Freitag, April 19, 2024

Bornavirus in Deutschland: 3 Todesfälle

Das Bornavirus stellt für den Menschen doch eine Lebensgefahr dar. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch scheint allerdings nach jetzigem Wissensstand nicht stattzufinden.

In Deutschland traten jetzt bei einigen Menschen erstmals Infektionen mit dem klassischen Bornavirus auf, die tödlich endeten. Mehrere Forscherteams identifizierten BoDV-1 (Borna disease virus 1, BoDV-1) als offensichtlichen Auslöser schwerer Enzephalitiden (Entzündungen des Gehirns) bei diesen Patienten. Eine gesicherte antivirale Therapie gegen Bornavirus-Infektionen beim Menschen gibt es derzeit nicht. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch scheint nach jetzigem Wissensstand nicht stattzufinden.

 

Mehrere Todesfälle nach Bornavirus-Infektionen

Bei einem Teil der aktuellen Bornavirus-Infektionen hatten sich Organempfänger durch die Transplantation der Organe des infizierten Spenders angesteckt, wobei bislang nicht geklärt werden konnte, auf welche Weise sich der postmortale Organspender infiziert hatte. Unabhängig von diesem Fall weiss man bis jetzt bei zwei weiteren infizierten Personen nicht, wie es zur Ansteckung kam. Experten vermuten, dass eine Übertragung durch Feldspitzmäuse, dem natürlichen Reservoir des Erregers, am wahrscheinlichsten ist. Eine Übertragung des Virus von erkrankten Pferden oder Schafen auf Menschen oder andere Säugetiere wurde bisher nicht nachgewiesen. Auch eine Ausscheidung des Virus durch die infizierten Personen konnten Wissenschaftler nicht feststellen. Somit gibt es derzeit keinen Hinweis darauf, dass eine Übertragung von Mensch zu Mensch stattfindet.

Von den drei Organempfängern des Spenderorgans des infizierten Organspenders verstarben zwei im weiteren Verlauf. In zwei weiteren voneinander unabhängigen Todesfällen konnten ebenfalls Symptome einer akuten Enzephalitis nachgewiesen werden.

 

Bornavirus-Infektionen beim Menschen lösen Enzephalitiden aus

Bei insgesamt fünf Patienten kam es somit aktuell zu Bornavirus-Infektionen, die eine Entzündung des Gehirns – Enzephalitiden – auslösen können. Vier der Patienten sind verstorben. Diese durch BoDV-1 ausgelösten Erkrankungsfälle kannte man bis jetzt vornehmlich bei Schafen und Pferden, Infektionen von Menschen konnten nicht nachgewiesen werden konnten. Alle bislang vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es sich bei den menschlichen Erkrankungen um seltene Einzelfälle handelt, teilt die deutsche Gesellschaft für Virologie (GfV) mit.

Bei dem in den aktuellen Fällen nachgewiesen klassischen Bornavirus BoDV-1 handelt es sich nicht um das Bornavirus VSBV-1, das vor einigen Jahren vier Todesfälle bei Züchtern von Bunthörnchen, einer Nagetierart, verursacht hat. Die beiden Viren sind jedoch verwandt. Zurzeit gibt es keine gesicherte antivirale Therapie gegen Bornavirus-Infektionen beim Menschen.

 

Bornavirus regional begrenzt

Das Vorkommen des BoDV-1 in den Feldspitzmaus-Populationen ist nach heutigem Wissensstand regional begrenzt auf Teile Ost- und Süddeutschlands, Österreichs, der Schweiz und Liechtensteins.  Eine Infektion mit BoDV-1 lässt sich derzeit nur bei akut erkrankten Personen sicher diagnostizieren. Für die mitunter veröffentlichte These, wonach ein großer Teil der Bevölkerung mit dem Virus infiziert sei und ein Zusammenhang mit dem Auftreten verschiedener neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen bestehe, gibt es nach wie vor keine wissenschaftlich fundierten Beweise.

Quelle:

Stellungnahme der deutschen GESELLSCHAFT FÜR VIROLOGIE (GFV) –
http://www.g-f-v.org/stellungnahmen_detail

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