Freitag, April 19, 2024

Botulinum Toxin A bei Blasenfunktionsstörungen

Immer mehr urologische Patienten mit Blasenfunktionsstörungen profitieren von der innovativen Anwendung von Botulinum Toxin A.

Der Wirkstoff Botulinum Toxin A aus dem Bakterium Clostridium botulinum wird während einer Blasenspiegelung direkt in die Harnblase gespritzt. Symptome wie häufiger und unwillkürlicher Harndrang können etwa neun Monate lang reduziert oder völlig unterbunden werden. Durch dies neuartige Therapie können somit immer mehr Patienten mit Blasenfunktionsstörungen effektiv behandelt werden.

Blasenfunktionsstörungen – Dranginkontinenz, überaktive Blase

Blasenfunktionsstörungen wie Dranginkontinenz oder überaktive Blase bedeuten für die Betroffenen starke Einschränkungen in der Lebensqualität und hohen Leidensdruck, oft verbunden mit dem Verlust von Selbstwertgefühl und dem Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben. Wenn herkömmliche Methoden nicht helfen, kann Botulinum Toxin A das Leiden lindern. Auch bei Blasenfunktionsstörungen neurogener Ursache, nach Querschnittlähmungen, bei Parkinson oder Multipler Sklerose sowie bei chronisch schmerzhaften Blasenerkrankungen wie der Interstitiellen Cystitis kommt Botulinum Toxin A zum Einsatz.

Botulinum Toxin A schließt in der Urologie die therapeutische Lücke zwischen Medikamentengabe und Operation. Die Behandlung erfolgt unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung an urologischen Kliniken mit dem Schwerpunkt Inkontinenz oder in spezialisierten urologischen Praxen, wenn zuvor alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft worden sind: Denn erst wenn herkömmliche Medikamente, Verhaltenstherapien oder physiotherapeutische Therapien wirkungslos bleiben, soll Botulinum Toxin A angewendet werden.

Botulinum Toxin A bei Prostatavergrößerung

Experten und Fachgesellschaften erwarten, dass Botulinum Toxin A in naher Zukunft auch verstärkt bei der Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung – als BPH bekannt – zum Einsatz kommen kann. Wenngleich es sich hier um einen vielversprechenden Therapieansatz handelt, müssen noch weitere Studienergebnisse abgewartet werden.

Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung kommt es durch die Vergrößerung zu einer Einengung – der sogenannten Obstruktion – der Harnröhre, wodurch der Harnstrahl abgeschwächt und die Harnblase nicht mehr vollständig entleert werden kann. Durch eine Botulinum Toxin A-Injektion direkt in die Prostata steigt bei den meisten Männern die maximale Harnflussrate, während die Beschwerden und die Restharnmenge zurückgehen sowie das Prostatavolumen und damit auch der PSA-Wert sinken. Die Applikation geschieht mit lokaler Anästhesie und unter Ultraschallkontrolle

  • transperineal vom Damm aus,
  • transurethral durch die Harnröhre oder
  • transrektal durch den Mastdarm.

 

Die Wirkung setzt nach ein bis vier Wochen ein und kann bis zu einem Jahr andauern, der Wirkmechanismus ist bislang noch nicht gänzlich geklärt.

Quelle: https://www.urologenportal.de

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