Freitag, April 19, 2024

Bluttests zur Darmkrebs-Früherkennung

Durch Verbesserungen der Testsysteme ist zu erwarten, dass es in den nächsten Jahren Bluttests oder Urintests für die Darmkrebs-Früherkennung geben wird.

Darmkrebs ist immer noch eine der häufigsten Krebstodesursachen mit über 200.000 Todesfällen in der EU pro Jahr. Dabei wäre das kolorektale Karzinom (Darmkrebs) grundsätzlich durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen vermeidbar.

Europaweit wird intensiv daran gearbeitet, Früherkennungsprogramme für kolorektale Karzinome umzusetzen. Die Inanspruchnahme der Vorsorgekoloskopie ist derzeit allgemein noch unbefriedigend, da nur etwa 20-30 Prozent die Untersuchung durchführen lassen. Dies hat viele Gründe, u. a. die doch aufwändige Vorbereitung zur Koloskopie (d. h. die Darmreinigung) sowie die Überzeugung, dass man eine „invasive“ Untersuchung als Gesunder gar nicht benötigt.

 

Welche weiteren Möglichkeiten der Vorsorge gibt es?

Vor kurzem wurde neben dem klassischen Guaiak-Stuhltest, der Blut im Stuhl biochemisch nachweist, der genauere immunologische Stuhltest als weitere Option in das Spektrum der Untersuchungen zur Darmkrebsvorsorge aufgenommen. Dieser Test soll insbesondere Menschen ansprechen, die nicht primär eine Vorsorgekoloskopie durchführen lassen wollen, trotzdem aber zu einem Darmkrebsscreening bereit sind. Aber auch dieses Verfahren bedeutet zusätzlichen Aufwand: Man muss Stuhl gewinnen und ihn zur Untersuchung bringen oder versenden.

Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass ein noch einfacherer Weg der Darmkrebsvorsorge die Inanspruchnahme der Maßnahme deutlich verbessert. Bluttests – Blutbasierte Analysesysteme ähnlich dem PSA-Test zur Prostatakrebsvorsorge – sind ideal, da sie ein » one stop shopping « ermöglichen, d. h. das Screening kann im Rahmen einer einfachen Blutuntersuchung gleich mitgemacht werden.

Gegenwärtig gibt es mehrere Methoden zur blutbasierten Darmkrebsvorsorge. Dazu gehören Genexpressionspanel aus mononukleären weißen Blutzellen, die Analyse von zirkulierender Tumor-DNA und ihrer epigenetischen Modifikationen, die Analyse von Nukleosomen, der Aktivität von NK-Zellen oder von tumorspezifischen Glykanen. Auch andere Analyseproben wie z. B. Urin werden geprüft.

 

Wann wird die Darmkrebsvorsorge mittels Bluttests Realität?

Mit der blutbasierten Darmkrebsvorsorge können aktuell kolorektale Karzinome mit einer Sensitivität von 70-80 Prozent und einer Spezifität von 50-90 Prozent detektiert werden. Diese Tests sind allerdings noch sehr ungenau, wenn Vorstufen von Darmkrebs, sogenannte fortgeschrittene Adenome, detektiert werden sollen. Durch weitere Verbesserungen der Testsysteme ist aber zu erwarten, dass es valide Bluttests oder Urintests für die Früherkennung von Darmkrebs in den nächsten Jahren geben wird. Allerdings bleibt eines gleich: Wenn Bluttests positiv sind, muss die Darmspiegelung folgen.

Quelle: Statement„One stop shopping“: Wie steht es mit Bluttests für die Früherkennung von Darmkrebs? von Professor Dr. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm

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