verbesserte. Und zwar bei Patientinnen, denen Mediziner bei herkömmlicher Herangehensweise weniger Hoffnung auf Besserung machen könnten.

In der aktuellen Pilotstudie wurden ausschließlich Patientinnen behandelt, deren Brustkrebs-Erkrankung so weit fortgeschritten war, dass das hauptsächliche Ziel einer Therapie darin besteht, ein weiteres Fortschreiten der Krankheit zu bremsen.

Zukünftig soll das auch bei Patientinnen in einem frühen Stadium und mit einem hohen Risiko für einen aggressiven Verlauf mit Metastasenbildung geschehen. Die zitierte Herangehensweise soll die Heilungschancen verbessern und die Rückfallrate senken.


Literatur:

Odle TG. Precision Medicine in Breast Cancer. Radiol Technol. 2017 Mar;88(4):401M-421M. PMID: 28298516.

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