Sonntag, März 17, 2024

Blutzucker senkende Wirkung der Bittermelone bei Diabetes

Die Bittermelone – Momordica charantia – hilft dabei, den Blutzucker zu senken und das könnte bei Typ II Diabetes durchaus eine positive Wirkung bringen.

Die hypoglykämische Wirkung der Frucht der Bittermelone und ihrer polaren Extrakte werden bereits seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts erfolgreich an verschiedenen Tiermodellen vor allem auch im Zusammenhang mit Blutzucker und Diabetes von untersucht. Die Wirkung am Menschen wird in Beobachtungen und kleineren Untersuchungen mit geringen Teilnehmerzahlen und ungenügendem Studiendesign zwar immer wieder bestätigt, detaillierte klinische Studien fehlen bis dato.

Die Bittermelone – medizinisch Momordica charantia – wird auch als Balsambirne oder Bittergurke bezeichnet. Weitere internationale Bezeichnungen sind beispielsweise bitter melon, biter apple, bitter gourd, bitter cucumber, balsam pear, carella fruit (USA), karela (Indien), fu kwa (China), ampalaya (Philippinen). Von Indien und China ausgehend hat man die Bittermelone dann auch in Südamerika, Afrika, USA sowie Europa angebaut.

 

Die Bittermelone unter der botanischen Lupe

Die Bittermelone ist eine einjährige Kletterpflanze mit handförmigen, fünf-lappigen, dem Weinstock ähnlichen Blättern von 5 bis 12 cm Durchmesser. Aus den gelben Blüten entwickeln sich gurkenähnliche, genoppte, leicht gebogene Früchte (5 bis 15 cm lang), die anfangs grün sind, in der Reife orangegelb werden und schließlich aufplatzen. In der weichen Frucht befindet sich eine intensiv rot gefärbte Plazenta mit braunen und weißen Samen. Verwechslungen mit M. balsamica (Balsamapfel) sind möglich.


Radieschen: gesunde Scharfmacher mit positiver Wirkung für die Gesundheit bei Diabetes

Radieschen (Raphanus sativus) © Nick Pecker/ shutterstock.com
Radieschen (Raphanus sativus) © Nick Pecker/ shutterstock.com

Radieschen sind sehr gesund mit vielen Vitaminen und Mineralstoffen, zudem bringen die Scharfmacher auch bei Diabetes eine positive Wirkung. Mehr dazu unter https://medmix.at/radieschen-gesundheitswirkung/


Neben dem hohen Protein-, Mineralstoff- und Kohlenhydrat- sowie dem niedrigen Fettanteil wurden unter anderem Kalzium, Karotin, Riboflavin, Vitamin A und C in der Bittermelone nachgewiesen. 

In der asiatischen Küche wird die Bittermelone, dessen gesundheitsfördernde Wirkung dort volksmedizinisch seit Jahrhunderten bekannt ist, als Gemüse sehr geschätzt und oft eingesetzt. Die Früchte werden unreif, grün und in verschiedensten Zubereitungsarten gegessen, aber grundsätzlich geschnitten und mit Salz mariniert, um den bitteren Geschmack zu beseitigen. Die reife Frucht wird als zu toxisch und zu bitter beschrieben.

In der traditionellen indischen Medizin finden die unreifen Früchte, Samen, Wurzeln und Blätter der Bittermelone Verwendung. In einer aktuellen Studie zeigte übrigens Probiotika fermentierter Bittermelonensaft noch bessere Ergebnisse.

 

Inhaltsstoffe der Bittermelone

Neben dem hohen Protein-, Mineralstoff- und Kohlenhydrat- sowie dem niedrigen Fettanteil wurden Kalzium, Karotin, Riboflavin, Vitamin A und C in der Bittermelone nachgewiesen. Aus Blättern, Samen und Frucht wurden u. a. Triterpenglykoside (Momordicine und Momordicoside) isoliert.

Von besonderem Interesse in Bezug auf die pharmakologischen Wirkungen sind folgende aus Frucht und Samen der Bittermelone gewonnene Inhaltsstoffe:

  • Charantin, ein Gemisch von b-Sitosterol-b-D-glucosid und a-5,25-Stigmastadien-3-O-β-D-glucosid im Verhältnis 1:1 mit vermuteter hypoglykämischer Wirkung.
  • p-Insulin mit hoher Homologie zu bovinem Insulin, aber immunologisch nicht kreuzreaktiv, zeigt bei Injektion ebenfalls blutzuckersenkende Wirkung. Es dürfte ev. sublingual aktiv sein.
  • die antiviralen Proteine MAP 30 (Momordica anti-protein) und RIPs (Ribosome inactivating proteins), wobei das Protein MAP30 in vitro die HIV-1 Infektion und die Virus-Replikation hemmt1
  • a und b-Momorcharin, Ribosomen-inaktivierende und immunmodulatorische Glykoproteine mit Antitumorwirkung, aber auch abortiven Eigenschaften im Tierversuch.

Der Fruchtsaft selbst ist ein starker Peroxid- und Hydroxyl-Radikalfänger, der seine Wirkung selbst nach 45-minütigem Kochen mit Alkali oder Säure nicht verliert.


Brokkoli bei Diabetes – der grüne Alleskönner verbessert die Blutzuckerwerte

Brokkoli © mama_mia / shutterstock.com
Brokkoli © mama_mia / shutterstock.com

Im Grunde genommen ist Brokkoli bei Diabetes eine schmackhafte Möglichkeit, sich gesund zu ernähren und seine Blutzuckerwerte zu verbessern. Mehr dazu unter https://medmix.at/brokkoli-bei-diabetes-blutzuckerwerte/


Blutzucker senkende Wirkung am Menschen

Bereits um das Jahr 1940 konnten Forscher die Blutzucker senkende (hypoglykämische) Wirkung der Bittermelone an gesunden Hasen bestätigen. Danach folgten zahlreiche erfolgreiche Tierexperimente. Am Menschen sind verschiedene Untersuchungen – meist mit Frischsaft oder Extrakt aus Bittermelone – jeweils mit einer kleinen Zahl an Probanden durchgeführt worden. Dabei fehlten die Randomisierung sowie Placebo- und Vergleichsgruppe.

 

Beispielsweise untersuchten Forscher bei neun Diabetes Typ-2 Patienten die Wirkung der Bittermelone auf den Blutzucker-Wert von. Allerdings bekamen acht der Probanden auch eine Therapie mit Sulfonylharnstoff-Medikamenten. Nach einem initialen Glucose-Toleranztest (GTT) führten sie nach 8 bis 11 Wochen weitere Glucose-Toleranztests durch. Und zwar hatten die Probanden entweder täglich 50 ml Momordica-charantia-Saft (aus etwa 200g frischer Frucht) konsumiert. Oder sie hatten täglichen geringe Mengen gebratener Frucht der Bittermelone gegessen.

Dabei brachte der Verzehr der gebratenen Frucht eine 6%-ige Abnahme des Glucose-Wertes eine Stunde nach dem Essen, was statistisch nicht signifikant war. Hingegen zeigte der Glucose-Toleranztest nach Safteinnahme mit 12% eine signifikante Abnahme der Glucose-Werte eine Stunde nach dem Konsum. Allerdings reduzierte die Einnahme von gebratener Bittermelone die HbA1c-Werte um 8% als zusätzlichen Vorteil. Trotz zahlreicher methodischer Schwäche zeigte sich alles in allem doch eine Abnahme des Glucose-Wertes durch die Bittermelone.

Die Blutzucker senkende Wirkung von Bittermelone bietet mit Sicherheit eine interessante Unterstützung bei der Behandlung von Diabetes Typ-2 unter der Aufsicht des behandelnden Arztes.

Eine andere Studie analysierte bei 18 neu diagnostizierte Diabetes Typ-2-Patienten, die 100ml Saftes der Bittermelone konsumierten, nach 30 Minuten die Glucose-Werte. 13 Patienten (73%) zeigten edabei ine moderate, signifikante Verbesserung der Blutzucker-Toleranztest-Ergebnisse.

 

Wässriger Extrakt effektiver als getrocknetes Fruchtpulver

In einer weiteren Studie untersuchten Wissenschaftler einerseits die Wirkung eines wässrigen Extraktes. Dieser bestand aus 100g gehackter Frucht der Bittermelone, die man in 200ml Wasser bis zu einem Volumen von 100ml einkochte. Die Patienten verzehrten den Extrakt als Morgendosis. Eine zweite Gruppe konsumierte 5g getrocknetes Fruchtpulvers 3 x täglich. Nach drei Wochen Behandlung zeigten die Patienten der Gruppe 2 eine 25%-ige Reduktion des mittleren Blutglucose-Wertes, die nicht signifikant war. Hingegen beobachteten Forscher in Gruppe 1 eine signifikante 54%-ige Reduktion des Blutglucose-Wertes. Außerdem verringerte sich der mittlere HbA1c-Wert von 8,37 auf 6,95%.

 

Wirksam bei nicht Insulin abhängigen Patienten

Die Blutzucker senkende Wirkung eines Extraktes der Bittermelone konnten Forscher schließlich auch bei 41 nicht Insulin abhängigen Patienten im Alter von 40 bis 90 Jahren mit Diabetes-Stoffwechsellage bestätigen.


Zwiebel in Form von Zwiebelextrakt als Blutzucker- und Cholesterin-Senker

Zwiebeln können natürlich dabei helfen, den Blutzucker und den Cholesterin-Spiegel zu senken. © nnattalli / shutterstock.com
Zwiebeln können natürlich dabei helfen, den Blutzucker und den Cholesterin-Spiegel zu senken. © nnattalli / shutterstock.com

Zwiebel kann sowohl den Blutzucker als auch den Cholesterin-Spiegel senken, und zwar speziell als Zwiebelextrakt in Kombination mit Metformin. Mehr dazu unter https://medmix.at/zwiebelextrakt-als-blutzucker-senker/


Überblick: Wirkung und Nebenwirkungen der Bittermelone

Endokrines System

Die Blutzucker senkende Wirkung der Bittermelone wurde sowohl im Tierversuch als auch am Menschen nachgewiesen. Vorgeschlagene Mechanismen sind Insulin-ähnliche Effekte, Stimulation der pankreatischen Insulinsekretion, verringerte hepatische Gluconeogenese, gesteigerte hepatische Glykogensynthese und erhöhte periphäre Glucoseoxidation. Zwei Fallberichte dokumentieren hypoglykämisches Koma und Konvulsionen bei Kindern nach Verabreichung eines Tees von M. charantia.

Gastrointestinaltrakt

Samen und äußere Schale von Bittermelone beinhalten ein toxisches Lektin, das die Proteinsynthese in der Darmwand hemmt. Eine Korrelation mit klinischen Vorfällen oder Symptomen am Menschen erfolgte bisher nicht.

Fertilität

In Tierversuchen wurde eine Abnahme der Fertilität nachgewiesen. Die Fertilitätsrate von Mäusen, die täglich mit Bittermelone-Saft gefüttert wurden, sank von 90 auf 20%. Bei 60 Tage mit M. charantia-Extrakt gefütterten Hunden wurde die Spermatogenese inhibiert. Studien mit dem antiviralen Protein MAP30 zeigten in vitro jedoch keinen Effekt auf die Mobilität menschlicher Spermien.

Hämatologie

Aus Bittermelone wurde das Favismus-induzierende Glykosid Vicin isoliert. Personen mit Glucose-6-phosphat-dehydrogenase-Mangel tragen daher nach Genuss von Bittermelone-Samen ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung von Favismus. Favismus ist durch den Ausbruch hämolytischer Anämie und anderer Symptome, wie Kopfschmerz, Fieber und Magenbeschwerden bis hin zum Koma definiert. Glucose-6-phosphat-dehydrogenase-Mangel und Favismus sind im Mittelmeeraum und im mittleren Osten weit verbreitet.

Leber

Im Tiermodell konnte Fruchtsaft oder Samenextrakt aus Momordica charantia eine signifikante Zunahme der g-Glutamyltransferase und der alkalischen Phosphatase bewirken. Die Zunahme der Enzymwerte wurde jedoch nicht mit signifikanten histopathologischen Veränderungen in der Leber assoziiert. Die klinische Relevanz am Menschen wurde noch nicht untersucht. Vorsicht ist dennoch geboten, speziell bei Personen mit Lebererkrankungen.

Neurologie

Weiter berichteten Patienten nach der Einnahme von Momordica charantia Samen von Kopfschmerzen. Allerdings gibt es keine detaillierte Informationen über deren Schweregrad sowie die Dauer.

Schwangerschaft und Stillzeit

Unter dem Strich sollten Frauen in der Schwangerschaft die Einnahme der Bittermelone vermeiden. Denn zwei aus der unreifen Frucht isolierte Proteine – Momorcharin a und b – zeigten im Tiermodell eine abortive Wirkung.

Bittermelone-Anwendung bei Kindern

Jedenfalls raten Experten von der Anwendung bei Kindern wegen der unklaren Datenlage von der Anwendung der Bittermelone ab. Und zwar auch wegen der bereits erwähnten Fallberichte über hypoglykämisches Koma und Konvulsionen nach Verabreichung eines Tees.

Allergie

Schließlich sollte man Bittermelone bei bekannter Allergie oder Hypersensibilität auf Vertreter der Cucurbitaceae (Kürbis und Melone) meiden.

 

Zusammenfassung

Im Grunde genommen stehen der Blutzucker senkenden Wirkung von Bittermelone bei Menschen mit Diabetes Typ-2 noch relativ wenig aussagekräftige klinische Daten gegenüber. Wobei die am Markt erhältlicher Produkte meist eine ungenügende Standardisierung und Deklaration aufweisen. Allerdings scheint eine additive Anwendung von Bittermelone zusätzlich zur medikamentösen Therapie Sinn zu machen. Unter dem Strich sollte eine adäquate Ernährung sowie ein sinnvolles Bewegungsprogramm bei Patienten mit Diabetes Typ-2 immer unter Aufsicht des behandelnden Arztes erfolgen.


Die Wirkung der Bittergurke kann bei Prä-Diabetes helfen, den Blutzucker zu senken

Die Bittergurke kann mit ihrer Wirkung bei Menschen mit Prä-Diabetes den Nüchtern-Blutzucker umso größer senken, je höher der Ausgangswert ist. Mehr dazu unter https://medmix.at/blutzucker-senkende-wirkung-der-bittergurke-bei-praediabetiker/

Neben der richtigen Ernährung und reichlich Bewegung sollten Patienten mit Diabetes Typ-2 auch eine zusätzliche Einnahme von Bittermelone – auch Bittergurke genannt – zur medikamentösen Therapie dazu immer unter ärztlicher Aufsicht durchführen. © MRS.Siwaporn / shutterstock.com
Neben der richtigen Ernährung und reichlich Bewegung sollten Patienten mit Diabetes Typ-2 auch eine zusätzliche Einnahme von Bittermelone – auch Bittergurke genannt – zur medikamentösen Therapie dazu immer unter ärztlicher Aufsicht durchführen. © MRS.Siwaporn / shutterstock.com

Die Bittergurke kann mit ihrer Wirkung bei Menschen mit Prä-Diabetes den Nüchtern-Blutzucker umso größer senken, je höher der Ausgangswert ist. Mehr dazu siehe https://medmix.at/blutzucker-senkende-wirkung-der-bittergurke-bei-praediabetiker/


Literatur:

Dutta S, Hazra P, Saha S, Acharya B, Bhattacharjee T, Kumar Maurya P, Banerjee S, Chakraborty I, Chattopadhyay A. Applied mutagenesis could improve economically important traits in bitter gourd (Momordica charantia L.). J Genet. 2021;100:43. PMID: 34282734.

Rajaee Behbahani S, Iranbakhsh A, Ebadi M, Majd A, Ardebili ZO. Red elemental selenium nanoparticles mediated substantial variations in growth, tissue differentiation, metabolism, gene transcription, epigenetic cytosine DNA methylation, and callogenesis in bittermelon (Momordica charantia); an in vitro experiment. PLoS One. 2020;15(7):e0235556. Published 2020 Jul 2. doi:10.1371/journal.pone.0235556

Hartajanie L, Fatimah-Muis S, Heri-Nugroho Hs K, Riwanto I, Sulchan M. Probiotics Fermented Bitter Melon Juice as Promising Complementary Agent for Diabetes Type 2: Study on Animal Model. J Nutr Metab. 2020;2020:6369873. Published 2020 Feb 28. doi:10.1155/2020/6369873

Leatherdale BA, Panesar RK, Singh G, Atkins TW, Bailey CJ, Bignell AH. Improvement in glucose tolerance due to Momordica charantia (karela). Br Med J. 1981;282:1823–1824.

Baby Joseph, D Jini. Antidiabetic effects of Momordica charantia (bitter melon) and its medicinal potency. Asian Pac J Trop Dis. 2013 Apr; 3(2): 93–102. doi: 10.1016/S2222-1808(13)60052-3


Quelle:

Momordica charantia – Blutzuckersenker aus der Natur. MEDMIX 6/2005

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